Gehörlos - nicht sprachlos
Die Geschichte der katholischen Gehörlosenfamilie im Bistum Görlitz begann im Jahr 1953. Nachdem die Gehörlosen in den Nachkriegsjahren in Ermangelung eines Angebotes vor Ort zu den Gehörlosentreffen nach Berlin gefahren waren, gab es am 6. Dezember 1953 den ersten Gehörlosentag in Cottbus.
Von diesem Zeitpunkt an traf sich die Gruppe, in mehr oder weniger großem Abstand, regelmäßig zu Gottesdienst und Gemeinschaftstag, später zum Beispiel auch in Görlitz. Cottbus blieb aber aufgrund der guten Erreichbarkeit das Zentrum.
Der erste Seelsorger der Gehörlosenfamilie war Pfarrer Rudolf Meisel. Er begleitete die Gruppe bis ins Jahr 1966. Ihm folgte Pfarrer Peter Müller, der im Jahr 2005, nach fast 40 Jahren, die Aufgabe an Pfarrer Ansgar Florian weitergab. Begleitet und unterstützt wurde und wird die Arbeit der Seelsorger immer von beauftragten Mitarbeitern aus Pastoral und Caritas.
Gemeinschaft erleben
Noch heute treffen sich rund 25 Mitglieder der Gehörlosenfamilie Görlitz Görlitz im Alter zwischen 40 und 80 Jahren monatlich zu ihrem Gemeinschaftstag in Cottbus, Calau oder Neuzelle. An diesen Tagen feiert die seit vielen Jahren ökumenische Gruppe gemeinsam Gottesdienst und nutzt den Tag zum gegenseitigen Austausch, zur Information über religiöse und soziale Themen, zum Feiern der Feste im Jahreskreis und gemeinsamen Aktivitäten. Jährliche gemeinsame Auflüge und Kurzurlaube bereichern das Gemeinschaftsleben. An den Höhepunkten im Leben der einzelnen Gruppenmitglieder nehmen alle regen Anteil; Freude und Leid werden geteilt. Die Zeit zwischen den Gemeinschaftstagen wird durch gegenseitige Besuche, Fax, E-Mail und SMS überbrückt.
Wallfahrt nach Neuzelle
Am ersten Wochenende im September diesen Jahres konnten die Gehörlosen aus dem Bistum Görlitz Gastgeber sein für die Teilnehmer einer Wallfahrt der Region Ost nach Neuzelle. Der Einladung von Altbischof Rudolf Müller waren 130 Gehörlose, Seelsorger und Mitarbeiter aus den Bistümern Dresden-Meißen, Magdeburg, Erfurt und Berlin gefolgt.
Am Samstagnachmittag gingen die Gruppen gemeinsam einen Wallfahrtsweg mit vier Stationen, von denen drei aufgrund starker Regenfälle in der Stiftskirche gegangen wurden. Inhalt der Stationen war der Weg der Jünger Jesu von der Kreuzigung bis nach Emmaus. Den Abschluss bildete als vierte Station die Darstellung der Emmausgruppe am Hochaltar.
Der Samstagabend bot als Begegnungs- und Grillabend Zeit und Raum für ausgiebige (Gebärden-)Gespräche, Berichte aus den verschiedenen Gruppen in Wort und Bild und die Verlosung einer umfangreichen Tombola. Ein großer Teil der Teilnehmer kannte sich von früheren Treffen, so beispielsweise von der internationalen Romwallfahrt im Jahr 2008. Andere konnten auf eine gemeinsame Schulzeit zurückblicken und Erinnerungen austauschen.
Die Erinnerung bleibt
Höhepunkt des Wochenendes war der Festgottesdienst am Sonntag in der Stiftskirche, gefeiert mit Altbischof Rudolf Müller und den Gehörlosenseelsorgern aus den teilnehmenden Bistümern. Unterstützt wurden sie durch zwei Gebärdendolmetscherinnen. Jede Gruppe hatte für den Gottesdienst eine gestaltete Kerze mitgebracht. Der Gebärdenchor aus Erfurt war auch für die mitfeiernde hörende Gemeinde ein Erlebnis. Nach dem Gottesdienst gab es für die Wallfahrer Führungen in der Stiftskirche und auf deren Dach und im Kreuzgang des Klosters Neuzelle.
Nach Mittagessen und Reisesegen reisten die Gruppen ab. In Erinnerung bleiben wenige, aber sehr intensive Stunden der Gemeinschaft.
INFO:
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