Zivildienst und Bundesfreiwilligendienst
Liebe Leserin, lieber Leser,
im März 1990 bekam ich Post von der Nationalen Volksarmee. Der Einberufungsbefehl. Auf der einfachen Postkarte stand unter "Gestellungsort" nicht der Name einer Kaserne, sondern "Caritasheim Döbern". Durch den politischen Umbruch war es in der DDR plötzlich möglich, einen zivilen Ersatzdienst für die Wehrpflicht zu leisten. Jahrzehntelang hatten kirchliche Gruppen sich für eine solche Möglichkeit erfolglos stark gemacht. Nun wagte es keiner mehr, die Forderung zu ignorieren. Da es Anfang 1990 noch keine zuständige Institution gab, musste die Nationale Volksarmee den Zivildienst erst einmal selbst organisieren.
In den vergangenen 20 Jahren haben hier in der Region viele junge Männer in Heimen, Krankenhäusern, Kindertagesstätten oder anderen sozialen Einrichtungen den Caritasverband in seinem Dienst für die Menschen als Zivildienstleistende unterstützt. Für viele Zivis war es ein erster Kontakt mit sozialen oder pflegerischen Aufgaben und nicht wenige haben nach diesem Dienst ihren Berufswunsch geändert. Für die sozialen Einrichtungen sind die Zivis zu einer wichtigen Stütze geworden, die manche Aufgaben übernehmen, für die die anderen Mitarbeiter keine Zeit haben.
Durch die politische Entscheidung zur Aussetzung der Wehrpflicht wird 2011 der letzte Zivi entlassen werden. Ersatz für die sozialen Einrichtungen und Dienste soll durch den Bundesfreiwilligendienst kommen. Manche Details dazu sind noch nicht geregelt. Fest steht aber, dass es kein Dienst nur für junge Männer ist. Frauen und Männer sind dazu eingeladen und beim Alter gibt es nach oben keine Beschränkungen.
Wenn es den Einrichtungen und Diensten der Caritas mit ihrem besonderen Profil gelingt, Freiwillige zu gewinnen, kann der neue Dienst ein guter Baustein sein, um die soziale Verantwortung in unserer Gesellschaft auf viele Schultern zu verteilen.
IHR ANDRÉ SCHNEIDER
Näheres zum Bundesfreiwilligendienst lesen Sie im Beitrag "Zivis gehen, Freiwillige werden erwartet".