Im katholischen Pfarrgarten
in Menden wird demnächst ein Weinstock ranken, gepflanzt von der
Dekanatscaritaskonferenz. Sie bringt ihn aus Freiburg mit, wo ihr beim
Vertretertag der Caritaskonferenzen Deutschlands (CKD) die zum siebten Mal
vergebene Auszeichnung „Im Zeichen des Weinstocks“ verliehen wurde für das
Projekt „De-Cent“. Sozial Benachteiligte können sich dort billig mit Waren für
den täglichen Bedarf eindecken. Bundesweit hatten sich 19 Projekte um die mit
500 Euro dotierte Auszeichnung beworben.
„De-Cent“ hatte die Jury nicht nur überzeugt, weil aktuelle Notlagen
aufgegriffen und „auf die zunehmende Armutsentwicklung in Deutschland“
eingegangen wird. Wesentlich war nach den Worten der CKD-Bundesvorsitzenden
Maria Loers auch, dass Sozialhilfeempfänger bei dem Projekt selbst mitarbeiten.
In der 60.000-Einwohner-Stadt Menden, 30 Kilometer südöstlich von Dortmund
gelegen, wurde dem Netzwerk von Hilfsangeboten (Kleiderkammer, Suppenküche,
Frühstück für Obdachlose, Kinderladen) mit De-Cent ein „dringend benötigter“
Baustein hinzugefügt. „3000 bedürftige Familien gibt es in Menden. Gleichzeitig
werden 25 Prozent der Lebensmittel vernichtet“, erklärt die für das Projekt
verantwortliche Katharina Luig. Im Oktober vergangenen Jahres fingen die
Mitarbeiter/innen der Caritaskonferenz „mit viel Gottvertrauen“ einfach mal an:
Sie
kamen für 350 Euro Monatsmiete unter
in einem ehemaligen Naturkostladen. Auf Anhieb hatten sich auf eine Anzeige hin
dreißig Freiwillige gemeldet, die mitarbeiten wollten. Schnell waren Kontakte
geknüpft zu Kaufhäusern, Speditionen und Bauern aus der Umgebung, die „De-Cent“
mit ihren Restbeständen beliefern. In jeder Kirche werden außerdem haltbare
Lebensmittel wie Mehl, Salz und Zucker gesammelt, so dass ein breites Sortiment
angeboten werden kann.
Der Laden ist zweimal die Woche je zwei Stunden geöffnet. Jedes Mal kommen an
die 50 Kunden. Kein Artikel kostet mehr als ein Euro. „Für zwei bis drei Euro
kann sich eine Familie bei uns für ein Wochenende versorgen.“ Was bei De-Cent
übrig bleibt, wird in sozialen Brennpunkten, in Kinderheimen oder im
Frühstückscafé für Obdachlose verteilt.
Einkaufen kann bei De-Cent nur, wer sich beim Projektpartner Sozialdienst
katholischer Männer (SKM), einen Ausweis geholt hat. Der SKM prüft die
Bedürftigkeit der Kunden. Drei von ihnen arbeiten im Laden selber mit. Einer
hat wegen seiner guten Referenzen jetzt sogar Aussicht auf einen festen Job.
Der Laden brauchte nur eine kleine Anschubfinanzierung (durch den Rotary-Club).
Mittlerweile trägt es sich selbst und erwirtschaftet sogar einen kleinen
Überschuss. Der soll an andere soziale Einrichtungen weitergegeben werden.
Anita Rüffer
Pressemitteilung
De-Cent: Ein (Über-)Lebensmittel für Bedürftige
Erschienen am:
26.04.2004
Beschreibung