Nun konnte Diakon Thomas Schmidt, Behindertenseelsorger der Diözese Augsburg, den Menschen und den neuen drei Werkstatträumen, dem Speisesaal mit eigener Verteilerküche, dem Mehrzweckraum, den kirchlichen Segen spenden. Die Werkstätten St. Franziskus sollen "eine bunte Werkstatt" werden, "in der alle auf sich achten", wünschte er sich bei der Segensfeier.
Der Weg bis zur Segensfeier war alles andere als kurz, wie Franz Minnerrath, der Geschäftsführer der CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH - Ressort Behindertenhilfe in seinem Grußwort sagte. Am 3. August 2001 hatte sein Vorgänger Herbert Dormayr eine Außenstelle im Raum Kissing-Mering angeregt. Doch viele Jahre konnte niemand dafür gewonnen werden. Den Plan griff schließlich Minnerrath auf. Er erzielte im Dezember 2014 schließlich die Zusage des Bezirks Schwaben.
Vorab war der Standort geklärt. Es sollten freie Hallen des Meringer Unternehmens Ludwig Leuchten GmbH & Co. KG in der Frühlingstraße in Mering sein. Der Grund für diese Auswahl: Ludwig Leuchten ist seit vielen Jahren auch durch Aufträge an die Ulrichswerkstätten Augsburg verbunden. Das Engagement für Menschen mit Behinderungen liegt den Verantwortlichen bei Ludwig Leuchten seit langem am Herz. "Wir wollen den Menschen ein Stück Teilhabe ermöglichen", sagt Geschäftsführer Erich Ludwig. Bereits seit rund 25 Jahren pflegt das Meringer Unternehmen auch an seinem Produktionsstandort in Bergen bei Dresden eine Kooperation mit einer Behinderten-Einrichtung. Rund 50 Beschäftigte der Lausitzer Werkstätten haben ihren Arbeitsplatz direkt bei Ludwig Leuchten. Das Unternehmen hat ihnen Maschinen zur Verfügung gestellt, auf denen sie walzen, stanzen und punkten. Auch in der Montage und Vorproduktion sind sie im Einsatz. "Ihre Arbeit ist enorm wichtig für uns", so Ludwig.
Die "ambitionierten Pläne" Minnerraths in 2016 bereits die Außenstelle in Mering eröffnen zu können, waren das Einzige, wohinter Erich Ludwig in 2014 ein Fragezeichen setzte. Doch Minnerrath war ein "harter, aber fairer Partner", wie es Merings Bürgermeister Hans-Dietler Kandler sagte. Auch er hatte das Anliegen von Anfang an unterstützt und freut sich besonders für die Beschäftigten. "Es gehört zur Lebensqualität, wohnortnah arbeiten zu können."
Erst vor wenigen Monaten konnte nach allen baulichen Genehmigungsverfahren mit den Umbauten für eine barrierefreie Werkstatt begonnen werden. "Wir hatten eine kurze und intensive Bauphase", wie es Thomas Hampp, Leiter der Hauptwerkstätten der UWA in Augsburg am Hanreiweg sagte. Insgesamt 550.000 Euro kostete das Vorhaben. In den drei Werkstatträumen, die jeweils 120 Quadratmeter groß sind werden künftig insgesamt 36 Beschäftigte Montage- und Verpackungsaufträge unter der Anleitung von drei Gruppenleitern abwickeln. Elektromontage-Arbeiten sollen künftig dazu kommen. "Ich würde mich freuen, wenn es hier an diesem Standort zur Zusammenarbeit kommen kann", betonte Ludwig. Dabei setzt er nicht nur auf die alltäglichen Begegnungen der Mitarbeiter seines Unternehmens und der Werkstattbeschäftigten.
Der Zugang zu den Werkstätten erfolgt über eine über 20 Meter lange Rampe für Rollstuhlfahrer. Behindertengerechte Sanitäranlagen wie auch Pflegemöglichkeiten, großzügige Türen und entsprechend angepasste Arbeitsplätze sorgen für eine barrierefreie Arbeitswelt. Rechts vom Gang liegen die Räume der Außenstelle St. Franziskus. Links davon liegen Arbeitsräume von Ludwig Leuchten. Die CAB hat auf ihre Seite ihr Motto geschrieben: "Gemeinsam verschieden sein". Das entspricht offensichtlich auch Ludwigs Lebensphilosophie: "Für unsere Gesellschaft ist es wichtig, Zusammenhalt zu suchen und zu finden."
Sissi Veit-Wiedemann, Bezirksrätin des Bezirkes Schwaben, wünscht sich, dass mit der Außenstelle der UWA ein "Erfolgsmodell" entstehe. "Hier an diesem Standort unternehmen wir einen weiteren Schritt, die UN-Behindertenrechtskonvention Wirklichkeit werden zu lassen. Man muss Inklusion leben und erleben, dann kommt sie", betonte sie in ihrer Grußansprache. Insgesamt 90 Millionen Euro würde der Bezirk Schwaben Jahr für Jahr für Werkstätten für Menschen mit Behinderungen aufbringen. "Hier sieht man, dass das Geld gut angelegt ist." Minnerrath bedankte sich im Namen der Caritas für das Engagement, erinnerte aber daran, dass man nicht nur die Ausgaben betrachten dürfe, sondern auch den "Social Response" aus diesen Einrichtungen durch Steuern und Aufträge.