Klara Ullrich war eine bedeutende Persönlichkeit der Caritas-Arbeit in der DDR und eine engagierte Frauenbundfrau. Ihr Leben und Wirken sind ein beeindruckendes Zeugnis für Mut, Mitgefühl und unermüdlichen Einsatz für Menschen in Not.
Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa: "Klara Ullrich verstand sich als Türöffnerin und Knotenlöserin. Für eine ganze Generation von Fürsorgerinnen und Fürsorgern ist sie in der DDR zur Mentorin geworden, viele Ausreisewillige hat sie auf dem steinigen Weg in den Westen beraten. Nach dem Fall der Mauer kümmerte sich Klara Ullrich intensiv um die gleichwertige Anerkennung der DDR-Ausbildung und gestaltete die deutsche Einheit in ihrem Wirkungskreis als gemeinsames soziales Projekt von Ost und West."
KDFB-Präsidentin Anja Karliczek: "Der KDFB verneigt sich vor dem Lebenswerk von Klara Ullrich und wird ihr Andenken in Ehren halten. Wir sind ihr dankbar für ihren wertvollen Beitrag zu unserer Gemeinschaft und für ihren Einsatz, der vielen Menschen in schwierigen Zeiten Hoffnung und Unterstützung gegeben hat."
Klara Ullrich wuchs in einer katholischen Familie in der Magdeburger Börde auf und erlebte die Einschränkungen, die das Leben in der DDR für gläubige Menschen mit sich brachte. Sie entschied sich für eine Ausbildung zur Fürsorgerin an der Sozialen Schule, die im Helene-Weber-Haus des KDFB in West-Berlin untergebracht war, wo sie in den 1950er-Jahren während ihrer Ausbildung auch lebte. Mit viel Engagement setzte sie sich in ihrer beruflichen Laufbahn als Caritas-Mitarbeiterin in Ost-Berlin für die Menschen ein, die stark unter den Repressionen des DDR-Regimes litten. Besonders in den 1980er-Jahren stand sie hunderten DDR-Bürger*innen, die einen Ausreiseantrag gestellt hatten, zur Seite. In einem Berliner Hinterhof bot sie ihnen ein offenes Ohr und begleitete sie durch die schwierigen Zeiten des Wartens und der Schikanen. Diese Beratungen für Ausreisewillige machten jedoch nur einen Teil ihres Arbeitslebens aus. Bereits in den 1950er-Jahren hatte sie als Fürsorgerin im Caritasverband in Magdeburg gearbeitet und in den 1970er-Jahren das "Seminar für den kirchlich-caritativen Dienst in Magdeburg" geleitet.
Nach der Wende entdeckte Klara Ullrich ihre Leidenschaft für die Frauen-Verbandsarbeit im KDFB. Sie trat dem Frauenbund bei und brachte ihre umfangreichen Erfahrungen in den Diözesanverband Berlin ein, in dessen Vorstand sie von 1994 bis 2009 Mitglied war. Von 1995 bis 2003 wirkte sie zudem mit großem Engagement als Vizepräsidentin im Bundesvorstand mit. Ihre Arbeit hinterließ tiefe Spuren und trug wesentlich zur Entwicklung des Verbandes bei.
Anlässlich seines Jubiläums zum 125-jährigen Bestehen entschied der Deutsche Caritasverband, seine Geschäftsstelle in Berlin nach Klara Ullrich zu benennen - als Zeichen der Anerkennung für ihre grenzenlose Nächstenliebe, für ihr Glaubenszeugnis unter einem kirchenfeindlichen Willkürregime und für die von ihr gestaltete Verbindung zwischen Ost und West nach der Wiedervereinigung.
Der Katholische Deutsche Frauenbund e.V. (KDFB) ist ein unabhängiger Frauenverband mit bundesweit 145.000 Mitgliedern. Seit der Gründung 1903 setzt er sich für eine gleichberechtigte Teilhabe von Frauen in Politik, Gesellschaft und Kirche ein.