Frage nach den Hilfen der Caritas nach Abzug der Blaulichtorganisationen im Mittelpunkt - Diözesan-Caritasdirektor Müller: Begleitung und Beratung nachhaltigste Hilfe der Caritas
Günzburg / Augsburg, 04.07.2024 (pca). Flutkatastrophen sind auch in Deutschland keine Jahrhundertereignisse mehr. Das hat Folgen auch für die Arbeit der Caritas. Diözesan-Caritasdirektor Diakon Markus Müller hatte die Präsidentin des Deutschen Caritasverbandes, Eva-Maria Welskop-Deffaa, eingeladen, die Flutgebiete im Bistum Augsburg zu besuchen. "Ich möchte Ihnen allen nicht nur meinen Dank sagen für Ihr Engagement, ihre Arbeit und Ihren Einsatz. Wir brauchen den Austausch, weil wir uns für die Zukunft neu aufstellen müssen", sagte Welskop-Deffaa bei ihrem Besuch des durch die Flut zerstörten Caritas-Zentrums in der Zankerstraße.
Hier waren bis zur Flut der Caritasverband für die Region Günzburg - Neu-Ulm und die Suchtfachambulanz sowie der Sozialpsychiatrische Dienst des Augsburger Diözesan-Caritasverbandes untergebracht. Danach besichtigte die Präsidentin gemeinsam mit dem Diözesan-Caritasdirektor die nunmehr verlassenen Räumlichkeiten der Caritas-Dienste der Kleiderkammer, der Begegnungsstätte Café-Lichtblick sowie die Beschäftigungsprojektes "Ge-Buch-t" in der Hockergasse und die Ökumenische Sozialstation Günzburg "In der Bleiche".
Alle Einrichtungen der Caritas in Günzburg weisen eine gemeinsame Eigenheit auf, die Hans Klement, 1. Vorsitzender des Caritasverbandes für die Region Günzburg - Neu-Ulm, gleich am Morgen, als die Caritas-Präsidentin in der Zankerstraße eintraf, ansprach: "Normalerweise hilft die Caritas anderen vor Ort. Jetzt braucht die Caritas selbst Hilfe." Mathias Abel, Geschäftsführer des Caritasverbandes, sprach deshalb von einem Wechselbad der Gefühle. "Einerseits erhalten wir viel Hilfe insbesondere durch Ehrenamtliche. Andererseits ist es für unsere Caritas-Mitarbeiterin nur schwer zu ertragen, selber nicht helfen zu können. Wir sind aber auf einem guten Weg. Die Kleiderkammer und die Tafel sind inzwischen in die Ichenhauser Straße 26 (ehemaliges Hotel Zettler) umgezogen. Der Geschäftsstelle in der Postgasse 1 fehlt jetzt nur noch der telefonische Anschluss."
Augsburgs Diözesan-Caritasdirektor Diakon Markus Müller ist schon dabei, Hilfen und Unterstützungen zu vermitteln und zu koordinieren. Er sieht einen zentralen Schwerpunkt der Arbeit der Caritas in der Begleitung und Beratung der von der Flut getroffenen Menschen. "Das ist die nachhaltigste und wichtigste Hilfe, die die Menschen brauchen." Doch dieser zusätzliche, bislang nicht finanzierte Beratungsbedarf müsse auf langfristig stabile Säulen gestellt werden. Die Landtagsabgeordnete Jenny Schwank bestätigte Müller in seiner Beobachtung. "Die Menschen haben Redebedarf". Barbara Habermann, Leiterin des Referates Sucht und Psychiatrie des Diözesan-Caritasverbandes unterstrich: "Die Flut ist noch nicht vorbei." Auch Hans Klement, 1. Vorsitzender des Günzburger Caritasverbandes, berichtete: "Es geht den Menschen schon die Frage durch den Kopf, passiert es wieder." Nun sei es wichtig, dass wir diesen Menschen wahrnehmbar veranschaulichen können, "dass es tatsächlich vorangeht".
Der Caritas-Präsidentin wollte bei ihrem Besuch nicht nur von den Erfahrungen der Caritas hören. Die Flutkatastrophen in Deutschland drängen ihr immer mehr die Frage auf: "Wie muss sich in solchen Katastrophenlagen die Zusammenarbeit mit den Blaulichtorganisationen, der Feuerwehr, dem Technischen Hilfswerk, dem Roten Kreuz und der Polizei, gestalten, damit wir als Caritas nach den Aufräumarbeiten übernehmen können?" Ihr ist aus früheren Erfahrungen der Caritas z.B. im Ahrtal bewusst, dass mit den Aufräumarbeiten die Flut im Alltag der Betroffenen noch lange nicht vorbei ist. Insbesondere schwächere Menschen, die auch finanziell keine Ressourcen haben, bräuchten länger, um ihre Bedarfe zu melden. Aus Erzählungen von Betroffenen weiß die Caritas-Präsidentin auch, "dass mit jedem neuen stärkeren Regen die Angst wieder hochkommt." "Wir als Caritas wären schlecht beraten, wenn wir die Hilfe zu kurzfristig anlegen, denn die, die Hilfe am schnellsten beantragen, sind die Stärksten unter uns."
Bei allen Belastungen, Herausforderungen und Fragen konnte Stefan Riederle letztlich eine gute Botschaft der Caritas-Präsidentin mit auf den Weg geben: "Bei allem Chaos der Flutkatastrophe sind unsere Dienste nahtlos weitergelaufen. Das ist, auch wenn dies nun merkwürdig klingen mag, das Tolle an dieser Situation." Seine Mitarbeiterin Michaela Günzer-Wolf, fügte hinzu: "Es schweißt zusammen."