So auch Menschen mit geistigen Behinderungen aus den Einrichtungen der Caritas, der Regens-Wagner-Stiftungen, des Dominikus-Ringeisen-Werkes und der Elisabethenstiftung im Bistum Augsburg. Rund 800 kamen aus Breitbrunn, Dillingen, Glött, Holzen, Lauingen, Lautrach, Marxheim - Schweinspoint, Ursberg wie auch aus Augsburg in ihren Bussen zur Ulrichsbasilika. Für viele war es keineswegs einfach. Sie sind auf den Rollstuhl angewiesen, manche auf besondere Roll- und Pflegestühle. Andere tun sich schwer beim Gehen. Viele sind auf die Hilfe anderer angewiesen.
Und dennoch: Wer miterleben will, wie innig und selbstverständlich Menschen an einem Gottesdienst teilnehmen können, der sollte diesen Wallfahrtsgottesdienst für Menschen mit Behinderungen nicht versäumen. Aus allen Einrichtungen freuten sich eine Frau und mehrere Männer ministrieren zu dürfen. Frauen und Männer aus Augsburg und Dillingen sprachen im Bußakt über ihre Ängste, Schmerzen und ihr Alleinsein und trugen später vor den 800 Gottesdienstteilnehmern selbstbewusst ihre Bitten vor. Gertrud Feßber aus der Regens-Wagner-Einrichtung in Glött ging selbstbewusst zum Ambo und las die Lesung laut und deutlich vor. Der Johannes-Chor von der Stiftung St.">Sankt Johannes in Marxheim-Schweinspoint begeisterte mit seinen Liedern, und der Gebärdenchor St. Antonius vom Dominikus-Ringeisen-Werk in Ursberg übersetzte die Liedtexte in Gebärden, damit auch die Gehörlosen alles verstanden. So war der Wallfahrtsgottesdienst nicht nur ein Gottesdienst für die Menschen mit Behinderungen. Dass der Behindertenseelsorger Diakon Thomas Schmidt das Evangelium in Leichter Sprache vorlas, hat bereits in Augsburg Tradition, genauso wie Michael Geisberger, verantwortlich für die Katholische Hörgeschädigtenseelsorge im Bistum Augsburg, alle gesprochenen Worte und Texte in Gebärden simultan übersetzt.
An dem Geistlichen Direktor Walter Merkt des Dominikus-Ringeisen-Werkes war es in der Predigt gelegen, den Gottesdienstbesuchern mit Behinderungen das Motto des "Ulrichs-Gottes-Dienstes" - so die Schreibweise in der Leichten Sprache zu erläutern. Es lautete "Gott ist für Dich da. Sag es weiter!". Merkt erzählte über das Leben des Heiligen Ulrich. Dass dieser über 1.90 m groß war, wusste keiner. Gefragt, ob jemand auch so groß sei, ging Joachim Stefaniw aus Marxheim zu Merkt vor und stellte sich neben den deutlich kleineren Merkt. Der Heilige Ulrich sei aber nicht nur groß gewesen. Wissenschaftler hätten an seinen Gebeinen 1971 herausgefunden, dass er starke Rückenschmerzen gehabt haben muss. Diese, so erzählte Merkt weiter, seien vom vielen Reiten gekommen, weil er ständig zu den Menschen unterwegs war. Überall habe er die frohe Botschaft weiter erzählt, habe die Freundschaft mit den Menschen gesucht und dort, wo Fehler gemacht wurden, für Versöhnung gesorgt. Der Fisch, das Symbol mit der Augsburger Bistumspatron immer gezeigt werde, erinnerten an sein soziales Engagement, seine Baumaßnahmen, die ihre Hütten wegen Überflutungen des Lechs und der Wertach verloren hatten, und an seinen Einsatz dafür, dass auch die armen Menschen genügend zu Essen bekamen. Merkt stellte so den Augsburger Bistumspatron als Vorbild für ein echtes Christentum heute heraus. "Er hat nicht nur von der Liebe Gottes gesprochen. Er hat es nicht nur mit dem Mund weitergesagt, dass Gott für die Menschen da ist. Er hat es auch mit seinen Händen jeden Tag getan."