Ökumenische Sozialstation Oberland blickt auf ein halbes Jahrhundert zurück - Festgottesdienst und Festakt am Freitag
Peißenberg / Augsburg, 21.05.2024 (pca). Angefangen hatte 1974 alles bei der Ökumenischen Sozialstation Oberland mit ökumenischer Kooperationsbereitschaft der Pfarrer in Peißenberg, einer Gemeindeschwester, drei Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen. Heute zählt die Sozialstation insgesamt 365 Mitarbeiter*innen. 180 davon in der ambulanten Pflege, die anderen in der Schulbegleitung, in der Alltagsbegleitung, Beratung, für Essen auf Rädern, in der Fachstelle für pflegende Angehörige und in den beiden Wohngemeinschaften Demenz.
80 Autos sind täglich durchschnittlich 60 bis 80 km im Landkreis Weilheim-Schongau, auch in Teilen der Landkreise Garmisch Patenkirchen und Bad Tölz-Wolfratshausen, unterwegs. Rund 2,3 Millionen Kilometer werden so gefahren, um die derzeit rund 2.380 Kunden zu erreichen - auch den Kunden, der auf einem Einödhof lebt und eine Insulinspritze benötigt. (1979 waren es lediglich 85 Kunden.) Verarbeitete die Buchhaltung im Mai 1975 10 Buchungen, so sind es heute rund 10.000 Buchungen im Monat, so Stefan Hoferer, seit 1997 Chefbuchhalter der Sozialstation. Claudia Hörbrand, Geschäftsführerin der Ökumenischen Sozialstation Oberland, fühlt sich deshalb nicht zu Unrecht wie eine Kapitänin eines riesigen Dampfers. Am Freitag wird nun das 50-jährige Jubiläum mit einem ökumenischen Festgottesdienst und einem Festakt groß gefeiert.
Der Auftrag seit 50 Jahren ist, kranke und alte Menschen so zu beraten, zu begleiten, zu unterstützen und zu pflegen, damit sie so lange wie möglich in ihrer Häuslichkeit bleiben können. Da stecke, so Hörbrand, jeden Tag sehr viel Dynamik drin. Der "riesige Dampfer" sei deshalb geprägt "vom ambulanten Tun in uns", so Hörbrand. "Wir brauchen um unserer Kunden willen schnelle Entscheidungen." Um schnell und flexibel im Landkreis die Kunden bedienen zu können, hat die Ökumenische Sozialstation Oberland neben ihrem Hauptsitz in Peißenberg auch "Stationen" in Schongau, Weilheim sowie in Habach und eine Tagesbetreuung in Murnau am Staffelsee.
Den demographischen Wandel, den Mangel an Pflegekräften wie auch die sich wandelnden Ansprüche an die Pflege bekommt auch die Sozialstation und damit auch mögliche Kunden zu spüren. "Es wird schwieriger, geeignetes Pflegepersonal zu finden, die die zeitliche Flexibilität unseres Dienstes voll umfänglich mitbringen", sagt Hörbrand. Noch kann die Sozialstation auf genügend Pflegekräfte und Mitarbeiter*innen zurückgreifen. Es sei nicht das Einkommen, das ein Hindernis sei. Die Pflegekräfte verdienen bei der Caritas gut. "Was sie aber belastet, sind die letztlich begrenzten personellen Ressourcen, die bei Erkrankung der Verlässlichkeit ihres eigenen Dienstes zuwiderlaufen."
Hörbrand und Hoferer blicken dankbar auf die 50 Jahre der Ökumenischen Sozialstation Oberland zurück. "Es wurde so viel aufgebaut. Wir haben aber heute ganz andere und viel bessere Möglichkeiten mehr Menschen zuhause zu versorgen." Kritisch blicken beide auf die Zukunft. Da werde die Beratung, auch selbständig sich gut zuhause versorgen zu können, eine wichtigere Rolle spielen, zumal auch noch jetzt bestehende Netzwerke der Angehörigen vor Ort nicht mehr so häufig gegeben sein werden. "Wir brauchen auch für die Zukunft sehr viel Kreativität, und wir benötigen Politiker, die aufwachen und die Probleme in der Pflege wirklich zu sehen bereit sind."
Der Festakt am Freitag will eine Antwort suchen helfen. Der Pflege- und Sozialwissenschaftler Prof. Dr. Johannes Zacher wird seinen Festvortrag zum Thema "Vernetzung im Quartier" halten. Die Bürgermeister der Gemeinden Peißenberg, Weilheim, Peiting, Böbing und Hohenpeißenberg werden gefragt werden, was die Gemeinden für eine gute ambulante Pflege und die weiteren sozialen Angebote der Sozialstationen beitragen können und was sie sich für die Zukunft wünschen. Augsburgs Diözesan-Caritas Direktor Diakon Markus Müller hat auf jeden Fall schon einmal schriftlich in der Festschrift festgehalten, was es für das Oberland bedeuten würde, müsste die Sozialstation ihre Dienste kürzen: "Ohne dieses Netz der Sozialstation fehlt dem Oberland eine entscheidende Säule, die das Oberland so lebenswert macht."
Info:
Gesellschafter der Ökumenischen Sozialstation Oberland:
• Caritas Augsburg Solidarwerk gGmbH
• Katholischer ambulanter Krankenpflegeverein e. V.
• Diakonie Oberland