Dr. Neher nimmt Nachfolger*in in die Pflicht - Häusliche Pflege bislang nicht berücksichtigt - Staat muss Kommunen für vernetzte Angebotsstrukturen finanziell stärken
Tutzing/Freiburg/Augsburg, 10.9.2021 (pca). Die Pflegereform, die kurz vor Ende der Legislaturperiode beschlossen wurde, reiche trotz aller guten Fortschritte nicht aus, "um die Pflege in Deutschland zukunftsfest zu gestalten", sagte Caritas-Präsident Prälat Dr. Peter Neher am Samstagabend in Tutzing. Pflege, ihre Ausgestaltung und ihre Finanzierung seien "Zukunftsfragen von grundsätzlicher Bedeutung". Erst recht in einer alternden Gesellschaft.
Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, der dieses Amt nach seiner Verantwortung als Diözesan-Caritasdirektor 18 Jahre lang wahrnahm, stellt sich in der kommenden Woche in der Delegiertenversammlung nicht mehr zu Wahl und steht damit am Ende seiner Amtszeit. Mit seinem Festvortrag beim Festakt zur 100-Jahrfeier des Ambulanten Krankenpflege e. V. in Tutzing nahm er aber seine Nachfolgerin oder auch seinen Nachfolger, die bzw. der erst in der kommenden Woche von der Delegiertenversammlung gewählt werden wird, in die Pflicht, sich um die Zukunft insbesondere der häuslichen Pflege zu kümmern. Die Pflegereform von 2021 hat diese nämlich außen vor gelassen.
"Pflege ist ein Menschenrecht", unterstrich Dr. Neher. Gute Pflegebedingungen müssten "für alle Menschen" geschaffen werden, für die Pflegenden, die Gepflegten und die Angehörigen". Deshalb verbiete es sich, nur über die stationäre Pflege zu sprechen. Eine wirklich umfassende Pflegereform müsse deshalb Pflege "ganzheitlicher, vernetzter und flexibler" denken. Schließlich würden drei Viertel aller Pflegebedürftigen im häuslichen Umfeld gepflegt.
Der Caritas-Präsident wünscht sich deshalb eine Vernetzung von Versorgungsformen durch den Ausbau von Angeboten, die sektorenübergreifend Pflege und andere Unterstützungsformen verbindet." Damit häusliche Pflege auf den Einzelnen und seine Situation maßgeschneidert werden können, müssten die verschiedenen Anbieter vor Ort besser vernetzt werden. "Pflege als Konfektionsware für alle gibt es nämlich nicht", sagte er.
Dr. Neher nahm dabei einerseits die Kommunen in die Pflicht, "eine altersgerechte Infrastruktur zu entwickeln und zu unterstützen", andererseits aber auch den Staat, die Kommunen trotz der Folgen der Pandemie finanziell in die Lage zu versetzen, den Rahmen für ein selbstbestimmte Teilhabe ihrer Bürgerinnen und Bürger auch im Alter und bei Pflegebedürftigkeit zu schaffen. Der demografische Wandel und die Tatsachen, dass vereinzelt Regionen durch Weg schrumpfen, dürften nämlich auf keinen Fall dazu führen, alten Menschen ein Leben im gewohnten Umfeld mit einer guten Betreuung zu verwehren.
Christliche Einrichtungen und Diensten schreibt der katholische Geistliche Prälat Dr. Neher, der aus dem Bistum Augsburg stammt, eine wichtige Aufgabe in der Pflege zu. "Sie machen durch ihre Arbeit deutlich, dass es um den ganzen Menschen, mit seinen Sorgen und Befürchtungen, aber auch mit seinen Hoffnungen seinem Glück geht. Professionell bedeutet eben nicht nur Fachlichkeit, sondern auch die Bereitschaft, sich als Menschen zu begegnen. Dadurch machen viele Mitarbeitende Tag für Tag die Botschaft von einem menschenliebenden Gott erfahrbar - und das auch dann, wenn nicht von Gott die Rede ist."