Wie kann die Caritas die technischen Errungenschaften des 21. Jahrhunderts für ihren Dienst am Menschen nutzbar machen? Welches unternehmensstrategische Leitbild sollte sie verfolgen? Im Wintersemester 2014/2015 hat die Unternehmenskontaktstelle „Wissensinitiative WiWi“ Studierenden des Studiengangs Business Administration and Economics die Möglichkeit geboten, sich im Rahmen eines Bachelorseminars tiefergehend mit der Thematik der Unternehmensführung von Non-Profit-Organisationen auseinanderzusetzen. Aus betriebswirtschaftlicher Perspektive galt es, die gegenwärtigen Herausforderungen der Deutschen Caritas zu analysieren und entsprechende Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Ihre Ergebnisse stellten die Studierenden in der Abschlussveranstaltung öffentlich zur Diskussion.
Der Deutsche Caritasverband
beschäftigt mit fast 500.000 hauptamtlichen und nochmals 500.000 ehrenamtlichen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mehr Menschen als Volkswagen und Siemens
zusammen. Der Verband ist damit zweitgrößter Arbeitgeber in Deutschland nach
der öffentlichen Hand. „Die christlich-katholische Weltanschauung der Caritas
lenkt uns Wirtschaftswissenschaftler von der Tatsache ab, dass sie natürlich
auch einen großen Wirtschaftsfaktor darstellt“, erklärt Prof. Dr. Carola
Jungwirth, Inhaberin des Lehrstuhls für Internationales Management und
Projektleiterin der Wissensinitiative, in ihrem Grußwort.
Als Non-Profit-Organisation verfolgt die Caritas keine eigenwirtschaftlichen
Ziele wie Unternehmen – im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht der Mensch – gleichwohl
sieht sich die Organisation regelmäßig mit betriebswirtschaftlichen
Herausforderungen konfrontiert: Wie etwa lässt sich die Arbeitgebermarke
„Caritas“ noch erfolgreicher am Markt lancieren? Und welche Effizienzmodelle
stehen karitativen Organisationen unter Berücksichtigung des „Faktors Mensch“
überhaupt zur Verfügung?
„Für diese betriebswirtschaftlichen Fragestellungen gemeinsam mit Vertretern
der Caritas konkrete Lösungsvorschläge zu erarbeiten, war inhaltliches Ziel des
Bachelorseminars, dessen Ergebnisse nun in offener Runde präsentiert und
diskutiert werden“, erläutert Prof. Dr. Jungwirth. „Ferner geht es darum, Wege
für weitere Forschungskooperationen zwischen der Caritas und spezialisierten
Lehrstühlen an der Universität Passau zu identifizieren.“
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erarbeiteten in Kleingruppen
Handlungsempfehlungen zu Fallstudien aus verschiedenen Organisationsbereichen
und Tätigkeitsfeldern der Caritas, die sie im Rahmen der Abschlussveranstaltung
am 13. Januar 2015 präsentierten. „Ich habe diese Seminarsitzung als
unglaublich bereichernd empfunden“, sagt Diözesan-Caritasdirektor Dr. Wolfgang Kues.
„Auf der einen Seite haben die Studierenden uns in vielen Dingen den Spiegel
vorgehalten, auf der
anderen Seite haben sie Dinge angesprochen,
die mich bestärkt haben, da weiterzugehen.“ Mit Blick auf zukünftige
Kooperationsmöglichkeiten ergänzt Robert Pfeffer, Projektmanager der
Wissensinitiative: „Wir hoffen, dass diese Veranstaltung ein Impuls für weitere
spannende Forschungsprojekte zwischen der Universität Passau und dem Caritasverband
für die Diözese Passau ist."
Die
vom Europäischen Sozialfond geförderte „Wissensinitiative WiWi“ widmet sich dem
Wissenstransfer zwischen der Universität Passau und Unternehmen vornehmlich aus
der Region Ostbayern. Ziel der Initiative ist es, durch professionelle
Netzwerkarbeit und über den Austausch neuer betriebswirtschaftlicher Erkenntnisse
die Wettbewerbs- und Innovationsfähigkeit von regionalen Unternehmen nachhaltig
zu stärken. "Aus Sicht der Unternehmenskontaktstelle freuen wir uns sehr
darüber, dass die Studierenden zudem die Gelegenheit hatten Einblicke in die Unternehmensführung
eines der größten Wohlfahrtsverbände der Region zu erhalten", fasst Robert
Richter, Mitgründer und Projektmanager der Wissensinitiative WiWi, den Abend
abschließend zusammen.