Maria Thoneick (l.), zusätzliche Fachkraft in der Sprach-Kita Sterntaler in Goch, mit der Sprach-Kita-Fachberatung Juliane Hasselaar. Sie und die anderen Fachkräfte haben sich wochenlang für den Erhalt des Bundesprogramms eingesetzt.Julia Lörcks
Für Maria Thoneick und Manuela Paufler, zusätzliche Fachkräfte in den Sprach-Kitas Sterntaler in Goch und Zauberstern in Kleve, waren es zuletzt anstrengende Wochen und Monate. "In dieser abwartenden Haltung auszuharren und trotzdem zielgerecht weiterzuarbeiten, das war nicht einfach", sagt Maria Thoneick. Umso mehr freut sie sich nun, dass es wohl weitergeht. Der Bund will das Förderprogramm "Sprach-Kita" bis zum Sommer des kommenden Jahres weiterfinanzieren. Darüber berichten aktuell mehrere Medien übereinstimmend. Eine offizielle Bestätigung von Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Bündnis 90/Die Grünen) steht indes noch aus. "Mir fällt eine große Last von den Schultern. Ich hoffe, dass nun auch eine offizielle Nachricht an die Sprach-Kitas nicht lange auf sich warten lässt", sagt Manuela Paufler.
Für die fast 1500 Sprach-Kitas in NRW wäre die Einigung mit dem Bund ein Durchbruch. Denn Landesfamilienministerin Josefine Paul (ebenfalls Bündnis 90/Die Grünen) hatte bereits am 19. Oktober dem WDR berichtet, dass das Land ab Sommer 2023 die Finanzierung der Sprach-Kitas übernehme. Unter anderem seien die schlechten Ergebnisse der aktuellen IQB-Bildungsstudie ausschlaggebend gewesen.
Für die Caritas Kleve, die neben zwei zusätzlichen Fachkräften auch zwei Fachberatungen, die wiederum 21 Sprach-Kitas in den Kreisen Kleve und Borken betreuen, beschäftigt, ist die Übergangslösung ein "guter Kompromiss". Elke Kotthoff, Fachbereichsleitung Kinder, Jugend und Familie, sagt: "Wir sind sehr erleichtert, dass wir unsere Sprach-Kita-Fachkräfte weiterbeschäftigen können und gleichzeitig froh, dass sie durchgehalten haben." Von Klarheit und Planungssicherheit möchte sie noch nicht sprechen. Auch Vorstand Rainer Borsch meint: "Wir wissen jetzt, dass es wohl weitergeht. Wir wissen aber auch, dass noch nicht alles geregelt ist."
Eine schnelle Planungssicherheit, das wünschen sich nun auch Juliane Hasselaar und Kristina Timmer. Die beiden Fachberatungen betreuen die Sprach-Kita-Verbünde im Kreis. Bis zuletzt haben sie mit den Teams für eine Fortführung des Bundesprogramms gekämpft. "Allen liegt in erster Linie die Kontinuität der Sprachbildung und Inklusion der Kinder und Familien am Herzen. Hierfür wurden viele Unterschriften gesammelt, Politiker:innen informiert, Eltern einbezogen, Zeitungs-, Radio- und Fernsehberichte erstellt und sogar ein Aktionsvideo entstand", berichtet Juliane Hasselaar.
Trotz aller Freude und Erleichterung blicken Juliane Hasselaar und Kristina Timmer auch mit Trauer auf den Schaden, den diese monatelange Unsicherheit angerichtet hat. Denn vermutlich werden nicht alle Kitas weitermachen. Von 21 Sprach-Kitas haben derzeit sechs keine zusätzliche Sprach-Kita-Fachkraft, da die Stelle angesichts der unsicheren Perspektive nicht neu besetzt werden konnte oder die Fachkraft sich schon umorientiert hat. "Anderthalb Monate vor Auslaufen des Vertrages ist es sehr verständlich, dass viele sich um eine sichere Stelle bemüht haben. Es ist sehr zu hoffen, dass wir schnell Planungssicherheit bekommen, wie die Situation auch nach Juni 2023 aussehen wird, so dass die Stellen neu besetzt werden können", so Kristina Timmer.