Sie, das sind vier Sozialpädagoginnen und ein Sozialpädagoge, die das Team der Asylsozialberatung der Caritas in Kaufbeuren bilden. Um ihren Auftrag nachkommen zu können, suchen sie regelmäßig 33 dezentrale Unterkünfte im Landkreis Ostallgäu, zehn in Kaufbeuren, zwei Gemeinschaftsunterkünfte in Kaufbeuren und eine Gemeinschaftsunterkunft in Rieden auf. Daher die hohe Kilometerleistung von insgesamt gut 10.000 km im Monat. „Das erklärt, warum wir nicht so oft persönlich in der Beratungsstelle erreichbar sein können“, sagt einer von ihnen, Thomas Fichtl.
Die Beratungsstelle gibt es in Kaufbeuren schon seit Jahren. Besetzt war sie aber nur mit einer Beraterin, die mit ihren Kollegen in Mindelheim zusammenarbeitete. Doch der Flüchtlingsstrom machte den Ausbau der Stelle nötig. Obwohl der Caritasverband für die Diözese Augsburg e. V., zu der die Asylsozialberatungsstelle gehört, nur 49 Prozent an öffentlicher Förderungen für jede Stelle an Personal- und damit verbundenen Sachkosten erhält, stellte er seit November 2014 vier weitere Mitarbeiter an. Drei von ihnen stießen erst in diesem Frühjahr dazu. Heute zählt das Team vier Mitarbeiterinnen und einen
Mitarbeiter. Alle haben eine sozialpädagogische Ausbildung. Eine weitere halbe Stelle ist bereits ausgeschrieben. Eine Kollegin arbeitet allerdings nur mit zehn Stunden für die Asylsozialberatung in Kaufbeuren, 20 Stunden aber ist sie für Flüchtlinge und Asylbewerber im Landkreis Weilheim-Schongau zuständig.
Die Asylsozialberatung baut auf Vertrauen auf, sie ist kein Muss für die Flüchtlinge und Asylbewerber. Auch deshalb fahren sie regelmäßig zu den Unterkünften. Doch wenn ein Flüchtling davon erfährt, wie hilfreich die Beratung für einen anderen war, kommen die anderen zu ihnen. Dann höre man ständig unter den Flüchtlingen. „Geh‘ zur Caritas. Die können Dir helfen.“ Und da immer wieder neue dazu kommen, gilt es immer wieder neu Vertrauen aufzubauen.
Viele der Probleme, um die sie sich kümmern müssen, seien hausgemacht. „Das System funktioniert nicht richtig“, klagt Holzamer. In der Erstaufnahmeeinrichtung würden Asylbewerber zunächst nur eine „Bescheinigung über die Meldung als Asylsuchender“ – kürz BÜMA – erhalten. Doch bis sie aufgefordert werden, den eigentlichen Antrag zu stellen, sind die betreffenden Flüchtlinge bereits weitergeschickt worden. Doch den Termin dazu muss man persönlich in der Erstaufnahmeeinrichtung in Zirndorf, München oder Nürnberg, je nachdem wo man zunächst angekommen war, wahrnehmen. „Und so beschäftigen wir uns sehr häufig damit zu klären, wie die betreffenden Personen ihren Termin wahrnehmen können, denn sie haben kein eigenes Auto und kein Geld für eine Fahrkarte“, erklärt die Beraterin der Caritas Jennifer Koch.
Die Hilfe dabei, verwaltungstechnische Auflagen erfüllen zu können, sei das eine. In den Erstaufnahmeeinrichtungen erfolge oft nicht die Ausgabe von Kleidung. „Der eine bekommt sie, der andere nicht“, berichtet Holzamer. So entstünden unnötiger Weise soziale Spannungen. „Dann müssen wir uns nicht nur um Kleidung und das Geld kümmern, wir müssen auch erklären, warum der eine schon etwas hat und der andere nicht.“
Das raube nur Zeit. Aber „Gott sei Dank“, so das ganze Team, sei die Zusammenarbeit mit den vielen Ehrenamtlichen, den Pfarrgemeinden und der Caritas vor Ort wie auch den Behörden sehr gut. „Da können wir schnell einmal anrufen und nachfragen, wer Kleidung spenden könnte.“ Bislang habe es immer gut geklappt, in kurzer Zeit die Flüchtlinge und Asylbewerber mit Kleidung und Schuhen ausstatten zu können.
Ihre eigentliche Aufgabe als Asylsozialberater sei es allerdings, die Flüchtlinge und Asylbewerber vor allem in Alltagsfragen zu beraten. Wo und wie kann das Kind für die Kindertagesstätte oder die Schule angemeldet werden? Wo und wann wird die deutsche Sprache unterrichtet? Wo kann ich zum Arzt gehen? Wer bezahlt den Arztbesuch? Viele von ihnen haben ein Handy. Es ist für sie die einzige Möglichkeit, mit ihrer Familie zuhause in ihrem Heimatland Kontakt zu halten. Doch hier unterschreiben sie Verträge, deren Text sie nicht verstehen, und geraten schnell in eine Schuldenfalle. So ist auch hier Hilfe angesagt. 25 Gespräche an einem Tag sind deshalb für die Asylsozialberater der Caritas keine Seltenheit. Und aus nahezu jedem Gespräch ergeben sich neue Aufgaben, neue Anträge, Rückfragen bei Behörden und Sozialämtern, Gespräche und weitere Termine.
Die Aufgabe als Asylsozialberater ist nicht einfach. Was sie allerdings am meisten bewegt, und darin sind sich die Asylsozialberater der Caritas nicht nur in Kaufbeuren einig, ist beobachten zu müssen, wie die Menschen in den Unterkünften abbauen. Die Ungewissheit, wie es mit ihnen weiter geht, die Perspektivlosigkeit, das erzwungene Nichtstun in den Unterkünften treibe viele der Flüchtlinge in eine Psychose oder lasse sie in eine Alkoholabhängigkeit abrutschen. „Das tut weh“, sagt eine der Beraterinnen.
„Umso wichtiger ist unser Dienst“, unterstreichen Thomas Fichtl, Anna Holzamer, Jennifer Koch, Martina Ruhland und Alexandra Fink gemeinsam. „Es ist wichtig, dass sie wissen, dass jemand für sie da ist und sich ihrer Probleme annimmt.“ Dabei wissen sie, dass es nicht einfacher für sie und das ganze Team wird. Am Ende des Jahres wird beispielsweise der Landkreis Ostallgäu etwa 1.500 Flüchtlinge und Asylbewerber zählen.
Info und Kontakt:
Caritasverband für die Diözese Augsburg e.V.
Asylsozialberatung
Alleeweg 8
87600 Kaufbeuren
Da die Dienststelle keine Verwaltungskraft hat, können die Asylsozialberater direkt angerufen werden.
Die Telefonnummern lauten:
08341 - 9083620 oder mobil: 0160 - 92810289
08341 - 9083560 oder mobil: 0160 - 93896602
08341 - 9083622 oder mobil: 0170 - 5069451
08341 - 9083622 oder mobil: 0160 - 95 14 00 91
08861 – 2561226 oder mobil 0152 – 05134241 (da eine Mitarbeiterin auch in Schongau tätig ist.)