Daran hat sich 2016 nichts geändert, auch wenn das Thema in den Medien nicht mehr so präsent ist: "Die Helfer sind noch da, das Engagement hat nicht nachgelassen", sagt Laura Eder. Die 31-Jährige ist seit November als Freiwilligenkoordinatorin im südlichen Landkreis Augsburg tätig. Angestellt ist sie beim Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V.; ihre 20-Stunden-Stelle wird zu 75 Prozent durch das "ESF-Bundesprogramm mit dem Handlungsschwerpunkt Integration von Asylbewerber/-innen und Flüchtlingen" und zu 25 Prozent aus Eigenmitteln des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg finanziert. Das Projekt selbst heißt "netzwerk4A". Hier sind noch drei weitere Freiwilligenkoordinatoren u.a. der Diakonie tätig, mit denen die Soziologin sich regelmäßig austauscht.
Gemeinsam überlegen sie, was sie den Ehrenamtlichen anbieten können, um sie in ihrer Arbeit zu begleiten. Unterstützung erhalten sie dabei etwa von den Kollegen der Asylsozialberatung oder der 'law clinic' der Universität Augsburg, die Vorträge zum Asylrecht anbietet. Vor kurzem hat Eder ihr Büro in Schwabmünchen bezogen. Zu ihrem Einsatzgebiet im südlichen Landkreis zählen die Städte Schwabmünchen, Königsbrunn und Bobingen ebenso wie kleinere Gemeinden wie Graben oder Mittelneufnach. Mitte Juli waren es insgesamt 22 Unterkünfte mit rund 700 Bewohnern.
Studenten, Rentner oder Vollzeitberufstätige, die nach Feierabend mithelfen - in der Flüchtlingsarbeit engagieren sich die unterschiedlichsten Menschen. Zwar ist die Zahl der Zuwanderer seit vergangenem Herbst deutlich zurückgegangen, die Arbeit für die Ehrenamtlichen ist aber nicht weniger geworden. Allerdings haben sich die Aufgaben verändert: Aktuell stehen die Themen Wohnungs- und Jobsuche im Vordergrund. Viele anerkannte Asylbewerber könnten aus den Unterkünften ausziehen, finden jedoch keine bezahlbare Wohnung. "Das sind strukturelle Gegebenheiten, die die Ehrenamtlichen auffangen müssen", so Eder. Allein durch größeren Einsatz oder noch mehr Ehrenamtliche lasse sich das Problem aber nicht lösen.
Thema Arbeitssuche: So genannte Geduldete dürften in Deutschland arbeiten, bekommen ohne Ausweispapiere jedoch ein Arbeitsverbot. Ein anderes Problem ist die Anerkennung von Schul- oder Berufsabschlüssen aus dem Herkunftsland in Deutschland. Größte Hürde auf dem Weg zu einem Job sind jedoch die Sprachkenntnisse. Hier kommen wieder die Helferkreise ins Spiel: Sie organisieren Deutschkurse für die Flüchtlinge, die aufgrund ihrer Herkunft, etwa aus Afghanistan, keinen Zugang zu Deutsch- und Integrationskursen haben.
Informationen von Behörden und Institutionen weiterleiten, Schulungen für Ehrenamtliche organisieren, Helferkreise miteinander vernetzen, bei Problemen vermitteln - das alles gehört zu den Aufgaben einer Freiwilligenkoordinatorin. Laura Eder sieht sich auch als Sprachrohr der Ehrenamtlichen zu Ämtern und öffentlichen Institutionen, gibt Anliegen von Freiwilligen und Geflüchteten weiter.
Zudem achtet sie darauf, die Ehrenamtlichen vor Überforderung zu schützen: "Sie müssen lernen, auch mal nein zu sagen." Das falle vielen schwer, da sie vor Ort nah dran sind und sich verantwortlich fühlen. Zudem sollten sie den Flüchtlingen nicht alles abnehmen. Die sollten z.B. nach ein- oder zweimaliger Begleitung den Weg zum Arzt mit öffentlichen Verkehrsmitteln allein zurücklegen können: "Man muss sie hier auch selbstständig werden lassen", so Laura Eder.