Ehrenpräsident Georg Hüssler gestorben
"Nicht nur die Caritas in Deutschland sondern auch die weltweite Caritas verliert einen Mann, der in seinem tiefen Glauben an einen menschenfreundlichen Gott, seiner persönlichen Bescheidenheit, seiner Liebe zu den Menschen und seiner geistigen Kraft einer der Großen der Caritas-Familie war", würdigt Caritas-Präsident Peter Neher den Verstorbenen.
Georg Hüssler wurde am 7. Juli 1921 in Einöd/Saar geboren. 1928 übersiedelte die Familie ins Elsass. In Straßburg besuchte Hüssler bis 1939 das St. Stefan-Gymnasium und begann nach dem Abitur ein Medizinstudium. Von 1942 bis 1945 wurde er zum Sanitätsdienst eingezogen. Die Erfahrungen dieser Kriegsjahre wurden für ihn so prägend, dass er sich nach Kriegsende entschloss, von 1946 bis 1952 am Collegium Germanicum et Hungaricum in Rom Theologie zu studieren. In der italienischen Hauptstadt wurde er am 10. Oktober 1951 dann zum Priester geweiht.
Als Kaplan war er von 1952 bis 1954 in der Pfarrei Herz-Jesu in Mannheim tätig. Danach studierte er weiter bei Professor Gustav Gundlach an der Gregoriana in Rom und promovierte 1957 mit einer Arbeit in Moraltheologie. Im Juli desselben Jahres begann er als Assistent im Generalsekretariat des Deutschen Caritasverbandes seine Tätigkeit für die Caritas in Deutschland. 1959 zum Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes berufen, wurde er im Oktober 1969 zum Präsidenten gewählt. Dieses Amt hatte er bis 1991 inne.
"In diesen 22 Jahren als Präsident des Deutschen Caritasverbandes hat Georg Hüssler nicht nur die Arbeit der Caritas in Deutschland sondern in vielen Ländern der Welt geprägt. Die Nöte und Lebenslagen der Menschen in den unterschiedlichsten Ländern haben ihn nie unbeteiligt gelassen", betont Neher. Nur exemplarisch sei es möglich, aufzuzeigen, wie engagiert, ohne Rücksicht auf die eigene Situation und mit Mut zum Risiko er sich engagiert habe: sei es in Nord- und Südvietnam, in Algerien, Ägypten, Libyen oder Palästina. Auch die Hilfe für das Volk der Ibo im Biafrakrieg dürfe nicht unerwähnt bleiben.
Seine Kompetenz in diesen Fragen und seine Erfahrungen als die Welt bereisender Mann der Kirche fanden im Jahr 1975 eine besondere Würdigung, als er zum Präsidenten von Caritas Internationalis, der weltweiten Vereinigung aller nationalen Caritasorganisationen gewählt wurde. Georg Hüssler hatte dieses Amt bis 1983 inne. "Er konnte die vielen Caritasorganisationen aus den unterschiedlichsten Kulturen unter einem Dach organisieren und ihre weltweiten Aktivitäten koordinieren. Das ist ihm nicht zuletzt als Weltbürger mit einem großen Talent für Sprachen gelungen", macht Neher deutlich.
Ein ganz besonderes Anliegen waren Georg Hüssler der christlich-jüdische Dialog und der diesem Dialog dienende und von ihm maßgeblich unterstützte Freiburger Rundbrief. Auch die Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen und in Bethlehem, der durch den israelisch-palästinensischen Konflikt belasteten Geburtsstätte Jesu lag ihm am Herzen.
Mit zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen wurden sein Leben und Wirken gewürdigt. Insbesondere sind hier seine Ernennungen zum Apostolischen Protonotar, zum Ehrenpräsidenten von Caritas Internationalis und des Deutschen Caritasverbandes sowie zum Ehrenbürger der Stadt Freiburg, die Verleihung des Großen Verdienstkreuzes mit Stern des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland, des Großoffizierskreuzes des Verdienstordens der Republik Italien, des Verdienstordens der Republik Polen und der Konradsplakette des Erzbistums Freiburg zu nennen.
"Auch im hohen Alter und bei zunehmender körperlicher Gebrechlichkeit hat Georg Hüssler nie die Fähigkeiten verloren, die ihn zeitlebens ausgezeichnet haben: Sein waches Interesse an kirchlichen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen; seine Lust, sich einzumischen und wenn nötig, deutliche Kritik zu üben an Entscheidungen, die er als falsch empfand; sein unerschütterlicher Glaube, der seine Kraftquelle war und nicht zuletzt eine große Liebe zu den Menschen, die sich stets durch sein offenes, freundliches und ehrliches Interesse am Gegenüber zeigte", erinnert sich Neher.