Auch das Schlagwort der Obergrenze weise darauf hin, dass es in Deutschland längst nicht mehr klar sei, welche Gesellschaft man wolle. Prälat Manz hat den Festvortrag anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Caritasverbandes für den Landkreis Landsberg e. V. gehalten.
Das Flüchtlingsproblem stelle deshalb die zentrale Anfrage an die Gesellschaft: "Wo haben wir noch Einigkeit, wo können wir noch sagen, dass wir an einem Strang ziehen", so Prälat Manz. "Was sind unsere Spielregeln?" Für jeden Christen könne es darauf nur eine Antwort geben. "Was wir und wie wir es tun, tun wir auf Jesu Geheiß hin und an ihm allein nehmen wir Maßstab." Andere Motive wie z. B. Tradition anzuführen, würden, so Prälat Manz, nicht tragen, "wenn sie nicht aus dieser Quelle der Weisung und des Vorbilds Jesu gespeist werden."
Der Augsburger Caritas-Priester zitierte die erst kürzlich heiliggesprochene Mutter Teresa von Kalkutta, die geschrieben hatte, dass sie demselben Christus, den sie morgens in der Messe in der heiligen Kommunion empfangen habe, den ganzen Tag in den Armen begegnet sei. "Der Mensch hat nach christlicher Überzeugung eine unverlierbare Würde, die er schon immer hat und nicht erst durch staatliche Regeln erwerben muss."
Christliches Ethos dürfe deshalb nicht einem Zweck, "sondern muss dem Menschen dienen". Die Obergrenzen-Diskussion versperre deshalb nur den Blick auf die eigentlichen Fragen, die gelöst werden müssten. "Wo müssen wir uns mehr bemühen, wo können wir Grenzen in den Behörden verschieben, welche Lösungen müssen wir anstreben, die den Menschen in ihrer Würde mit ihren Problemen tatsächlich gerecht werden? Und dann können wir über die Grenzen sprechen, was machbar ist, was geleistet werden und dann wieder ob man dies auch wieder verbessern kann."
Der Caritas schrieb Prälat Manz in den gegenwärtigen gesellschaftlichen Diskussionen eine besondere Aufgabe zu, nicht nur als Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche, sondern als Wesens- und Glaubensmerkmal jedes Christen. Caritas sei eben nicht ein Konzept oder eine Strategie oder ein Wohlfahrtskonzern, "Caritas ist eine Haltung der Wertschätzung für jeden Menschen und der handelnden Solidarität". Diese Haltung müsse verstärkt und konsequent in die Gesellschaft hineingetragen werden, "denn sie krankt an den Grunddefiziten der Wertschätzung und der Solidarität." Bleibe es dabei, "dann zerbricht unsere Gesellschaft."