Caritas lud zum Film "Bob, der Streuner" ein - Aktion "Internationaler Gedenktag für die verstorbenen Drogengebraucher" am Samstag in der Fußgängerzone
Kempten, 19.07.2018 (pca). Seit dem Jahr der Jahrtausendwende bis 2017 starben in Deutschland über 20.000 Menschen durch den Konsum illegaler Drogen. Rund 600.000 Menschen in Deutschland weisen einen problematischen Konsum von Cannabis und anderen illegalen Drogen auf, so das Bundesgesundheitsministerium im April 2018. In Kempten und im Allgäu waren es von 2015 bis 2017 knapp unter 50, die infolge ihres Drogengebrauchs starben. "Doch das Thema interessiert keinen Menschen", so der Vorwurf von Natali Bayer, der Leiterin der Suchtfachambulanz und des Drogenkontaktladens Talk Inn der Caritas in Kempten.
"Das Thema und das Problem wird in der Gesellschaft und in der Politik nur umschifft", Deshalb wollen sie und das Team des Drogenkontaktladens den "Internationalen Gedenktag für die verstorbenen Drogengebraucher" am Samstag, 21. Juli 2018, zum Anlass nehmen, "die Öffentlichkeit für das Thema zu sensibilisieren". Den Auftakt ihrer Bemühungen bildete der Kino-Abend mit dem Film "Bob, der Streuner" im Colosseum in Kempten am Mittwochabend. Es kamen aber nicht so viele wie erhofft. Es waren kaum mehr als 20 Personen.
Bayer warb vor der Filmvorführung umso deutlicher für den Gedenktag. "Er findet international statt und eben auch in Kempten." Sie bat beim Gedenkmarsch am Samstag um 11.00 Uhr von der Residenz aus mitzugehen und "Bekannte dafür zu gewinnen". Ihr und dem Team des Drogenkontaktladens geht es darum, auch in Kempten "ein Zeichen zu setzen. "Denn auch in Kempten und Umgebung sterben Menschen durch den Konsum illegaler Drogen". Ihrem Kollegen Gerhard Zech ist es ein Herzensanliegen, "den Verstorbenen eine Stimme zu geben". "Wir, die leben, können ein Zeichen dafür setzen, dass wir daran arbeiten, damit die Situation für Drogengebraucher besser wird", ergänzte er. Caren Arendt, ebenfalls vom Talk Inn, wäre schon dankbar, wenn das Thema in der Gesellschaft "wirklich ein Thema wird und unsere Arbeit überhaupt wahrgenommen wird".
"Drogenabhängige", wie man umgangssprachlich sagt, stoßen im Alltag auf Unverständnis. Da erscheint ein Film wie "Bob, der Streuner" wie ein therapeutisches Mittel, sich dem Thema annähern zu können. Der Film, der auf der wahren Geschichte des Londoner James Bowen beruht. Ihm ist der rote Kater "Bob" zugelaufen. Mit ihm änderte sich sein Leben. Drogen, so scheint es, war für ihn ein Mittel, die Trennung seiner Eltern und sein Ausgestoßensein von der Familie zu bewältigen. Bob, der Kater, "zeigt ihm das Leben auf der anderen Seite", der Lebensseite ohne Drogenabhängigkeit, wie es der Hauptdarsteller Luke Treadaway im Film sagt. Dank Bob zieht der Straßensänger James Bowen auf einmal Aufmerksamkeit auf sich, die Menschen haben keine Scheu mehr, sich dem drogensüchtigen James zu nähern. Sein Leben ändert sich, dank Bob und seiner Musik verdient er ausreichend Geld, um für sich selbst aufkommen zu können und nicht mehr in Abfalleimern nach Essensresten suchen zu müssen. Das hilft James, stabil zu bleiben, regelmäßig seine Methadon-Dosis abzuholen und letztlich clean zu werden.
Der Zuschauer des Films entwickelt eine Sympathie für den anfänglich völlig heruntergekommenen James. Er tut es dank Bob. Es ist der Kater, der dem Zuschauer hilft, sich für James Bowens Geschichte zu öffnen und den Menschen hinter seiner Drogensucht zu sehen. Den Menschen hinter der Drogensucht sehen helfen, das ist auch das Anliegen der MitarbeiterInnen der Suchtfachambulanz und des Drogenkontaktladens der Caritas in Kempten. Deshalb war es auch schade, dass doch sehr wenig der Einladung ins Kino gefolgt waren. Der Ratschlag des Refrains des Schlussliedes im Film "Don’t give up" drängte sich umso eindringlicher in die Ohren der wenigen Zuschauer.