Damit können die Pfarreien einer sehr großen Vielzahl von Menschen in Not unmittelbar und unbürokratisch helfen. Auch die Caritasverbände vor Ort in den Landkreisen und Städten wie auch die Diözesan-Caritasverbände profitieren davon und können so ihre professionelle Hilfen für Menschen in finanzieller, gesundheitlicher und sozialer Not aufrecht erhalten. Für das Bistum Augsburg wurde die Herbstsammlungsaktion in Söcking bei Starnberg eröffnet. Sie steht unter dem Leitwort "Sei kein Egoist!"
Seit Jahren lädt der Caritasverband für die Diözese Augsburg in einem jeweils wechselnden Verbandsgebiet zu einem gemeinsamen Festgottesdienst ein und ehrt langjährige ehrenamtliche Sammlerinnen und Sammler mit einem Festakt und gemütlichen Beisammensein. Dieses Mal war der Caritasverband für den Landkreis Starnberg e. V. und dadurch bedingt Söcking als Ort für die Eröffnungsaktion ausgewählt worden. Starnbergs Pfarrer Werner Haas, Caritas-Präses, freute sich darüber: "Das macht uns schon ein wenig stolz, dass wir ausgewählt wurden."
Domkapitular Prälat Peter C. Manz, ehemaliger Augsburger Diözesan-Caritasdirektor und Caritasratsvorsitzender, unterstrich in seiner Festpredigt die grundsätzliche Bedeutung des Sammlungsdienstes für die Caritas. Manz, der Diözesan-Caritasdirektor Dr. Andreas Magg wegen dessen Erkrankung vertrat, räumte ein, dass der Sammlungsdienst "ein mühsames Geschäft" sei und man nicht immer freundlich empfangen werde. Die Sammlerinnen und Sammler lud er aber dennoch ein, sich ihres besonderen Dienstes für die besuchten Menschen bewusst zu sein. "Sie sammeln keinen Schatz ein, Sie selbst sind der Schatz, den Sie zu den Häusern und Menschen bringen! Denn Sie bringen die Erfahrung, dass Sie kein Egoist sein wollen und an andere Menschen denken."
Durch diesen Dienst würden die Sammlerinnen und Sammler die besuchten Menschen "fühlen lassen", wie eine Gesellschaft aussehen kann, in der nicht jeder nicht nur an sich selber denkt. Und dadurch trage jede Caritas-Sammlerin und jeder Caritas-Sammler die Botschaft der Bibel hinaus zu den Menschen, wonach es für eine Gesellschaft und jeden Menschen "lebensförderlich" ist, auf den Nächsten zu achten und ihm Wertschätzung widerfahren zu lassen. Diese Grundhaltung beziehe jeden Menschen mit ein, egal welcher Herkunft, welchen sozialen Status er auch immer angehört, ob gesund oder krank, jung oder alt. Die Bibel der Christen sage nämlich eindeutig, dass jeder Mensch, der auf die Welt kommt, eine unverlierbare Würde hat. "Diese erwirbt man nicht erst durch eine besondere Urkunde, besondere Bescheinigung oder eine erbrachte Leistung", so Manz.
Im Pfarrsaal brachte der Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V. und der Caritasverband für den Landkreis Starnberg e. V. ihre Wertschätzung für langjährige Sammlerinnen und Sammler zum Ausdruck. Sie wurden mit Ehrennadel und Urkunde geehrt und mit einer Rose beschenkt, als Zeichen für die Schutzpatronin der Caritas, der heiligen Elisabeth von Thüringen. Sie hat mit Ihrem Wort vom Brot und der Rose den Dienst der Caritas umschrieben. Der Mensch brauche nicht nur Nahrung und konkrete Hilfe, sondern auch die liebende Zuwendung. Bei einem gemütlichen gemeinsamen Mittagessen saßen die Ehrengäste, die Sammlerinnen und Sammler, dann noch beieinander.
Die Spenden aus der Caritassammlung werden in der Diözese Augsburg gedrittelt. Ein Drittel verbleibt in der Pfarrei, ein weiteres beim Caritasverband vor Ort bzw. im Landkreis. Das letzte Drittel erhält der Diözesan-Caritasverband. Pfarrer Haas. Für ihn hat die "Pastoral der Liebestätigkeit" eine zentrale Bedeutung für die Kirche und jede Pfarrgemeinde. Das Drittel der Pfarrgemeinde verbraucht er auch jedes Jahr bis auf den letzten Euro. Zu Weihnachten kann die Pfarrgemeinde so armen Menschen eine kleine Freude bereiten. Hierbei arbeitet er eng mit dem Starnberger Caritasverband zusammen. Auch wenn Eltern oder eine alleinerziehende Mutter nicht mehr das Essensgeld für den Kindergarten bezahlen kann, nutzt er die Caritas-Spenden. Auch die sogenannten Durchreisenden erhalten von ihm durchschnittlich zwei Euro. Dabei will er gar nicht nachprüfen, ob immer die Geschichten so genau stimmen. Pfarrer Haas pflegt nämlich den Grundsatz: "Wer sich so weit demütigt, dass er um Geld bettelt, der ist immer arm."
Georg Schlögel aus Inning sammelt bereits seit 16 Jahren. Er will diesen Dienst auch weiterhin tun, weil er weiß, dass er damit Menschen in Not helfen kann. Eine Sammlerin aus der Pfarrei St. Ulrich in Söcking will mit ihrem Sammlerdienst etwas von dem zurückgeben, was ihr an Gutem im Leben widerfahren ist. Eine andere, die ebenfalls nicht namentlich nicht genannt werden will, sagt einfach: "Ich mache diesen guten Dienst gerne."