Wegbegleiter für Schwangere
Frau Drexl, was hatte Sie motiviert, vor rund einem Jahr diese Aufgabe zu übernehmen?
Ich kannte das Team der Schwangerschaftsberatung bereits durch meine Tätigkeit in der Familien- und Lebensberatung des SkF. Als ich gefragt wurde, konnte ich mir gut vorstellen, mit diesem engagierten Team zusammenzuarbeiten. Zudem haben mich schon immer die Vielfältigkeit der Aufgabenbereiche und die Themen von jungen Familien rund um die Schwangerschaft interessiert.
Was sind Ihre bisherigen Erfahrungen?
Ich erlebe hier einen guten Zusammen- und Rückhalt im Team. Auch hat sich die Vielfalt in der Arbeit bestätigt: von der Beratung - auch online - als unserer Basisarbeit über die Koordinierung der Familienhebammenhilfe bis hin zur Bereichsleitung, auch mit Aufgaben auf Landes- und Bundesebene. All das ist spannend und abwechslungsreich.
Wieso kommen Frauen, Paare und Familien in die SkF-Schwangerschaftsberatung?
Eine Schwangerschaft bedeutet eine große Veränderung und kann mit vielen positiven Emotionen wie Glück und Freude verbunden sein. Sie kann aber auch eine hohe emotionale, psychosoziale und finanzielle Belastung darstellen. Da stellen sich viele Fragen. Hier wollen wir Wegbegleiter sein. Etwa die Hälfte der Frauen kommt allein, die andere mit Partner oder Geschwisterkindern.
Gibt es Klientinnengruppen, die besonders häufig kommen?
Etwa 70 Prozent haben einen Flucht- oder Migrationshintergrund. Wir haben 2023 Personen aus fast 50 Ländern beraten. Grundsätzlich kommen viele junge Mütter und Alleinerziehende. Die Gesamtzahl der Beratungen hat in letzter Zeit bei rund tausend pro Jahr gelegen, die letzten beiden Jahre aufgrund von krankheitsbedingten Ausfällen und Personalwechsel im Team etwas niedriger. Momentan haben wir eine Wartezeit für einen Ersttermin von bis zu vier Wochen. Wir beraten bereits vor der Schwangerschaft, etwa bei unerfülltem Kinderwunsch, während der Schwangerschaft und je nach Bedarf bis zum dritten Lebensjahr des Kindes.
Was sind die hauptsächlichen Inhalte der Gespräche?
Es geht besonders häufig um Fragen zu sozialrechtlichen Ansprüchen wie etwa das Elterngeld, Kindergeld, den Kinderzuschlag, den Unterhalt oder das Wohngeld und um die Beantragung finanzieller Hilfen. Im Verlauf der Beratung tauchen dann oft weitere Herausforderungen auf wie physisch-psychische Probleme, fehlende Unterstützung durch das soziale Umfeld oder eine Trennung. Darauf können wir mit dem Angebot einer aufsuchenden Familienhebammenhilfe unterstützend reagieren. Diese niederschwellige unbürokratische Hilfe leisten drei Familienhebammen, die aus Geldern von Sternstunden e.V. und Koki - Netzwerk frühe Kindheit finanziert werden. Sie kann schon in der Schwangerschaft beginnen und bis zum Ende des ersten Lebensjahres gehen. Ziele sind, Ratsuchende auf das Elternsein vorzubereiten, Elternkompetenz zu fördern und die Bindung zum Kind zu stärken.
Wie setzt sich Ihr Team zusammen?
Neben mir und den drei Familienhebammen auf Honorarbasis haben wir noch drei Beraterinnen, zwei Fachkräfte in der sexuellen Bildung an Schulen und zwei Verwaltungskräfte jeweils in Teilzeit. Ferner betreuen zwei Ehrenamtliche den Babykorb, wo werdende Eltern gut erhaltene gebrauchte Baby- und Kinderkleidung erhalten können.
In der Diskussion ist, die Regelung für Schwangerschaftsabbrüche zu ändern hin zu einer Legalisierung in der Frühphase. Wie stehen Sie dazu?
Wir halten die Überlegung, nur noch ein Beratungsangebot zu machen und keine Pflichtberatung mehr vorzusehen, für nicht gut. Denn nach unserer Überzeugung ermöglicht nur eine umfassende und ergebnisoffene Beratung eine verantwortungsvolle und tragfähige Entscheidung. Betroffene Frauen müssen in einem vertrauensvollen Beratungsgespräch die Möglichkeit bekommen, ihre ganz persönlichen Fragen stellen und klären zu können. Ebenso sollte die ganze Bandbreite konkreter finanzieller und psychosozialer Unterstützungsangebote dargestellt werden, um den weiteren Weg nach einer persönlichen existenziellen Entscheidung beschreiten zu können. Keine Frau sollte in dieser Situation alleingelassen werden, sondern jede sollte begleitet und gestärkt werden. Durch die gesetzlich verankerte Beratungspflicht kann eine flächendeckende Versorgung von Beratungsstellen für Frauen garantiert werden. Sie aufzuheben stellt für den SkF keine Lösung dar.
Was wünschen Sie sich vor allem für Ihre Schwangerschaftsberatung?
Dass sich Schwangere und deren Familien weiterhin gut von uns begleitet fühlen bei ihren Fragen und Themen und auch, dass wir bestimmte Bedarfe gut abdecken können wie zum Beispiel die Kinderwunschberatung. Ich wünsche mir ganz grundsätzlich, dass wir weiterhin die Möglichkeit haben, so zu arbeiten wie bisher.
Kontakt:
SkF-Schwangerenberatung, Schrannenstraße 1a, 85049 Ingolstadt. Telefon: 0841 9375560, E-Mail: schwangerenberatung@skf-ingolstadt.de, Internet: https://www.skf-ingolstadt.de/schwangerschaftsberatung
Es gibt auch Außensprechstunden im Pius- und im Konradviertel.