Segensfeier und Tag der Offenen Tür der Caritas unterstreicht neue Rolle des Friedberger Bahnhofs
Friedberg/Augsburg, 14.09.2019 (pca). Hunderte Menschen strömen Tag für Tag zum Friedberger Bahnhof. Sie kommen mit dem Fahrrad, dem Auto, dem Bus oder zu Fuß, um den Zug in Richtung Augsburg oder Aichach bzw. Ingolstadt zu nehmen. Doch viele sind darunter, die nicht weiterreisen wollen oder zurückkehren. Sie wählen den Eingang an der Ostseite des Bahnhofs. Ihr Ziel: Die Beratungsstelle der Suchtfachambulanz, die Beratungsstelle für psychische Gesundheit des Sozialpsychiatrischen Dienses, der Flüchtlings- und Integrationsberatung, des Bürgernetzwerks Friedberg und des St. Afra Hospizes der Caritas. Von Oktober 2018 bis zum Januar 2019 war die Caritas mit ihren Diensten eingezogen und hat die Büroräume eingerichtet. Auch der Jugendmigrationsdienst der Diakonie zog mit ein.
Am Samstag hatte nun der Caritasverband für den Landkreis Aichach-Friedberg zu einem Tag der offenen Tür in ihrem fünften Standort im Landkreis einladen. Am Vormittag hatte Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg den Räumen und den dort ein und ausgehenden Menschen im Rahmen eines kleinen Festaktes mit anschließender Segensfeier den Segen Gottes gespendet. Für ihn ist der Bahnhof der richtige Ort für die Caritas. "Ein Bahnhof passt gut zu uns", sagte er. "An einem Bahnhof kommen Menschen an, verbleiben und brechen wieder auf wie bei der Caritas. Sie kommen zu uns, verbleiben bei uns, um dann wieder dank der Beratung und Begleitung wieder neu in ihr Leben aufbrechen zu können."
Zuvor hatte Michael Schredl, 1. Vorsitzender des Caritasverbandes für den Landkreis Aichach-Friedberg, schon auf die Bedeutung des Bahnhofs als Standort hingewiesen. "Damit können wir dort sein, wo wir als Caritas sein wollen, nämlich bei den Menschen und nicht irgendwo draußen." Auch in Aichach hatte der Caritasverband das frühere BayWa-Gebäude in unmittelbarer Nähe zum dortigen Bahnhof übernommen und in ein Sozialzentrum mit Sozialkaufhaus, verschiedenen Beratungsdiensten, Tafel und Sozialstation umgewandelt. Übrigens liegen beide Standorte an der "Bahnhofstraße 28".
Das Bürgernetz hatte für den Festakt wie auch den Tag der offenen Tür Kuchen und Kaffee bereitgestellt, mittags wurde eine heiße Suppe geliefert. Im Erdgeschoß spielte die Bürgernetzband "BNB" flotte Musik. Vor dem Bahnhof auf der Seite der Gleise standen Biertische und -bänke. Die Mitarbeiter der Caritas, allen voran der Geschäftsführer des katholischen Wohlfahrtsverbandes im Landkreis, Andreas Reimann, führten am ganzen Tag die Gäste durch die Räumlichkeiten und erklärten, wo welcher Dienst zu finden ist und welche Hilfen sie bieten.
Dass diese Dienste auch die Unterstützung der Politik finden, unterstrichen Landrat Dr. Klaus Metzger und Friedbergs Bürgermeister Roland Eichmann beim Festakt. "Das ist hier ein Meilenstein", lobte Dr. Metzger. "Der Landkreis könne nicht dankbar genug sein für den Dienst der Caritas und des Bürgernetzwerkes. Wir leben in einer Zeit, in der der Druck auf die Menschen und Familien so stark zugenommen hat. Unsere Gesellschaft braucht den Dienst der Caritas in der Nächstenliebe." Der Bahnhof sei nunmehr nicht nur die "Verkehrsdrehscheibe" der Stadt, sondern auch ein Sozialzentrum, freute sich Bürgermeister Eichmann. Er brachte einen Scheck in Höhe von 500 Euro für das Bürgernetz mit. Dem Inhaber des Bahnhofsgebäudes Christian Gumpp dankte er für die Sanierung des Gebäudes. "Sie haben es nach einem langen Dornröschenschlaf wach geküsst." 2017 war die Caritas in Kontakt mit dem Bahnhofsinhaber Gumpp getreten. Er meinte nur kurz, "dass nun aus dieser Idee etwas Tolles geworden ist".
Menschen, die in einer Notlage stecken, profitieren jedenfalls davon. Im ersten Stockwerk erwarten sie helle Räume, individuell eingerichtete moderne Büros und einen großzügigen Gruppenraum. "Die Menschen sollen sich hier wohlfühlen", erklärte Caritas-Geschäftsführer Reimann. Der Aufgang werde deshalb in nächster Zeit mit einer stimmungsaufhellenden Farbe neu gestrichen. Noch ist es ein dunkles Grau. Für die Psychologin Andrea Daferner und ihrem Vorgesetzten, dem Leiter der Beratungsstellen für psychische Gesundheit des Caritasverbandes im Landkreis, Konrad Gamperling, ist das neue Büro allein schon eine große Hilfe. "Wir haben unser eigenes Büro." Zuvor musste der Dienst ein Büro mit einem anderen Caritas-Dienst in der Hermann-Löns-Straße teilen. "Wir sind hier nun flexibler, und das ist nur von Vorteil für unsere Klienten", sagt Daferner. Auch könne man nun sehr leicht den Weg beschreiben. "Den Bahnhof findet man nun mal leichter."
Für suchtkranke Menschen, die ihren Führerschein verloren haben, sei der Bahnhof als Standort "nur von Vorteil", sagte Monika Heitzinger-Furchner, die Leiterin der Suchtfachambulanz Aichach-Friedberg. Zuvor hatte man nur ein paar Außensprechstunden in Friedberg anbieten können. 48 Klienten zählt die Statistik jetzt im September. "Das sind so viele wie insgesamt in Friedberg im vergangenen Jahr." Der Bahnhof als Standort erweist sich demnach als Vorteil auch für die Menschen, die Hilfe suchen. Offensichtlich auch so sehr, dass Reimann auch öffentlich bekannte: "Eigentlich ist schon wieder alles zu eng."
Die Dienste der Caritas im Bahnhof Friedberg:
- St. Afra Hospiz
- Flüchtlings- und Integrationsberatung
- Suchtfachambulanz
- Beratungsstelle für psychische Gesundheit
- Bürgernetz Friedberg
- Zusätzlich: Jugendmigrationsdienst (Diakonie)