Und diese Verrücktheit ist nicht ohne Erfolg geblieben. Derzeit ist man Tabellenführer in der Regionalliga. Der geneigte Fußballfan fragt sich: "Moers-Meerbeck? Regionalliga? Tabellenführer?"
Doch es stimmt. Das Team ist eine Kooperation der Caritas Wohn- und Werkstätten Niederrhein (CWWN) und der örtlichen Lebenshilfe und spielt derzeit in der Fußball-Regionalliga für Menschen mit Behinderungen. "Wir ermöglichen Menschen mit Behinderungen die Teilnahme an einem regulären Ligabetrieb", erklärt Dirk Ströter. Zwischen 18 und 25 Menschen mit Behinderung gehören regelmäßig zum Aufgebot der "Caritas Kickers", die sich als eigene Abteilung dem MSV Moers angeschlossen haben.
Einer davon ist Raffael Bonno, der von Mitspielern und Trainern in Anlehnung an sein großes Vorbild Christiano Ronaldo auch scherzhaft "BR7" genannt wird. "Ich spiele im offensiven Mittelfeld und verteile die Bälle", erklärt Bonno selbst seine Position. In der Vergangenheit stand er schon einmal kurz vor einem Wechsel in eine der Herrenmannschaften des MSV. "Das hat bislang aber noch nicht geklappt", bedauert Dirk Ströter. Inklusion sei ein Prozess, der auch mal länger dauere.
Doch was soll es Menschen mit Behinderungen bringen, im Team gegen den Ball zu treten? "Die soziale Kompetenz verbessert sich und die Spieler lernen mit Erfolg und Misserfolg umzugehen", ist sich Dirk Ströter sicher. Misserfolge wegstecken zu können, war zu Beginn auch bitter nötig: Das gerade erst gegründete Team holte sich "eine Packung nach der nächsten ab", wie es Dirk Ströter ausdrückt. Die Stimmung unter den Spielern habe sich trotzdem nicht verschlechtert.
Selbst jedes Training ist für sie ein Highlight. Das beginnt meistens nach der Devise "Ein paar Bälle in die Mitte und los geht's!" Dirk Ströter erklärt: "Erst einmal sollen sich alle austoben können. Danach geht das Training dann richtig los." Es folgt eine Teambesprechung und schließlich Pass- oder Torschussübungen. Eines darf aber auf keinen Fall fehlen: "Das Spiel zum Schluss", weiß Coach Ströter. Die Spieler werden auf zwei oder mehr Teams aufgeteilt und dürfen noch einmal nach Herzenslust spielen.
Natürlich ist nicht alles immer nur spaßig. "Manche der Spieler sind schneller frustriert oder wollen auf dem Platz alles alleine machen", erzählt Dirk Ströter. Da müssen er und seine Co-Trainer so manches Mal durchgreifen. "Wer den Schiedsrichter anmeckert, wird sofort ausgewechselt." Und auch die Teilnahme an Turnieren oder Spielen gibt es nicht geschenkt. Wer nicht regelmäßig zum Training kommt, darf auch nicht zu Turnieren. Aber das passt schon: Schließlich sind hier alle ein bisschen fussballverrückt.
083-2016 (jks) 5. November 2016