Walleitner (27) folgt Gerl (65)- Wohlfahrtsverband feiert auch 30-jähriges Jubiläum
Starnberg, 19.09.2019 (pca). Bei der Caritas in Starnberg steht nicht nur ein Führungswechsel sondern auch ein Generationswechsel an. Max Gerl (65), seit 1987 Leiter der Caritas in Starnberg, freut sich auf den Ruhestand. Ulrich Walleitner (27) übernimmt die Leitung. In den vergangenen Monaten hat Gerl ihn eingearbeitet. Am Freitag, 20. September 2019, feiert die Caritas Starnberg ihr 30-jähriges Jubiläum. Zugleich erfolgt die offizielle Stabübergabe. "Ich freue mich auf diese Herausforderung, Menschen in schwierigen Lebenslagen helfen zu können und gleichzeitig die Caritas selbst bei uns in der Stadt wie auch im Landkreis mit ihren Angeboten und Hilfen weiter entwickeln zu können", sagt Walleitner.
Gerl fing unter ganz anderen Voraussetzungen an, als es Walleitner heute tun kann. Nach dem Studium der Sozialpädagogik in Benediktbeuern und Eichstätt wie auch einer einjährigen Zusatzausbildung im Sozialmanagement fing er sogleich bei der Caritas an. Erste Erfahrungen sammelte er von 1978 bis 1987 in Neuburg an der Donau, als damals jüngster Kreisstellenleiter im Bistum Augsburg mit 25 Jahren. 1987 übernahm er die Leitung der Caritas in Starnberg mit dem Auftrag, einen Caritasverband Starnberg zu gründen. Damals gab es noch keine Caritas Starnberg, er musste zuerst eine Kreisstelle Starnberg aufbauen. Die Aufgaben waren vielfältig. Allgemeine Sozialberatung, Beratung von Menschen ohne festen Wohnsitz, Müttergenesung, aber auch erste sozialpsychiatrische Beratungen fielen in seinen - man muss das heute unterstreichen - persönlichen Aufgabenbereich. Gerl war als Sozialpädagoge anfangs noch allein. Nur eine Verwaltungskraft mit Schreibmaschine unterstützte ihn. "Ich konnte unheimlich viel Einzelfallhilfe leisten und vermitteln", erinnert sich Gerl.
Doch das war nur ein Aufgabenbereich. Er musste gleichzeitig die Organisationsentwicklung der Caritas in Starnberg vorantreiben. Dabei ging es nicht um ausgefeilte Papiere. Gerl musste sehr viel Netzwerkarbeit leisten. Er besuchte alle Pfarreien und warb dort für die Caritas. "Wir brauchten Mitstreiter", betont Gerl. Er erinnert sich gern an die Zeit zurück, auch wenn sie "sehr intensiv" war. Die meisten der damals gewonnenen, heute über 200 Mitglieder des Caritasverbandes sowie der 500 Fördermitglieder des Seniorentreffens, gehören immer noch dem Verband an.
1989 wurde schließlich der "Caritasverband Starnberg e. V." gegründet. Mit seinen Angeboten und Hilfen ist er zuständig für den Landkreis Starnberg. "Immer mehr drängten sich die sozialen Probleme in Stadt und Landkreis auf", erinnert er sich. Dass diese Probleme auch sichtbarer und in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen wurden, lag auch an seiner Arbeit. Gerl scheut sich auch heute nicht, die Finger in die Wunden zu legen. So baute er Schritt für Schritt die Angebote der Caritas aus. Auch wenn die Stadt zu den reichsten in ganz Deutschland zähle, "es gibt hier genauso Hartz-IV-Empfänger, Grundsicherungs- und Wohngeldempfänger". Auch die Krise am Wohnungsmarkt treffe hier genauso Menschen mit eher geringem Einkommen wie woanders auch.
Für Gerl waren seine Jahre als Leiter und ab 1989 als Geschäftsführer der Caritas in Starnberg eine "sehr bereichernde und interessante Zeit". Gerl hat viel aufgebaut. Die Hilfen und Angebote reichen von der Fachberatungsstelle für Menschen ohne festen Wohnsitz ,der Beratungsstelle zu Vermeidung von Obdachlosigkeit, der Beratungs- und Kontaktstelle für behinderte Menschen über den Betreuungsverein und dem Caritas-Sozialkaufhaus bis hin zur Sozialen Beratung, dem Seniorentreff Starnberg mit der Ökumenischen Nachbarschaftshilfe und der Wohnberatungsstelle, der Vermittlung von Müttergenesungskuren und der Koordinierungsstelle Bürgerschaftliches Engagement. Gerl betont allerdings, dass all dies nicht ohne die viele Unterstützung aus der Bevölkerung, den Pfarrgemeinden, der ehrenamtlichen Vorstandschaft und dem Caritasrat als Rückgrat, dem Landkreis Starnberg und der Stadt Starnberg sowie der Gemeinden im Landkreis, aber auch aus dem Caritasverband im Bistum möglich gewesen wäre und ist. "Unser Sozialkaufhaus lebt von den Spenden der Menschen hier. Wir haben nie Probleme, gute Ware für bedürftige Menschen hier anbieten zu können", erwähnt er als nur ein Beispiel für die vielfältige Unterstützung aus der Bevölkerung.
Bis zum Ende seiner Dienstzeit hatte es Gerl sich nicht nehmen zu lassen, auch selbst Menschen in Not und besonderen Hilfebedarfen zu beraten. "Mir war der Kontakt zu den Menschen wichtig", sagt er. "Mir ging es aber auch um die Frage, welche Probleme die Menschen hätten und wie die Caritas darauf reagieren und sich weiter entwickeln muss."
Gerls Nachfolger Walleitner will ebenfalls nicht auf diesen persönlichen Kontakt verzichten. Er will sich in die Allgemeine Sozialberatung einbinden lassen. Walleitner hat nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann in Kempten von 2013 bis 2017 Sozialwirtschaft studiert. Danach arbeitete er für die Caritas in Ingolstadt in den Fachbereichen Schuldnerberatung und Rechtliche Betreuungen. Warum er zur Caritas ging und dann sich bald für die Aufgabe des Geschäftsführers des Caritasverbandes Starnberg bewarb, hat nach seinen Angaben auch mit seinem "katholischen Hintergrund" zu tun. "Die Caritas ist deshalb mit ihren Idealen und Zielen für mich der attraktivste Arbeitgeber."
Er hat sich nun zur Aufgabe gesetzt, den Caritasverband nicht nur fortzuführen, sondern auch weiter zu entwickeln und auszubauen. "Die Gesellschaft ändert sich", begründet er seine Ziele. Drei Aspekte sind ihm dabei wichtig. "Welchen ideellen Wert haben und vertreten wir? Welche Erneuerungen sind nötig und was können wir tun? Und welche können wir realistischer Weise auch umsetzen?
Gerl hatte als 25-jähriger Kreisstellenleiter der Caritas nur eine Verwaltungskraft als Unterstützung Walleitner stehen heute insgesamt 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter inklusive drei Verwaltungskräften in Teilzeit zur Seite. Sie alle feiern an diesem Freitagabend gemeinsam mit Gerl und Walleitner, den Mitgliedern des Caritasrates und des Vorstandes und vielen weiteren Mitgliedern des Caritasverbandes und des Fördervereins des Seniorentreffs mit einem Festgottesdienst und anschließendem Festakt das 30-jährige Jubiläum und den Geschäftsführerwechsel.