Essen/Düsseldorf - Eine Krankenschwester mit Handy am Krankenbett: Eine App wandelt ihre Worte direkt in einen Text um. Den zeigt sie dem gehörlosen Patienten im Bett - und er weiß Bescheid: "Die Visite steht an." So passiert es schon heute in einem Kölner Krankenhaus. Das ist nur eine von vielen Ideen, wie Menschen mit einer Behinderung im Krankenhaus besser versorgt werden können. Darüber berieten am Mittwoch in Essen 70 Fachleute aus Krankenhäusern, Caritas, Politik und Behörden bei einer Fachtagung der Caritas in NRW
"Für die Caritas gehört zum Selbstverständnis, dass Menschen mit Behinderungen im Krankenhaus eine Umgebung vorfinden, in der sie mit ihrer Behinderung angenommen werden und so die Versorgungsleistungen des Krankenhauses in Anspruch nehmen können", so der Direktor der Caritas für das Bistums Essen, Andreas Meiwes.
Inklusion im Krankenhaus
Inklusion im Krankenhaus: Zahlen belegen die Größe der Aufgabe. 2,5 Millionen Menschen leben in NRW mit einer eingeschränkten Gesundheit, davon 1,7 Millionen mit einer Schwerbehinderung - Tendenz steigend. "Auch die Gruppe der alt gewordenen Menschen mit Behinderungen gewinnt an Bedeutung", so Meiwes. "Auf diese Entwicklungen müssen sich die Krankenhäuser einstellen."
Diese beschäftigen sich schon seit Jahren mit der medizinischen und pflegerischen Versorgung von Menschen mit einer Behinderung. "Gleichzeitig erlebt das Krankenhauswesen tiefgreifende Umstrukturierungen, die mit der Herausforderung verbunden sind, Effektivität und Effizienz zu erhöhen und zugleich eine bedarfs- und bedürfnisgerechte Versorgung sicherzustellen. Vor allem behinderte Menschen verlangen besondere Aufmerksamkeit", so Jochen Brink, Präsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen.
"Da kommen Sie nicht drum herum"
Auch Vertreter von der Landespolitik berieten sich mit den Caritas-Experten. "Inklusion soll nicht nur in Schulen gelebt werden, sondern auch im Gesundheitswesen. Und da gibt es noch viel zu verbessern", stellte Jürgen Schiffer, Leiter des Referats Grundsatzfragen, Palliativversorgung, Organspende beim Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter NRW klar. Noch deutlicher legte der Behindertenbeauftragte der NRW-Landesregierung, Norbert Killewald, die aktuelle Rechtslage zur Integration von Menschen mit Behinderung aus. Den versammelten Trägern katholischer Krankenhäuser rief er zu: "Sie müssen nicht alles sofort machen, sie müssen sich aber auf den Weg machen. Da kommen Sie nicht drum herum."
Dabei sind viele katholische Häuser schon auf dem Weg. Ob das richtige Wegweiser-System für Sehbehinderte, die Schulung von Mitarbeitenden im Umgang mit unterschiedlichen Formen von Behinderung oder eben die Gehörlosen-App: Die Caritas-Experten stellten beim Fachtag gelungene Beispiele vor. "Das Thema wird immer wichtiger, wir bleiben am Ball", so Andreas Meiwes.