Die CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH - Behindertenhilfe übernimmt ab September 2016 eine Halle des Meringer Unternehmens Ludwig Leuchten GmbH Co. KG in der Frühlingstraße 15 in Mering. Der Mietvertrag konnte nun nach einem langwierigen und komplizierten behördlichen Genehmigungsverfahren am Donnerstagnachmittag unterzeichnet werden. Damit entstehen die ersten sogenannten ausgelagerten Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderungen außerhalb einer Werkstätte für Menschen mit Behinderungen in Schwaben.
Auf rund 800 Quadratmetern werden deshalb in einer Halle im Erdgeschoß der Firma Ludwig in den kommenden Monaten Sozialräume, eine Küche, ein Speiseraum, behindertengerechte Toiletten und Waschräume, Umkleideräume und Arbeitskabinen für die betreuenden handwerklichen Fachkräfte eingebaut werden. Auch der halleneigene Zugang wird behindertengerecht umgebaut werden. Dazu gehört für Rollstuhlfahrer eine Rampe. Insgesamt 530.000 Euro kosten die Umbaumaßnahmen. 80 Prozent davon trägt die öffentliche Hand, 20 Prozent trägt die Caritas. Hierbei beteiligt sich allerdings auch Ludwig Leuchten mit kleineren baulichen Maßnahmen.
Am Ende werden dort 36 Menschen mit geistigen und bzw. psychischen Behinderungen arbeiten können. Fünf oder sechs betreuende handwerkliche Fachkräfte mit sonderpädagogischer Zusatzausbildung werden ebenfalls dort arbeiten. Franz Minnerrath, der Geschäftsführer der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH, freut sich schon jetzt für die betroffenen Menschen. "Die Anfahrtswege werden für sie kürzer, sie werden viel Zeit sparen", sagte er bei der Vertragsunterzeichnung. Bislang werden die Menschen mit Behinderungen aus dem Raum Mering und Umgebung von Fahrdienstunternehmen nach Augsburg zur Hauptwerkstätte der CAB im Hanreiweg gefahren.
Eigentlich wollte Minnerrath die neuen Arbeitsplätze bereits im September 2015 einweihen können. Doch wie bei Werkstätten für Menschen mit Behinderung üblich bedurfte es eines komplizierten Genehmigungsverfahrens. Auch musste die Frage der Bezuschussung geklärt werden. "Dass Sie ein Jahr zugewartet haben, das verdient nicht nur unseren Dank, sondern auch unsere ausdrückliche Anerkennung", sagte Minnerrath zu Erich Ludwig und Florian Möckel, dem Führungsteam von Ludwig Leuchten. Auch Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert hat sich dahinter geklemmt, dass das Vorhaben gelingen wird.
Für das Unternehmen wie auch Ludwig und Möckel selbst ist diese Form des Miteinanders in der Arbeit nichts Ungewöhnliches. Seit 1993 pflegen sie die Zusammenarbeit mit einer Behindertenwerkstatt in Bergen in Sachsen, wo die zweite Produktionsstätte von Ludwig Leuchten liegt. Viele persönliche, auch bewegende Erlebnisse prägen insbesondere Ludwig. Sein Geschäftsführer-Kollege Möckel sagt: "Wir haben ein großes soziales Herz." Deshalb war es für sie als Unternehmensleitung nie eine Frage, ob sie warten wollen oder nicht, bis die CAB bei ihnen die Werkstatthalle eröffnen würde.
Möckel hat auch ein wirtschaftliches Interesse. Während man Teile zur Bearbeitung bislang nach Augsburg zur CAB-Werkstätte fahren müsse, könne man die Aufträge gleich innerhalb des Hauses weiterreichen. Er geht davon aus, dass die CAB einige Arbeiten von Verschraubungsarbeiten bis hin zu kleineren Kabelbäumen wird übernehmen können.
Allerdings wird die CAB nicht nur Auftragsarbeiten von Ludwig Leuchten übernehmen. Die Werkstätten der CAB übernehmen Aufträge aus dem gesamten produzierenden Gewerbe. "Dazu gehören unter anderem leichtere Montagearbeiten. Zum Beispiel montieren wir die Laufräder auf Schienen für Aufzugtüren", sagte Minnerrath. Da die Werkstätten der CAB ISO-zertifiziert sind, garantierte er Ludwig und Möckel hochqualifizierte Arbeit, "auch wenn unsere Beschäftigten langsamer arbeiten."
Info:
Die UN-Behindertenrechtskonvention, die Deutschland 2009 ratifiziert hatte, setzt sich für die Inklusion von Menschen mit Behinderung ein. Um das Ziel der Teilhabemöglichkeiten in Gesellschaft und in der Arbeitswelt zu erreichen, setzen sich der Bezirk Schwaben wie auch die Caritas im Bistum Augsburg unter anderem für die Dezentralisierung von Werkstattplätzen ein. Insgesamt arbeiten über 2.000 Menschen mit Behinderungen in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH. Allein in den Hauptwerkstätten in Augsburg am Hanreiweg sind es 600.