Dieser Vertrag will eine hospizliche und palliative Begleitung für Menschen mit Behinderungen an deren Lebensende sicherstellen, die an einer schweren tödlichen Krankheit leiden. Gut drei Jahre lang hat man darauf hingearbeitet, miteinander Strukturen, Wissen und Vertrauen aufgebaut. „Diese Zusammenarbeit ist eine Bereicherung für uns“, sagt Ingrid Reimlinger, die Leitende Koordinatorin des Hospizvereins.
Menschen mit geistigen Behinderungen sind in besonderer Weise durch Leid, Sterben und Tod verunsichert. Hinzu kommen Schwierigkeiten in der Kommunikation und der damit verbundenen klaren Ausdrucksfähigkeit. So werden bei Menschen mit Behinderungen Krebsdiagnosen durchschnittlich deutlich später diagnostiziert und Schmerzmittel weniger verabreicht. Gerti Ettemayer, 2. Vorsitzende des Raphael Hospizvereins, setzt sich deshalb für eine zusätzliche Schulung von Hospizhelfern ein. Der Caritasverband für die Diözese Augsburg hat diesen Wunsch bereits in sein Fortbildungsangebot aufgenommen.
Neben all dem fachlichen Wissen, das die ehrenamtlichen Hospizhelferinnen nach ihrer 140 stündigen Ausbildung mitbringen, für Jutta Weindl ist Geduld eine entscheidende Voraussetzung, um Menschen mit Behinderungen gut beistehen zu können. Weindl hat in Offingen und Günzburg bereits zwei Personen auf ihrem letzten Lebensweg begleitet. „Es war nicht so einfach, das Vertrauen aufzubauen. Sie brauchen dafür einfach mehr Zeit.“
Jeanette Simon, ihre Kollegin, die in Günzburg eine Person als ehrenamtliche Hospizbegleiterin begleitet hatte, weist darauf hin, dass es eine „besondere Sensibilität“ brauche. Bei Menschen mit geistigen Behinderungen sei die Hemmschwelle für ihre Gefühle niedriger. Gerade deshalb sei es dringend erforderlich, genau darauf zu achten, was man und wie man es sagt. „Sie reagieren viel sensibler.“
Auch das zu verstehen, was in einer schweren letzten Lebensphase passiert, sei „anders“. Manche bräuchten länger, um dies zu verstehen. Man müsse sich auch sprachlich auf sie einlassen können und sensibel für deren Gestik sein, die ihrerseits sehr viel zum Ausdruck bringen könne. Erika Voss, ebenfalls ehrenamtliche Hospizhelferin des Raphael Hospizvereins, betont deshalb, wie wichtig es ist, mit dem pädagogischen Fachpersonal der Wohneinrichtungen einen engen Austausch zu pflegen. „Sie kennen ja diese Menschen viel besser und viel länger als wir.“
Reimlinger vertraut ihren Mitarbeiterinnen. Sie kennt sie schon seit ihrer Ausbildung zu Hospizhelferinnen. „Daher weiß ich, dass sie die Sensibilität für diese Arbeit in den Wohneinrichtungen haben.“ Es sei zwar nicht immer einfach, das nötige Vertrauen aufzubauen, zu dem sterbenden Menschen, aber auch den Mitbewohnerinnen und Mitbewohnern. Sie würden stets nachfragen, was eine Hospizhelferin tue, was sie ihrem Mitbewohner gesagt hätte, wie es ihm gehe. „Aber wenn das Vertrauen aufgebaut ist, dann hat man es voll und ganz.“ So sei die Zusammenarbeit keineswegs belastend. „Wir fühlen uns in diesen Wohneinrichtungen der Caritas wohl.“
Pressemitteilung
Es bedarf einer besonderen Sensibilität
Erschienen am:
03.07.2016
Herausgeber:
Caritasverband für die Diözese Augsburg e.V.
Auf dem Kreuz 41
86152 Augsburg
Auf dem Kreuz 41
86152 Augsburg
Beschreibung