Augsburg, 14.09.2007 ( pca ) . Er gilt als ‚guter Freund’, als ein alternatives Hilfsmittel für die Bewältigung von Stress, beruflichen Belastungen, privaten Problemen und Krisen. Gemeint ist der Alkohol, der ‚falsche Freund’, wie es sich später herausstellt. Viele Menschen, ob jung oder alt, auch unabhängig vom sozialen Status, verfallen dessen Verlockungen – für sich allein, obwohl sie niemand zum Alkoholkonsum drängt. Auch diese Gruppe von Alkoholkranken benötigt professionelle Hilfe. Viele haben aber eine Scheu vor einer stationären Therapie, weil sie um ihren Arbeitsplatz fürchten. Für sie bietet die Suchtberatungs- und Suchtbehandlungsstelle der Caritas (PSBB) in Augsburg eine ambulante Therapie als Alternative zur stationären Langzeittherapie an. „Wir haben dafür die Zulassung der Rentenversicherungsträger wie auch der Krankenkassen“, unterstreicht die Diplom-Sozialpädagogin Barbara Habermann von der PSBB – Augsburg.
Der Weg zur ambulanten Therapie erfolgt zunächst über die Motivationsgruppen. Hier lernen suchtmittelabhängige Menschen zunächst einmal mit Hilfe der Suchtberater sich selbst einzuschätzen. „Wie steht es um mich, welches Problem habe ich, kann ich es alleine schaffen, welche Therapie ist für mich am besten?“, lauten die Kernfragen, die in den Motivationsgruppen geklärt werden müssen, so Habermann. Dabei stelle sich heraus, für wen eine stationäre Langzeittherapie sinnvoll ist oder wer an einer „Ambulanten Rehabilitation Sucht“ teilnehmen kann.
Für letztere müssen bestimmte Vorbedingungen erfüllt sein. Dazu gehört ein stabiles soziales Umfeld wie z.B. eine Familie oder ein fester Freundeskreis, die bzw. der es dem Betroffenen erlaubt bzw. ermöglicht, abstinent zu bleiben“, sagt Habermanns Kollege, der Diplom-Sozialpädagoge und Sozial- wie auch Suchttherapeut Alois Nagler . „Personen, die einen Nichttrinker nur als Spielverderber abstempeln, wären die falschen Kontakte.“
Die ambulante Therapie dauert ein Jahr. Zehn bis 12 Erwachsene von etwa 25 bis über 60 Jahren treffen sich derzeit regelmäßig in Augsburg. In Einzel- und Gruppengesprächen lernen sie mit dem Suchtdruck umzugehen, wie man dem Rückfall vorbeugt und den Alltag trotz und mit Stress bzw. Überlastung bewältigen kann. Zum Inhalt der Therapie gehört es auch, alternative Verhaltensweisen zum bisherigen Suchtverhalten zu entwickeln.
Auch Angehörige können, sofern es gewünscht wird, in den Therapieprozess eingebunden werden. Der Suchttherapeutin Habermann ist dieses Zusatzangebot wichtig, „denn der Betroffene ändert sich im Laufe der Therapie, weil er sein Leben in neuer Form zu bewältigen lernt. Damit ändert sich auch sein Verhalten zum Angehörigen.“
Die
Therapiesitzungen finden regelmäßig am Abend statt. Der Arbeitgeber profitiere
davon, so Habermann. „Die Arbeitskraft fällt nicht aus.“ Aber auch für den Arbeitnehmer
ist diese Form der Therapie eine sehr gute Hilfe. Der Arbeitgeber erfährt
nichts davon, versichert
Nagler
. Die Betroffenen, die
ihren Arbeitgeber über ihre Krankheit nicht
In der Gruppe machen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer eine wichtige Grunderfahrung : sie sind nicht allein. „Als Alkoholkranker ist man in gewisser Hinsicht immer ein Einzelkämpfer“, so Nagler , „weil die eigentlichen Probleme, die zur Alkoholkrankheit führten, vor anderen verheimlicht, verpackt werden.“ So entstehen im Zuge der einjährigen Therapie neue Freundschaften. „Sie finden wichtige und verlässliche Weggefährten, die ihnen zur Seite stehen, wenn es ihnen nicht gut geht“, erzählt Habermann.
Kontakt:
Suchtbehandlungsstelle des Caritasverbandes für die Diözese Augsburg
e.V. (PSBB)
Auf dem Kreuz 47
86152 Augsburg
Tel. 0821 – 3156-432
Fax: 0821/31 56-400
E-Mail:
psb-augsburg@caritas-augsburg.de