Angebote für psychisch kranke und suchtkranke Menschen
Zusmarshausen, 04.04.2019 (pca). Ob auf dem Land oder in der Stadt, die Erkrankungen der Menschen unterscheiden sich nicht. Doch in der Stadt gibt es hierfür ein dichteres Netz von entsprechenden Angeboten. Zusmarshausen und seine Umgebung haben aber inzwischen im Hinblick auf Menschen mit psychischen Erkrankungen einen großen Fortschritt gemacht. In den vergangenen Monaten ist ein kleines sozialpsychiatrisches Zentrum mit der Tagesstätte für psychische Gesundheit in der Augsburger Straße 38 entstanden. Die Caritas hat dort großzügige Räumlichkeiten angemietet. Helle Räume mit großen Fenstern laden die Besucher ein, hier einen guten Tag verbringen zu können.
"Es ist schön hier zu arbeiten", sagt Ines Rösiger, Sozialpädagogin und Leiterin der Tagesstätte der
Caritas. Insbesondere freut es sie für die Besucher, "weil man sich hier richtig wohlfühlen kann." Der Bezirk Schwaben, der die Versorgungsplanung für den gesamten Bezirk vorgibt, hatte in 2018 der Caritas den Zuschlag für die Errichtung des sozialpsychiatrischen Angebotes erteilt.
Von Montag bis Freitag ist die Tagesstätte geöffnet. Rösiger und ihre Kolleginnen, die Heilerziehungspflegerin Manuela Drexel und die Ergotherapeutin Kristin Halbauer, freuen sich über jeden Besucher. "Es sind tolle erwachsene Leute unterschiedlichen Alters", sagt Drexel. Die sie so positiv beschreibt, sind Frauen und Männer ab dem Alter von 18 Jahren, die ganz unterschiedliche psychischen Belastungen und Erkrankungen haben. Manche, so Rösiger, würden in einer seelisch schwierigen Lebenssituation stecken, andere an Depressionen oder einer anderen psychischen Erkrankung leiden.
Viele Menschen, so die Erfahrung Rösigers und ihrer Kollegin, wollen nichts mit psychischen Erkrankungen zu tun haben. Auch in der eigenen mitbetroffenen Familie tue man sich schwer, darüber zu sprechen. "Hier können sie ihre Erkrankung offen ansprechen und erzählen, wie es ihnen geht", sagt Drexel. "Sie sind dankbar dafür."
So distanziert man das Thema psychische Erkrankung immer noch betrachte, so nah könne es allerdings im Leben sein. Wenn die Mitarbeiterinnen der Tagesstätte die Lebensgeschichten ihrer Besucherinnen und Besucher betrachten, wird sehr schnell deutlich, dass psychisch kranke Menschen keine Menschen aus einer fremden Welt sind. "Zu uns kommen Frauen und Männer, die mitten im Leben standen, eine gute Bildung haben und beruflich bereits viel geleistet haben." Viele von ihnen hätten auch Familien. "Sie alle sind Menschen mit einer interessanten Lebensgeschichte."
Ereignisse unterschiedlicher Art können Auslöser einer psychischen Erkrankung sein. Manchmal gibt aber auch keinen augenscheinlichen Grund dafür. Niemand kann von sich sagen, dass dies ihm nie passieren könnte", unterstreicht Rösiger. Vielmehr sei entscheidend, dann das zu tun, was man bei einer Erkrankung sonst auch macht, "nämlich sich fachliche Hilfe zu suchen".
Menschen, die psychisch erkrankt sind, leiden häufig unter mangelnden sozialen Kontakten. Die Folge können Rückzug und Vereinsamung sein. In der Tagesstätte treffen sie dann nicht nur auf die Fachleute der Caritas, sondern auch auf Menschen mit ähnlichen Erfahrungen. "Hier kann jeder untereinander so sein, wie er ist", erzählt Drexel. Weil dem so ist, erfahren sie in ihrer Erkrankung Anerkennung und Wertschätzung. "So herrscht bei uns immer ein schöner unkomplizierter Umgang miteinander."
In der Tagesstätte will man "eine angenehme abwechslungsreiche Tagesstruktur anbieten". Das Frühstück werde gemeinsam hergerichtet. Koch- oder Kreativgruppen stehen auf dem Programm wie auch Gedächtnistraining, Nordic-Walking, Spaziergänge oder Ausflüge. Die Tagesstätte liegt in unmittelbarer Nähe zum schönen Rothsee. Kleine Spaziergänge in der Natur seien da jederzeit möglich. Für den Frühling und Sommer ist schon eine Gartengruppe geplant. "Hinter dem Haus blicken wir ja ins Grüne", sagt Rösiger. "Das wollen wir nutzen." Mit einem Tierhof in der näheren Umgebung strebe man eine Kooperation an.
Alle diese Angebote zielen auf Beschäftigung, soziale Kontakte und soziales Miteinander ab. Die Betroffenen gewinnen so Stabilität in ihrem Leben. Dabei verfolge man bei allem immer auch ein weiteres Ziel. "Die Besucherinnen und Besucher lernen, ihre Gefühle, ihr Empfinden zum Ausdruck zu bringen", erläutert Rösiger. "Das ist wichtig, denn bei einer psychischen Erkrankung kommt es auch darauf an die Erfahrung machen zu dürfen, wie man mit ihr am besten für sich persönlich umgehen kann."
Sozialpsychiatrische Beratung nicht nur für Besucher der Tagesstätte
Die Tagesstätte ist dabei nicht das einzige Angebot des sozialpsychiatrischen Zentrums. Rösiger und ihre weitere Kollegin Ute Molnar bieten auch sozialpsychiatrische Beratung im Einzelsetting an. "Hierbei haben wir mehr Zeit, mit der Klientin oder dem Klienten direkt über die Erkrankung zu sprechen und sie besser dabei zu begleiten", erklärt Rösiger.
Auch die Suchtberatung ist eingezogen
Eine wichtige Ergänzung der Caritas-Tagesstätte ist die Suchtfachambulanz, die inzwischen in das Gebäude mit eingezogen ist. Der Grund für dieses zusätzliche Angebot liegt in einem nicht allzu seltenen Fehlverhalten psychisch erkrankter Menschen. "Es gibt immer wieder Menschen, die eine psychische Erkrankung mit Alkohol bekämpfen zu können meinen. Das funktioniert aber nicht", ergänzt Rösiger.
Weitere Infos:
- Vor dem sozialpsychiatrischen Zentrum sind ausreichend Parkplätze vorhanden.
- Der Besuch der Tagesstätte und die Beratungsangebote sind für Besucher und Interessenten grundsätzlich kostenfrei. Lediglich für die Mahlzeiten und Getränke sowie für besondere Aktivitäten fallen geringe Kostenbeiträge an.
- Es wird um Terminvereinbarung vor dem ersten Besuch gebeten.
Kontakte:
Zentrum für Seelische Gesundheit Zusmarshausen
Tagesstätte
Augsburger Straße 38
86441 Zusmarshausen
Tel. 08291 85943-50
Sozialpsychiatrischer Dienst (im selben Haus)
Tel. 08291 85943-51
Suchtfachambulanz (im selben Haus)
Tel. 08291 85943-51