Schon damals war ihm die Flüchtlings- und Migrationsberatung der Caritas eine große Hilfe. "Die konnten mir bei allen Problemen und Fragen gut helfen", erzählte Geiger in Marktoberdorf.
Eine wöchentliche Asylsozialberatung in den Unterkünften wurde eingerichtet. Regelmäßig fuhren die Beraterinnen und Berater des Augsburger Diözesan-Caritasverbandes in die verschiedenen Orte. Seit einem Jahr besteht nun eine eigene Beratungsstelle in Marktoberdorf im Michetalweg. Für Claudia Schober, Leiterin des Fachgebiets Migrationsberatung des Diözesan-Caritasverbandes, ein guter Anlass, auf die vielfältige Arbeit und deren Bedeutung für ein gutes Miteinander vor Ort hinzuweisen. "Da steppt der Bär!", fasste sie die Vielfalt und Dichte der Beratungsarbeit zusammen. Schober sieht dabei die Caritas-Beratung als wichtigen Teil im Feld der vielfältigen Hilfen von den Sprachkursen, Qualifizierungsgruppen, Betreuern, Laiendolmetschern und den Ehrenamtlichen. Dabei verstehen sich die Caritas-Berater nicht nur als Ansprechpartner für die Asylbewerber, sondern auch für die Ehrenamtlichen und Behörden. Aktuell besteht der Beratungsdienst im Landkreis Ostallgäu aus zweieinhalb Stellen. Zwei in Marktoberdorf und eine Kollegin, die in Kaufbeuren ihren Dienstsitz hat, aber auch nach Buchloe fährt. Auch nach Pfronten, Obergünzburg, Rieden bei Kaufbeuren oder auch Füssen sei man regelmäßig unterwegs, um vor Ort Beratung anbieten zu können.
Für die Caritas hat der Dienst der Migrations- und Asylsozialberatung einen hohen Stellenwert. Das unterstrich der Augsburger Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg nicht nur mit seiner Teilnahme an der Einjahresfeier. In seiner Rede verdeutlichte er die Position der Caritas zur Flüchtlings- und Asylpolitik. "Es kommen Menschen zu uns. Und unser alter Grundsatz gilt. Caritas Christi urget nos. (Die Liebe Christi drängt uns.)" Christen stünden dabei nicht für eine bloß formale Gerechtigkeit nach dem Motto "Gibst Du mir, geb‘ ich Dir" und nicht für ein Miteinander, "das dadurch geprägt ist, Menschen in Not außen vor zu lassen." Christen hätten vielmehr das Prinzip der Bergpredigt, die Gerechtigkeit der Liebe, zu verwirklichen. Dabei beruft er sich auch auf Papst Franziskus, der in seiner jüngsten Botschaft des Welttags des Migranten und Flüchtlings gesagt hatte: "Die echte Begegnung mit dem anderen bleibt nicht bei der Aufnahme stehen, sondern verpflichtet uns zu schützen, zu fördern und zu integrieren." Eine Abschottung und Verbannung von Flüchtlingen in Zenten komme deshalb für die Caritas nicht in Frage.
Das Engagement der Caritas sieht er dabei auch im Grundgesetz und der darin begründeten freiheitlich demokratischen Grundordnung begründet. Dazu gehöre es alle Menschen ungeachtet ihrer nationalen, kulturellen und religiösen Überzeugungen wie auch ihrer Hautfarbe zu achten und ein gleiches Anrecht auf Schutz vor staatlicher Willkür, auf soziale Gerechtigkeit und Teilhabe zu gewähren.
Auch die Integrationsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung Kerstin Schreiyer würdigte die Arbeit der Caritas-MitarbeiterInnen in der Migrations- und Asylsozialberatung. "Sie leisten eine sehr wertvolle, umfängliche, schwierige und emotional herausfordernde Arbeit". "Mit gesundem Menschen- und Sachverstand" würden Beraterinnen und Berater ihre Aufgaben lösen. Dass das Engagement nötig und richtig sei, daran ließ sie keinen Zweifel aufkommen. "Es kommen Menschen in Not zu uns. Und unsere Aufgabe ist, ihnen zur Seite zu stehen." Deshalb müssten die Fragen der Bildung, Schule und Arbeitsintegration vorangebracht werden. "Schließlich können wir niemandem vorwerfen, wenn er unsere Spielregeln nicht kennt, wenn wir sie ihm nicht erklären."
Karl Geiger, zuständig beim Landratsamt Ostallgäu für das Ausländerwesen, verwies in seiner Rede auf die vielfältigen Hilfen für die Flüchtlinge und Asylbewerber. Er erinnerte an die Veröffentlichung des Leitfaden für Asylbewerber, an die monatlichen Info-Briefe, den Warenaustausch über die Internetseite des Landkreises, die Integrationshelfer, an das Projekt "Woman Empowerment", die Mieterqualifizierung, die Ausbildung von 12 Flüchtlingen zu Laiendolmetschern, die Ehrenamts- und Bildungskoordination. Für 209 Kinder und Jugendliche hätte man die Beförderung zur Schule unterstützt. Geiger gestand dabei ein: "Ohne die Unterstützung der vielen ehrenamtlichen Helfer von Anfang an, wären wir aufgeschmissen gewesen. Sie haben am meisten zur Integration von Flüchtlingen beigetragen."
Dass Deutschland entgegen mancher politischer Meinung sehr wohl ein Einwanderungsland sei, dass betonte Prof. Dr. Ulrich Bauer von der Hochschule Kempten. "Wir sind seit 130 Jahren außer in den Jahren der Nazi-Herrschaft ein starkes Einwanderungsland", das dadurch enorm in seinem Wirtschaftspotential von der Zuwanderung profitiert habe. Er fordert einen anderen Blickwinkel in der Flüchtlingsdebatte. Deshalb bedauert er, "dass nicht darüber geredet wird, was wir alles geleistet haben". Das habe dazu geführt, dass die öffentliche Diskussion die Ausgrenzung von Menschen mit Migrations- und Flüchtlingshintergrund so hoch bewerte, dass der Eigennutz der Zuwanderung für Deutschland dagegen zurückgestellt werde.
Prof. Bauer forderte die anwesenden Politiker dazu auf, sich klar zu werden, was die eigene Kultur wirklich ausmache. "Denn die kulturelle Dimension prägt unsere Diskussionen." Dabei machte er sehr deutlich, dass Ungarn als Beispiel für Deutschland auf keinen Fall tauge. "Ungarn läuft auf eine Verarmung und Vergreisung zu." Er wünscht sich ausdrücklich eine offenere und ehrlichere Diskussion. Warum? Dazu genügte ihm ein Hinweis auf die Folgen des Klimawandels für Westafrika. Ende dieses Jahrhunderts werden dort keine Menschen mehr leben können. Sechs Monate im Jahr, so die Prognose, würden 45 Grad Celsius herrschen. "Da kommt auf uns etwas zu, da werden wir uns das Jahr 2015 noch zurücksehnen."