Berufsbild Wirklichkeit?
Am 3. November 2008 begann mein erster Praktikumstag bei der Caritas-Regionalstelle in Cottbus. Ich war gespannt, was mich alles in den kommenden drei Monaten erwarten wird und ob mein Bild, das ich mir zuvor von dem Beruf als Sozialenarbeiter ausgemalt hatte, auch der Wirklichkeit entsprach. Ich wusste, dass mich viele Aufgaben in der Verwaltung erwarten werden und entdeckte, dass ich gern Kuranträge an die Krankenkassen schrieb. Am Anfang habe ich oft bei Beratungen im Bereich der Mutter-Kind-Kuren, der Allgemeinen sozialen Beratung und in der Arbeit mit Angehörigen von Demenzerkrankten hospitiert. Die einzelnen Schicksale der Klienten, die in den Beratungen mit thematisiert werden, sind für mich sehr ergreifend gewesen. Ich war immer wieder erstaunt, woher die Klienten ihre Kraft nehmen und wie sie mit ihren Problemen beziehungsweise psychischen Belastungen umgehen.
Herausforderung Hausbesuch
Die erste große Herausforderung kam für mich im Bereich der Allgemeinen sozialen Beratung mit einem Hausbesuch, den ich allein bei einem älteren Mann unternahm, um ihm beim Antrag auf Wohngeld zu helfen. Die Herausforderung bestand darin, dass ich den Mann vorher nur einmal kurz kennen gelernt hatte und ich selbst vorher noch nie einen Antrag auf Wohngeld ausfüllte. Schließlich kamen wir beide gut miteinander zurecht und ich wiederholte den Hausbesuch ein zweites Mal. Die nächste Hürde kam, als ich gefragt wurde, ob ich nicht Lust hätte, in der "111", einem offenen Jugendtreff in Cottbus, arbeiten zu gehen, um einen Einblick in die Jugendarbeit zu erhalten. Ich bin zuvor nie in einem Jugendclub gewesen, habe mich aber schnell eingelebt. Rückblickend kann ich sagen, dass mir die Arbeit in der "111" sehr viel Spaß gemacht hat. Besonders unsere kleine Canastarunde mit ein paar Jugendlichen fand ich sehr amüsant.
Von Senioren lernen
Canasta, SkipBo, Carcasson - alles überaus schöne Spiele, die mir die Senioren im Seniorentreff in einer unterhaltsamen Runde beigebracht haben. Ich genoss die Vor- und Nachmittage sehr mit ihnen. Insbesondere den Freitagssport am Vormittag, zu denen die Senioren immer zahlreich erschienen. Zweimal kam ich in den Genuss, den Sport anzuleiten. Wobei ich in der ersten Sportstunde arg aufgeregt war, da ich nicht wusste, welche Übungen geeignet und welche eher ungeeignet waren. Wo hingegen die zweite Sportstunde wesentlich entspannter für mich war. Ich kannte die Damen nun schon ein wenig und traute mir im Sport mit den Senioren mehr zu. Es gab ein Entspannungs- und Bewegungsspiel, bei dem sich die Damen gegenseitig massieren sollten. Inspiriert wurden sie vom Wetterbericht, den ich ihnen erzählte. Im Anschluss bekam ich ein tolles Feedback von den Senioren, dass ihnen das Entspannungs- und Bewegungsspiel sehr gefallen hatte.
Kleine Wohngemeinschaft
Ähnlich wie beim Seniorentreff empfand ich die Nachmittagsangebote für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen in der Kontakt- und Beratungsstelle (KBS) in Forst. Zwei Nachmittage nahm ich an den Veranstaltungen der KBS teil. Diesmal wusste ich absolut nicht, was mich in der Arbeit mit psychisch Kranken erwarten würde. Letztendlich habe ich jedoch für mich festgestellt, dass man diesen Menschen ihre Krankheit nicht wirklich anmerkt. Ich konnte mich normal mit ihnen unterhalten. Sie spielten ebenso gern Karten, "Mensch ärgere dich nicht" und Ähnliches, wie die Senioren. Und es gefiel mir sehr, dass sie wie eine kleine Wohngemeinschaft den Tisch zusammen deckten und auch wieder abräumten sowie das schmutzig gewordene Geschirr abwuschen und diese doch alltäglichen Pflichten nicht von den Mitarbeitern der KBS übernommen wurden.
Berufsbild bestätigt
Meine ganze Praktikumszeit war rund um eine sehr schöne Erfahrung für mich. Nicht nur durch die vielen Möglichkeiten, die ich erhalten habe, indem ich in die verschiedenen Arbeitsfelder der Caritas reinschnuppern konnte. Auch die unterstützende Arbeit mit meinen Kollegen in der Caritas-Regionalstelle und in der "111" erleichterte mir den Einstieg in meine vielfältigen Aufgaben als Praktikantin. Das Bild vom Beruf als Sozialarbeiter, das ich hatte, bestätigte sich. Jetzt kann ich mit Gewissheit sagen: "Ich möchte Sozialarbeiterin werden."
Damit möchte ich mich bei der Caritas Regionalstelle und dem offenen Jugendtreff die "111" noch einmal herzlich bedanken.
INFO:
Caritas-Regionalstelle Cottbus
Straße der Jugend 23, 03046 Cottbus
Telefon: 03 55 2 31 05
Telefax: 03 55 38 00 37 46
E-Mail: regionalstelle@caritas-cottbus.de
www.caritas-cottbus.de