Die Impfpflicht wird abgelehnt - Wohlfahrtsverband erkennt darin Gefahr für mehr Misstrauen und Widerstände
Augsburg, 29.01.2021 (pca). Der Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V. hat nun eine Impfempfehlung ausgesprochen. Er richtet sie jetzt insbesondere an die rund 12.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege, Betreuung und Assistenz von pflegebedürftigen und behinderten Menschen im Bereich der Caritas. Sie begleiten, pflegen und betreuen etwa 60.000 Menschen im Bistum Augsburg. In einem Schreiben, das der Diözesan-Caritasverband an seine Mitgliedseinrichtungen am Freitag verschickt und das Augsburgs Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg unterzeichnet hat, wirbt er "mit großem Nachdruck" dafür, sich jetzt möglichst rasch impfen zu lassen. Eine Impfpflicht lehnt der katholische Wohlfahrtsverband aber ausdrücklich ab.
Der Caritasverband signalisiert zwar Verständnis für die Zurückhaltung gegenüber der Impfung, die immer noch auch unter diesem Personenkreis anzutreffen ist. Diese Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hätten in der ganzen Zeit der Pandemie eine "unschätzbare Vorleistung an Solidarität und Nächstenliebe" erbracht, fühlten sich jetzt aber überrollt und erneut in der Pflicht, wieder "in Vorleistung" gehen und sich zu einem sehr frühen Zeitpunkt impfen lassen zu sollen.
Der Caritasverband kann solche Wahrnehmungen durchaus verstehen, will aber dennoch zur Impfung ermutigen. Er verweist deshalb in dem Schreiben auf die außerordentlich hohe Schutzwirkung der bislang zugelassenen Impfstoffe und die damit verbundene Sicherheit für sich und den eigenen Familienkreis sowie darüber hinaus. Die Angst, selbst zu erkranken oder andere anstecken zu können, weiche dadurch zurück. "Die ganze Gesellschaft gewinnt durch jede einzelne Person, die sich impfen lässt, an Sicherheit und Freiheit." Die Bereitschaft dazu sei "ein wirklich starkes Zeichen der gesellschaftlichen Solidarität". Jede Person, die bei der Impfaktion mitmache, erfülle zudem eine Vorbildfunktion, die Vertrauen entstehen lassen könne, "das einer gesamtgesellschaftlichen Impfbereitschaft den Weg bahnt und damit eben auch die Bewältigung der Corona-Pandemie ermöglicht". Deshalb stellt der Caritasverband auch klar, dass sein Appell zum aktuellen Zeitpunkt vor allem die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflege und Teilhabe betrifft, aber in der Konsequenz an alle Mitglieder unserer Gesellschaft gerichtet ist.
So legt der Augsburger Diözesan-Caritasverband die aufgeführten Argumente auch der ganzen Gesellschaft ans Herz. Um aber einen ersten, besonders wichtigen Schritt zu machen richtet er sich mit seiner "dringenden Bitte" vorrangig an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus der Pflege, Betreuung und Assistenz, sich mit der Frage, ob sie sich impfen lassen werden, eingehend auseinanderzusetzen und sich so zuverlässig und vertrauensvoll wie möglich zu informieren.
Entscheiden müsse aber jede Person letztlich für sich allein. Deshalb lehnt der Augsburger Diözesan-Caritasverband eine Impfpflicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt unmissverständlich ab. Er setzt stattdessen auf eine "verbesserte Information und Überzeugungsarbeit". Dadurch werde das Vertrauen der Menschen in die zur Verfügung stehenden Impfstoffe und die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, wachsen. Eine Impfpflicht berge hingegen in sich "die Gefahr, dass Misstrauen und Widerstände wachsen. Staat und Gesellschaft sollten vielmehr "Vertrauen in die Solidarität, Verantwortungsbereitschaft und Nächstenliebe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflege, Betreuung und Assistenz haben". "Sie haben schließlich diese Eigenschaften schon nachhaltig und mannigfach bewiesen", betont Diözesan-Caritasdirektor Dr. Magg in dem Schreiben.
Zudem können Sie auf unserem Youtube-Kanal die Stellungnahmen zu diesem Thema von Herrn Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg, Anja Schwarz, Fachgebietsleitung Stationäre Altenhilfe, und Judith Mühling, Fachgebietsleitung Ambulante Dienste, noch einmal anhören.
Link zu Youtube: https://youtu.be/u2VDPkm1yQI