Weihbischof Wörner: Altar die "Seele dieser Einrichtung" - Erstmals in Deutschland eine Kapelle mit dem Patronat des belgischen Heiligen Damian de Veuster
Neu-Ulm, 03.05.2019 (pca). Lange wartet man schon in Neu-Ulm darauf, dass das neue Caritas-Seniorenzentrum in Wiley-Nord vollendet wird. Am Freitag nun konnte der Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V. als Träger und die CAB Caritas Augsburg Betriebsträger gGmbH als Betreiberin zu einer besonderen festlichen Feier in das Seniorenzentrum auf dem Weg zur Vollendung des Hauses einladen. Der Augsburger Weihbischof Florian Wörner segnete die Hauskapelle und weihte den Altar und damit - wie er sagte "die Seele dieser Einrichtung, den Ort, wo Gott uns seine Liebe erweist und dem Menschen auf Augenhöhe begegnet und uns einlädt, diese Liebe weiterzugeben".
Diözesan-Caritasdirektor Domkapitular Dr. Andreas Magg freute sich in seiner Begrüßung über diesen "großen Festtag als so wichtigen Schritt hin zur Vollendung dieses Hauses". Er wies auf die Besonderheit des neuen Caritas-Seniorenzentrums hin. "Hier wird die erste Kapelle in Deutschland geweiht, die den Namen des berühmten aus Belgien stammenden Arnsteiner Paters und Heiligen Damian de Veuster trägt". So waren auch eigens der Provinzial der Ordensgemeinschaft Pater Martin Königstein (SSCC) aus Werne an der Lippe und sein Mitbruder Pater Bruno Zuchowsky (SSCC) aus Augsburg nach Neu-Ulm gekommen. "Wir freuen uns, dass zum ersten Mal in Deutschland ein Gotteshaus wie diese Kapelle unserem heiligen Mitbruder geweiht wird", sagte Pater Königstein. "Es ist toll, dass Damian de Veuster hier als Vorbild hervorgehoben wird." Der Heilige (1840 - 1889) hatte jahrelang auf der Hawaii-Insel Molokai aussätzige Menschen gepflegt und für sie gesorgt, bevor er selbst dran erkrankte und verstarb. 2009 war er von Papst Benedikt XVI. heiliggesprochen worden.
Weihbischof Wörner deutete in seiner Predigt vor der Altarweihe deren einzelne Schritte - die Besprengung mit Weihwasser, das Einreiben des Altars mit dem Chrisam-Öl, die fünf kleinen Feuern, der Weihrauch sowie die Reliquien, die eingelassen werden - aus. Das Wasser erinnere an das Lebenswasser, auf das der Mensch angewiesen sei - als Getränk wie auch im übertragenen Sinn der geistlichen Lebensspende. Der Altar stehe für Christus, der die "innere Triebfeder" unseres Lebens sein soll. Jeder Christ sei auf Christus hin gesalbt wie der Altar. So müsse sich jeder Mensch selbst fragen, ob man dies auch in seinem Leben ausstrahle. Die Feuer stehe für die fünf Kreuzigungsmerkmale Jesu, der sein Leben für die Menschen hingegeben habe. Es gehe ja in einer Senioreneinrichtung darum, sein Leben für andere einzusetzen. So sei auch der Heilige Damian de Veuster ein herausragendes Beispiel dafür, wie man dem Dienst am Nächsten sein Leben widmen und letztlich für die anvertrauten Menschen aufopfern kann, so wie es der Heilige tat. Der Weihrauch erinnere den Menschen daran, dass "Gott für uns brennt, so wie wir für Gott und unsere Mitmenschen brennen sollen". Am Boden des Altars setzte Weihbischof Wörner die Reliquien der urchristlichen Märtyrerin Christina von Bolsena als "Zeichen der Verbundenheit von Himmel und Erde" ein.
Am Ende des Gottesdienstes sprach die ehemalige Oberbürgermeisterin von Neu-Ulm und frühere bayerische Justizministerin sowie jetzige Landtagsabgeordnete Dr. Beate Merk von einem "Wunder", dass heute so ein Neubau möglich sei. "Mir hüpft heute das Herz, weil heute schon der Mittelpunkt des Hauses geweiht wurde, der Ort, wo die Menschen hingehen, wenn ihnen das Herz drückt und die Seele schwer wird." Die Kapelle sei so hell und licht, was in der alten Kapelle nicht der Fall ist, freute sie sich. Sie wertete das neue Caritas-Seniorenzentrum St. Damian de Veuster als ein gutes Zeichen für die Gesellschaft. Diese zeige darin ihren Geist, wie sie mit den Schwächsten, Kindern und alten Menschen umgeht. So lobte sie ausdrücklich das Engagement der Pflegekräfte im Caritas-Altenheim Albertus Magnus und Walter Gebauer, dem Einrichtungsleiter. Sie konnte leider nicht mehr am Festakt teilnehmen, weil sie zu einer Beerdigung fahren musste.
Der neue stellvertretende Landrat des Landkreises Neu-Ulm Franz Clemens Brechtel dankte in seinem Grußwort der "Liebe und Arbeit, die alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schon bislang in Albertus Magnus eingebracht haben". Eigens lobte er Einrichtungsleiter Walter Gebauer, weil er der Motor dafür sei, "dass hier der richtige Geist gelebt wird". Mit der Weihe des Altars befinde sich, so Brechtel, "ein großartiges Projekt" auf der Zielgeraden. Der Neubau sei von "unschätzbarem Wert". Der Zuschuss in Höhe von 900.000 Euro sei in seinen Augen "bestangelegtes Geld".
Der Provinzial der Arnsteiner Patres, P. Königstein, stellte Damian de Veusters besonderes Vorbild heraus. Trotz aller Warnungen habe er die aussätzigen Menschen berührt, "denn Berühren verwandelt" und schenke Würde. Auf Molakai habe der Heilige gelernt, dass wer lieben wolle, "der muss ganz lieben, auch das, was nicht so gut am Menschen ist". So wie Gott den Menschen liebe, habe Damian keine Bedingungen an seine Liebe zu den kranken Menschen gestellt. So wünschte Pater Königstein allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Caritas den Mut dazu, so zu lieben wie Damian und dass der Heilige dazu inspiriere und ihnen Kraft gebe. So würdigte auch Neu-Ulms dritte Bürgermeisterin Rosl Schäufele die Wahl des Patronates als "großartig". "Er war ein Mensch, der hilft. Das brauchen wir als Vorbild für uns heute."
Infos:
Das noch bestehende Caritas-Seniorenzentrum Albertus Magnus "Am Escheugraben" ist 1968 eröffnet worden. Inzwischen entspricht es aber nicht mehr den aktuellen Anforderungen der "Verordnung zur Ausführung des Pflege- und Wohnqualitätsgesetzes (AVPfleWoqG)" von 2011. Dazu gehört nicht nur die Größe der Zimmer oder ob ein Bewohnerbad in jedem Zimmer vorhanden ist, sondern auch die Möglichkeit, in großen zentral gelegenen Aufenthaltsräumen in den Wohnbereichen das Alltagsleben zu gestalten und zu entfalten. In "St. Damian de Veuster" wird all dies in den 90 Einzel- und zwölf Doppelzimmern und in jedem der drei Stockwerke vorweisen können. Das Gebäude erfreut sich zudem eines hellen Tageslichtes. Der Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V. investierte hierfür 12,8 Mio. Euro. Der Landkreis Neu-Ulm unterstützte das Vorhaben mit 900.000 Euro, die Stadt Neu-Ulm trug 300.000 Euro bei. Erste Planungen wurden im Jahr 2012 gestellt. Der Spatenstich für den Neubau war am 12. Juni 2015 erfolgt. Wegen verschiedener Verzögerungen im Bau wird der Umzug der Bewohnerinnen und Bewohner ab dem kommenden Juni 2019 erfolgen. Das alte Caritas-Seniorenzentrum Albertus Magnus übernimmt nach dem Umzug das Stuttgarter Siedlungswerk GmbH Wohnungs- und Städtebau, das nach Rückbau des Gebäudes hier neue Wohnungen schaffen wird.