Augsburg, 20.10.2011 (
pca
). Erste Aufgabe: Nehmen Sie ein Blatt Papier auf den
Rücken und reißen Sie einen Stern daraus. Zweite Aufgabe: Fädeln Se Perlen mit
Handschuhen auf eine Schnur auf. Dritte Aufgabe: Erzählen Sie Ihrem Nachbarn
von Ihrem letzten Urlaub, allerdings ohne Wörter, in denen die Buchstaben ‚a’
und ‚n’ vorkommen. Wer sich an die Aufgaben macht, wird schnell feststellen,
dass für die Erfüllung der ersten beiden Aufgabe die Sinne
fehlen, und dass bei der dritten Aufgabe sich
die Informationen auf Kleinigkeiten beschränken würden bzw. die Kommunikation
sehr mühsam wäre.
„Autisten ergeht es jeden Tag so.
Auch wir Nichtautisten wären am Abend kaputt, unausgeglichen, nervös und zögen
uns in unsere eigene Welt zurück.“ Das sagte Birgitta Lang, Studienrätin im
Förderschuldienst
Ursberg
, zu 30 Schulbegleiterinnen und
–
begleiter
autistischer Kinder bei einem
Fortbildungsabend. Dazu hatte das Kompetenzzentrum Autismus Schwaben-Nord der
Caritas in Augsburg eingeladen.
Autisten haben wegen einer
Entwicklungsstörung im Gehirn ein „Informationsverarbeitungsdefizit“. Wegen
dieser „Andersartigkeit“, so Lang, leben autistischen Menschen in einem
Dauerzustand von Stress und Unsicherheit, und wegen der Nichtkontrollierbarkeit
dieser Situation auch in ständiger Angst. Nichtautisten sollten deshalb alles
tun, um genau diese Stresssituation zu mildern.
Wenn Autisten einmal eine Aufgabe
nicht erfüllen könnten, sollte man nicht mit dem Vorwurf reagieren „du hast es
ja gar nicht gemacht“. Vielmehr sollte man lernen zu akzeptieren, dass es
einfach so ist. Autisten empfänden manchmal „ein Gewitter im Kopf“, wie es ihr
ein autistisches Kind einmal gesagt habe. Und das beeinträchtige auch tages-
oder sogar stundenabhängig die Leistungsfähigkeit von Autisten. Die Antwort
„das ist schon in Ordnung“ hält die Fortbildungsreferentin deshalb für eindeutig
besser.
Wer mit Autisten gut kommunizieren
wolle, der solle sich zudem um eine einfache Sprache bemühen. Es gebe, so die
Studienrätin vom Förderschuldienst in
Ursberg
,
Autisten, die bräuchten zehn Sekunden, bis bei ihnen das gesprochene Wort im
Gehirn ankommt. So empfiehlt sie auch, stets erst ein Thema zu beenden und dann
erst ein neues anzufangen. Da Autisten sich schwer täten, die Zeit richtig
abzuschätzen, empfiehlt sie bei entsprechenden Anlässen, einen „
Time-Timer
“ einzusetzen, der die verstreichende Zeit auf
einer Uhr farbig darstellt.