Das „Wir“ ist Programm
Am Anfang stand die Idee, eine eigene Zeitschrift von den Beschäftigten für die Beschäftigten herauszubringen. Das war die Geburtsstunde der "WIR-Zeitung" in den Werthmann Werkstätten der Caritas Olpe. Menschen mit Behinderung schreiben über das, was sie interessiert, für andere Menschen mit Behinderung. Neun Jahre später ist die 25. Ausgabe mit einer Auflage von 1200 Stück erschienen.
"Die Zeitschrift ist aus den Werkstätten nicht mehr wegzudenken", freut sich Werkstattleiter Andreas Mönig über den Erfolg. Neben ihm sind Silvia Demmerling, Iris Thiele, Christoph Kleinke, Jutta Korte und Liesel Steffen Teil des Redaktionsteams. Die beiden Letzteren sind ebenfalls seit der ersten Stunde der Zeitung dabei.
Für jede Ausgabe können Beschäftigte und Angehörige, sowie alle haut- oder ehrenamtlichen Mitarbeiter als sogenannte "freie Mitarbeiter" Artikel beisteuern. "Menschen mit Behinderungen werden hier zum Redakteur", sagt Mönig. "Das trägt zum Selbstbewusstsein und zur persönlichen Stärke bei."
Besonders gefragt sind dabei die Interviews mit Prominenten. Und Prominente gab es in all den Jahren viele. Manche, wie die damalige Ministerpräsidentin Hannelore Kraft oder Sänger Wolfgang Niedecken, wurden persönlich besucht, andere wie Heino, Lukas Podolski, Politiker wie Norbert Lammert und "Wetterfrosch" Sven Plöger stellten sich per Internet den Fragen der Reporter. In einem Interview mit Michael Schumacher aus dem Jahre 2012 fragten ihn Marco Schultze und Klaus Vetter, ob er sich auch schon mal Gedanken gemacht habe, im Rollstuhl zu sitzen oder eine geistige Behinderung haben zu können. Damals, zwei Jahre vor seinem folgenschweren Unfall, war es für den Formel-Eins Fahrer nicht wirklich vorstellbar. "Aber Schicksal ist Schicksal", sagte er. "Wenn mir der berühmte Dachziegel auf den Kopf fallen soll, kann ich das auch nicht beeinflussen."
Seit der 14. Ausgabe gehört auch Phil Hubbe in jede Ausgabe. Der Cartoon-Zeichner, der selber an Multipler Sklerose erkrankt ist und regelmäßig für Tageszeitungen und den "Kicker" zur Feder greift, steuert pro Ausgabe einen Cartoon bei. Dabei bringt er die manchmal schon grotesken Dinge aus der Wirklichkeit von Menschen mit Behinderung auf den Punkt. Für die Jubiläumsausgabe hat er gleich das Titelblatt gestaltet.
Optisch hat sich die Zeitung im Laufe der Jahre verändert. Wollte man am Anfang viele Informationen übermitteln, überwiegen heute Bilder und die Einfache Sprache in der Zeitung. Informationen stehen trotzdem unverändert im Mittelpunkt jeder Ausgabe. So werden die einzelnen Arbeitsbereiche der Werkstätten vorgestellt und wichtige Dinge aus dem Berufsleben erklärt. Die Beschäftigten berichten von ihrem beruflichen Alltag, aber auch von Freizeitaktivitäten. "Die Fotos von Ausflügen und Veranstaltungen gefallen mir gut", beschreibt Petra E. Müller, Beschäftigte in der Nebenstelle in Welschen Ennest, warum sie sich auf jede Ausgabe freut. Und über "neue Informationen in jeder Zeitung", freut sich Bianca Sobbeck aus der Abteilung Attendorn.
"Der Name ist Programm geworden", sagt Andreas Mönig. "Die WIR trägt mit dazu bei, dass Beschäftigte, Angehörige und Mitarbeiter eine hohe Identifikation mit ihrer Arbeitswelt entwickelt haben."