Aufbruch in soziale Berufe
Stellen Sie sich vor: In den caritativen Diensten und Einrichtungen gibt es viel Arbeit, aber niemand ist da, um sie zu leisten! Die Kirche will Gottes Liebe durch Nächstenliebe erfahrbar werden lassen, aber keiner ist da, um dies zu tun!
Vor dem Hintergrund dieser Szenarien kamen am 10. März Vertreter aller caritativen Rechtsträger im Bistum Görlitz aus den verschiedenen Leitungsebenen der Dienste und Einrichtungen in der Berufsfachschule für Gesundheit und Pflege in Görlitz zusammen.
Christlich motivierte, fachlich gut qualifizierte und persönlich geeignete Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu gewinnen und zu binden, ist die Herausforderung der Zukunft!
Nach der Wende konnten viele caritative Angebote erweitert oder neu geschaffen werden. Die Folge ist, dass in den nächsten 20 Jahren rechnerisch 50 Prozent der Mitarbeitenden altersbedingt ausscheiden werden. Allein, um die Zahl der Mitarbeitenden aus den Pfarrgemeinden halten zu können, müssen ein Viertel der in den Gemeinden heute neu Getauften für das Erlernen eines sozialen Berufes gewonnen werden.
Ein Blick in die Prognosen der Demografen zeigt, die Anzahl der 15- bis 65-Jährigen hat sich seit 2002 um zehn Prozent verringert und bleibt gleichmäßig fallend. Sie fällt schneller als die Gesamtbevölkerung abnimmt. So lässt sich die Abwanderung guter Arbeitskräfte in den vergangenen Jahren begründen. Es wird erwartet, dass schon bald keine ausreichende Bevölkerung im arbeitsfähigen Alter in der Region mehr leben wird.
Aufgrund der Situation in den vergangenen 15 Jahren hat sich die Meinung verfestigt, dass es in unserer Region nur wenige gute Arbeits- und Entwicklungsmöglichkeiten gibt. Rund 80 Prozent der Schulabgänger glauben, dass in den alten Bundesländern das Arbeitsleben besser ist.
Und die Bedarfe werden steigen!
Die absolute Zahl der über 80-Jährigen wird sich in einigen Landkreisen im Zeitraum 2005 bis 2020 mehr als verdoppeln, während die Bevölkerung um fünf bis zehn Prozent abnimmt. Bei den Schulabgängerzahlen sowie den Geburtenzahlen sind die größten Anpassungsprozesse abgeschlossen. Aber die Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, die Anforderungen an frühkindliche Bildung zeigen, dass mit Mehrbedarf an qualifizierten pädagogischen Fachkräften zu rechnen ist.
Allein kann der Wandel nicht geschafft werden!
Es gibt bereits eine Vielzahl von Aktivitäten. Aber es fehlt an Zeit und Ressourcen, neue Wege zu bestreiten, um einen Aufbruch in soziale Berufe zu erzeugen. Gerade in den ländlichen Gebieten fühlen sich die Dienste noch allein bei der Bewältigung dieser Fragen.
Als Impuls wurde mit dem Aufbau eines Netzwerkes "Aufbruch in soziale Berufe im Bistum Görlitz" begonnen, um die ideelle Unterstützung für eine Veränderung des Images und des Ansehens der kirchlich-sozialen Berufe zu schaffen und um die gegenseitige Unterstützung leichter organisieren zu können.
Die Veranstaltung war ein kleiner Impuls. Aber er macht Mut und birgt die Hoffnung, dass daraus eine große Welle für einen Aufbruch in soziale Berufe im Bistum Görlitz werden wird, dass das Wunderbare und Einzigartige der sozialen Berufe die erstrebenswerte und Sinn gebende berufliche Orientierung für alle Menschen sein kann, weil hier im Unterschied zu anderen Berufen der Mensch mit seiner individuellen und faszinierenden Einzigartigkeit im Mittelpunkt steht.
INFO:
Caritasverband der Diözese Görlitz e.V.
Telefon: 0355-3806532
E-Mail: schmidt@caritas-dicvgoerlitz.de