"Die offizielle Zahl der Langzeitarbeitslosen verschleiert das tatsächliche Ausmaß der Sockelarbeitslosigkeit und die steigende Zahl der Langzeitleistungsbezieher von Hartz IV", sagt Caritas-Direktor Heinz-Josef Kessmann.
Sobald Langzeitleistungsbeziehende an einer Maßnahme der Arbeitsförderung teilnehmen oder krankgeschrieben werden, wird die Arbeitslosigkeit unterbrochen und die Zählung beginnt von neuem. Erst nach einem Jahr rutschen sie wieder in die Kategorie der Langzeitarbeitslosen, obwohl sich an ihrer tatsächlichen Situation nichts geändert hat.
Öffentlich geförderte Beschäftigung soll den Betroffenen helfen, im Berufsleben wieder Fuß zu fassen. Gerade für Menschen, die nicht unmittelbar auf den ersten Arbeitsmarkt vermittelt werden können, biete ein geförderter Arbeitsplatz wichtige Chancen, sagt Kessmann. Doch ist diese Hilfe für Menschen im Hartz-IV-Bezug seit 2009 drastisch reduziert worden. Haben damals noch 10.080 Hilfebedürftige eine solche Beschäftigung angeboten bekommen, waren es acht Jahre später nur noch 2.851.
Der Caritasverband für die Diözese Münster fordert, dass öffentlich geförderte Beschäftigung auch unabhängig von befristeten Programmen ermöglicht wird. "Geeignete Arbeitsplätze sollten im allgemeinen Arbeitsmarkt bei möglichst allen Arbeitgebern erschlossen werden", so Kessmann. Finanziert werden soll dieses Konzept, indem das eingesparte Arbeitslosengeld teilweise zur Finanzierung des Arbeitsplatzes eines vormals Langzeitarbeitslosen verwendet wird.
Dass dieser Ansatz erfolgreich sein kann, zeigt das Modellprogramm "Öffentlich geförderte Beschäftigung NRW". Hier wird die soziale und berufliche Teilhabe unterstützt, um besonders benachteiligte Zielgruppen wieder in den ersten Arbeitsmarkt zu integrieren. In 2016 nahmen 116 Menschen im Bistum Münster an dem Projekt teil. Ein Jahr später sind es jetzt bereits mehr als doppelt so viele Teilnehmer.
Weitere Informationen mit regionalen Zahlen: www.arbeitslosenreport-nrw.de
083-2017 (lu) 16. Oktober 2017