Günzburg, 27.07.2012 ( pca ). Jürgen Kühnl, der Leiter der Albertus-Magnus-Werkstätten für Menschen mit Behinderungen in Günzburg, kennt alle seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ganz genau, auch die betreuten. Er weiß, was sie leisten können. Doch nun gelang es sechs der betreuten Werkstättenmitarbeiter ihn völlig zu überraschen. Aus hartem Stein hatten sie nämlich wunderschöne Skulpturen geschaffen. „Toll, einfach toll, das könnte ich nicht“, zeigte sich Kühnl tief beeindruckt, als er sie zum ersten Mal sah.
Was auf die Teilnehmer des Workshops genau zukommen würde, das hatten sie nicht gewusst. Aber dass der Workshop, zu dem sie sich freiwillig gemeldet hatten, spannend sein würde, das hatten schon der Ort als auch die Kursleiterin versprochen. In Birkenried bei Günzburg liegt die kleine Künstlerkolonie „Little Zim “, das kleine Zimbabwe, wie es Franz Keck nennt. Er ist so etwas wie ein bodenständiger Lebenskünstler unter den Kunstmanagern. Sein Herz scheint er jedenfalls an das afrikanische Land verloren zu haben. Immer wieder lädt er Künstlerinnen und Künstler aus Zimbabwe ein, um bei ihm zu arbeiten. Dieses Jahr kam Perlagia Mutyavavir aus Harare zu ihm. Sie ist Preisträgerin ihres Landes für „Young Art“. Sie hat auch schon im Gastaig in München ausgestellt. Als Christine Keis vom Sozialdienst der Werkstätten sich mit Keck traf und ihre Idee besprach, waren sie sich sofort einig. „Das machen wir.“
Drei Tage waren für den Workshop angesetzt. Die junge Afrikanerin zeigte ihnen die vielen Skulpturen, in an fast jeder Ecke der Künstlerkolonie stehen. „Dann legte sie mehrere rohe Serpentinsteine bereit. „Sie sollten sich genau anschauen und überlegen, was sie daraus machen können“, erzählt Mutyavavir . Als sie mit den Workshop-Teilnehmern darüber sprach, war sie zum ersten Mal begeistert. „Sie haben sich ein eigenes Motiv ausgedacht und wollten keine Skulptur von hier kopieren.“
Dann begann die harte Arbeit. Eine Steinskulptur müsse eine Basis haben, um fest auf dem Boden zu stehen. Nachdem der entsprechende Teil des Steins fachmännisch entfernt war, ging es an das ‚Eingemachte’. Mit dem Hammer wurden die Grundformen vorgemeißelt. Mit einem Spitzmeißel arbeiteten die Betreuten diese Formen dann stärker heraus. Es folgte eine Feile nach der anderen, zuerst die grobe, dann die nächst feinere. Als das erledigt war, wurde zum Schleifpapier gegriffen, vom grobkörnigsten bis zum feinsten. Die Schleifpapiere mit einer Körnung von 200 bis 1.200 mussten vor der Bearbeitung des Steins ins Wasser getaucht werden. „Kein Papier darf dabei ausgelassen werden.“ Da war die Künstlerin streng. „Es gilt, den Stein immer glatter zu machen, und zum Schluss muss man zum Glanz kommen.“
Am Ende waren nicht nur Kühnl, Keis und Keck begeistert. Die Künstlerin Perlagai Mutyavavir war tief beeindruckt - und das nicht nur wegen der Skulpturen. „Alle fünf Teilnehmer bewiesen eine sehr hohe Kreativität, sie haben wirklich hart gearbeitet und waren ständig konzentriert bei ihrer Arbeit“, lobt sie die Workshop-Teilnehmer. „Und ich durfte die ganze Zeit spüren, dass sie nicht aufhören wollen, bis sie ihre Arbeit erledigt hatten.“