Suchtfachambulanz und Sozialpsychiatrischer Dienst haben auf Telefonberatung umgestellt
"Hoffentlich bringt mein Mann das Virus nicht vom Einkaufen mit nach Hause." Petra S. ist verunsichert. Das Corona-Virus verstärkt ihre Angsterkrankung. Deshalb hat sie sich telefonisch an den Sozialpsychiatrischen Dienst der Caritas in Günzburg gewandt. Berater Albrecht Winter-Winklmann kann sie am Telefon beruhigen. Nachmittags traut sie sich nun raus und geht ein bisschen in der Sonne spazieren. Und sich wieder melden, falls die Angst wieder überhand nehmen sollte.
Menschen mit psychischen Erkrankungen setzen neben Ängsten vor allem die Einschränkung der sozialen Kontakte zu. Georg R. besuchte bisher dreimal die Woche die Begegnungsstätte der Caritas. Er nimmt am gemeinsamen Mittagessen teil und nachmittags an der Entspannungsgruppe. Hier findet er Ansprache und hat wichtige soziale Beziehungen. Im Gebrauchtbücherladen konnte er sich etwas Geld zu seiner schmalen Erwerbsunfähigkeitsrente dazuverdienen. Dies fällt nun alles weg, allein zu Hause fühlt er sich einsam. Sozialpädagogin Beate Ringel-Braun zeigt durch ihren Anruf bei ihm zu Hause, dass er nicht allein ist. Sie gibt ihm Ratschläge, wie er durch die schweren Zeiten kommen kann. Sie und ihre Kollegen haben sich verstärkt auf telefonische Beratung eingestellt.
Auch die Suchtfachambulanz hat vor einer Woche von persönlicher auf telefonische Beratung umgestellt. Sozialpädagogin Franziska Baumeister hat dabei erfahren, dass die Corona-Zeit für einzelne auch Vorteile habe. "Menschen mit Waschzwang fallen nun nicht mehr so auf, Menschen mit sozialen Ängsten trauen sich nun eher einmal aus dem Haus, wenn die Straßen leer sind.", Und manche Menschen täten sich leichter, wenn sie zum Einstieg erst mal am Telefon etwas anonymer über ihr Suchtproblem sprechen könnten, bevor sie der Beraterin direkt gegenübertreten. "So eröffnet die schwierige Zeit auch neue Chancen."
Natürlich fehle der direkte Augenkontakt im Gespräch und auch der Ablauf musste mit Bereitschaftsdiensten in den beiden Beratungsstellen neu geregelt werden. Aber nach einer Woche habe man sich auf die neue Situation eingestellt, so Wolfgang Mohr, der Leiter des Sozialpsychiatrischen Dienstes. Auch er sieht etwas Positives an der gegenwärtigen Krise. "Es melden sich nun auch Menschen, die sich zuvor niemals getraut hätten anzurufen." Auch die Online-Beratung der beiden Beratungsstellen werde vermehrt genutzt. "Selbstverständlich", betont Sozialpädagogin Baumeister, "sind die Beratungen weiterhin anonym und bleiben vertraulich."
Suchtfachambulanz
Zankerstraße 1a
89312 Günzburg
Tel. 08221 32 673
Mo - Fr. 8 - 12 Uhr
Mo. - Do. 14 - 16 Uhr
Sozialpsychiatrischer Dienst
Zankerstraße 1a
89312 Günzburg
Tel. 08221 32 150
Mo. - Fr. 8 - 12 Uhr
Mo. - Do. 14 - 16 Uhr
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