Wie war das vergangene Jahr und wie schaut es in diesem Jahr aus? Das sind die zentralen Fragen, die Rainer Borsch, Vorstand des Caritasverbandes Kleve, auf der Delegiertenversammlung beantwortet. Dabei handelt es sich um das höchste Gremium der Caritas Kleve, das einmal im Jahr tagt. So geschehen jüngst auf der Wasserburg Rindern.
Rainer Borsch, Vorstand der Caritas Kleve, stellte auf der Delegiertenversammlung die wirtschaftliche Lage des Verbandes vor.Julia Lörcks
Dort stellte Rainer Borsch den Anwesenden die wirtschaftliche Entwicklung des Verbandes vor. Nachdem er im vergangenen Jahr noch ein außergewöhnlich gutes Ergebnis verkünden konnte, sah es diesmal etwas anders aus. So schloss die Klever Caritas das Jahr 2022 mit einem Minus von fast 200.000 Euro ab. "Dadurch reduziert sich das Eigenkapital auf 7.305.353,57 Euro", sagte Rainer Borsch.
Ausschlaggebend dafür waren vor allem die hohen Personal-Ausfallzeiten. "2022 hat die Corona-Pandemie zwar ihren Schrecken verloren, dafür hatten wir einen so hohen Krankenstand wie nie zuvor", erklärte Rainer Borsch. Viele Leistungen konnten dadurch nicht angeboten und dementsprechend auch nicht abgerechnet werden. Rainer Borsch führte weiter aus: "Alles in allem wären wir aber wahrscheinlich mit einem blauen Auge davongekommen, wenn nicht noch der Tarifabschluss für den Sozial- und Erziehungsdienst gekommen wäre - kurz: SuE-Tarif. Hier mussten wir Rückstellungen in Höhe von 275.000 Euro bilden."
Auch für das laufende Jahr ist der Caritas-Vorstand nur verhalten optimistisch: "Wir haben auf der einen Seite steigende Personal- und Sachkosten und auf der anderen Seite laufende Verträge, die die Tariferhöhungen und inflationsbedingten Preissteigerungen nicht immer berücksichtigen." Aus diesem Grunde haben die Verantwortlichen auch nur sehr vorsichtig geplant. "Der Wirtschafts- und Investitionsplan für das Jahr 2023 sieht ein Minus von 433.704 Euro vor. Zum 31. Juli 2023 haben wir mit einem Plus von 3000 Euro abgeschlossen. Viele Verbände in der Region schreiben aktuell rote Zahlen. Das zeigt: Die Situation ist bei vielen nach wie vor sehr angespannt."
Ulrich Bergmann, Vorsitzender des Caritasrates, bedankte sich für die Arbeit des Klever Caritasverbandes: "Die Caritas Kleve steht nach wie vor gut da. Das ist vor allem ein Verdienst der Mitarbeitenden. Sie sind mit viel Engagement bei der Sache. Sie leisten im wahrsten Sinne des Wortes ,Gottesdienst am Menschen‘."
Holger Brauer stellte die Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien vor.Julia Lörcks
Nach der Entlastung des Caritasrates stellte Holger Brauer, Leiter der Beratungsstelle für Kinder, Jugendliche und Familien, seinen Fachdienst vor. Dabei handelt es sich um die niedrigschwelligste Leistung der Kinder- und Jugendhilfe im Rahmen der Hilfen der Erziehung (§§ 27ff. SGB VIII). 2022 nahmen insgesamt 1056 Familien mit Kindern zwischen 0 und 21 Jahren das kostenlose Angebot des Caritasverbandes Kleve in den drei Beratungszentren in Kleve, Goch und Emmerich am Rhein in Anspruch. "Wir beraten Eltern, die Fragen zu allen Themen der Erziehung und Entwicklung ihrer Kinder haben. Wir sind aber auch für Kinder und Jugendliche da, wenn sie zu Hause, in der Kita oder in der Schule Unterstützung benötigen", berichtete Holger Brauer. Im Laufe der Jahre hätte sich das Thema "Trennung und Scheidung" zu einem inhaltlichen Schwerpunkt entwickelt. In letzter Zeit nehmen sowohl psychische als auch schulbezogene Probleme von Kindern und Jugendlichen zu. "Und aufgrund der neu eingerichteten Fachberatungsstelle gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen im Kreis Kleve im Januar 2022 haben wir vermehrt auch Beratungen zu diesem Thema. Hier hoffen wir auf eine personelle Verstärkung im nächsten Jahr", berichtete Holger Brauer.