In der Vergangenheit war Lohberg in den Schlagzeilen, da sich Bewohner des Stadtteils auf den Weg in den sogenannten Heiligen Krieg in Syrien gemacht haben. Schon weit vor dieser verhängnisvollen Entscheidung setzt das Projekt „Je suis Muslim“ des Caritasverbandes für die Dekanate Dinslaken und Wesel an, das jetzt vom Stiftungsfonds "Weihbischof Dr. Josef Voß" der Caritas GemeinschaftsStiftung mit einer Förderung von 2000 Euro bedacht wurde.
„Es war uns ein wichtiges Anliegen, hier ein Zeichen gegen Extremismus zu setzen“, erklärte der Diözesancaritasdirektor und Stiftungsvorsitzende Heinz-Josef Kessmann bei der Übergabe der Fördersumme. „Gerade als Christen können wir glaubhaft für Gewaltfreiheit und Demokratie werben.“ Die Fördermittel der Stiftung finanzieren Besuche eines Islam- und Politikwissenschaftlers, der im Rahmen des Projektes nach Lohberg kommt und den Jugendlichen ihre Fragen zum Glauben zu beantwortet. Weiterer Teil des Projektes ist die Erstellung eines Kunstwerkes zum Thema Glauben.
"Der Glaube ist für die Jugendlichen in unserem Viertel eine sehr wichtige Größe in ihrem Leben", erklärt Melanie Borowik, die in Dinslaken-Lohberg die Leitung zweier Caritas-Häuser der offenen Tür für Kinder und Jugendliche innehat. Da militante Salfisten für sich einen "Wahren Glauben" beanspruchen, seien die Jugendlichen tief verunsichert. Eine Verunsicherung, die bei einigen Lohbergern nach Syrien führte. Diese Verunsicherung will "Je suis Muslim" präventiv angehen. "Wir nehmen die Fragen der Jugendlichen zu ihrem Glauben ernst und helfen ihnen, Antworten zu finden", erklärt Melanie Borowik. Das stärke das Selbstwertgefühl und helfe, sich gegen militante Einflüsterungen zu wehren.
Die christliche Ausrichtung des Caritasverbandes Dinslaken-Wesel sei dabei kein Hindernis. Eher sei das Gegenteil der Fall, befindet Caritasdirektor Michael van Meerbeck: "Wir werden aufgrund unserer klaren Ausrichtung auch von vielen Muslimen ernst genommen und als glaubwürdig eingeschätzt." Der Verband suche deshalb die Kooperation mit Stadt, Schulen und der muslimischen Gemeinde im Viertel. Ein Weg, den auch Heinz-Josef Kessmann als "zielführend und richtig" bezeichnete. Außerdem hofft die Caritas in Dinslaken darauf, mit Projekten wie diesem das Bild des Stadtteils zum positiven zu verändern. Der Wohnort Lohberg darf kein Stigma sein.
071-2015 (jks) 3. Juli 2015