Roswita, Noemi, Michael, Bernarda und Oliver erklären, warum digitale Teilhabe nicht selbstverständlich ist.
Bei Zugverspätungen die beste alternative Verbindung übers Handy suchen, den nächsten Termin beim Bürgeramt am Wochenende online buchen, den entfernt lebenden Großeltern einen Schnappschuss vom Kindergeburtstag schicken: die Digitalisierung erleichtert den Alltag und erhöht in vielerlei Hinsicht die Lebensqualität.
Auch im sozialen Bereich bietet die Digitalisierung neue Chancen. Digitale Tools erleichtern beispielsweise Menschen mit körperlichen Einschränkungen die gesellschaftliche Teilhabe. So kann ein Login ein Zugang zum Leben sein.
Aber nicht alle Menschen können diese Chancen nutzen: Zehn Millionen Menschen in Deutschland sind noch immer offline. Manche von ihnen sind es freiwillig: Sie sehen im Internet keinen Nutzen für sich, ihre Netzwerke funktionieren auch ohne Internet und Smartphone. Andere jedoch sind trotz Interesses offline. Sie fühlen sich ausgeschlossen, abgehängt und außen vor gelassen. Auf diese richtet die Caritas ihre Aufmerksamkeit. Denn in unserer Welt spielt sich das Leben zunehmend digital ab. Digitale Teilhabe wird damit zur zentralen Voraussetzung für soziale Teilhabe.
Digitale Teilhabe – eine Frage …
… von Ausstattung und Zugängen
Ohne technische Ausstattung und Zugang zu WLAN oder mobilen Daten steht es schlecht um die Teilnahme am digitalen Leben. Oft sind fehlende finanzielle Möglichkeiten der Grund, warum sich Menschen kein Gerät leisten können, mit dem sie ins Internet kommen. Oder aber sie befinden sich in Einrichtungen wie Altenheimen, Wohneinrichtung für Menschen mit Behinderung oder Flüchtlingsunterkünften, in denen es keinen oder nur beschränkten Internetzugang gibt. Manche Menschen mit Behinderung hingegen sind trotz Gerät und Internetzugang ausgeschlossen, weil Apps und Webseiten nicht barrierefrei programmiert sind.
Digitale Teilhabe darf keine Frage des Einkommens sein. Neben öffentlich zugänglichen Computern oder Computerbörsen können freie WLAN-Hotspots Zugänge schaffen. Außerdem müssen Soft- und Hardware bedienbar sein für Menschen mit besonderen Bedürfnissen – egal, ob sie im Rollstuhl sitzen, alterssteife Finger haben oder blind sind.
… von digitalen Kompetenzen
Gut einem Drittel der Offliner ist das Internet zu kompliziert. Sie verzichten auf die Nutzung digitaler Geräte, weil sie sich überfordert fühlen und vermeiden sie, um sich nicht von der Unterstützung anderen abhängig zu machen. Doch die Fragen nach den Kompetenzen machen auch vor den Onlinern nicht halt: Manche finden es herausfordernd, Waren und Dienstleistungen online zu bestellen oder Online-Banking zu betreiben. Diese Fertigkeiten sind zentral, wo beispielsweise in ländlichen Regionen Nahversorger oder Bankfilialen schließen.
Aber auch digital Affinen sind digitale Zusammenhänge oder Fachbegriffe nicht immer klar. Dieses Wissen ist jedoch notwendig, um Risiken einschätzen zu können. Oder um mitzudiskutieren, wohin sich die digitalisierte Gesellschaft entwickeln soll und wo Grenzen zu setzen sind.
Digitale Teilhabe darf nicht an mangelnder Kompetenz scheitern. Alle müssen digitale Teilhabe erleben können. Dazu braucht es (Weiter-)Bildungsangebote z.B. in Schulen und Ausbildungsinstitutionen, Volkshochschulen und in ehrenamtlichen Projekten.
… der Datenautonomie
Digitale Angebote nicht zu nutzen, kann auch eine bewusste Entscheidung sein. Manche wollen zum Beispiel die Kontrolle über ihre personenbezogenen Daten nicht aus der Hand geben. Zwar fragen Unternehmen dank der Datenschutzgrundverordnung nun nach Erlaubnis, bevor sie Daten verarbeiten. Wenn man diese verweigert, kann der Dienst aber meistens nicht einmal mit Einschränkungen genutzt werden.
Datensouveränität, die den Bürger(inne)n mehr Macht über ihre Daten sichert, ist ein zentrales Ziel netzpolitischer Anstrengungen der Caritas. Jeder Mensch muss die Möglichkeit haben frei über die Verwendung seiner Daten bestimmen zu können. Die verbandliche Caritas ist hier Anwältin eines modernen Datenschutzrechts. Dort, wo die Caritas selbst Datenverarbeiterin ist, muss sie sich an hohen Standards von Datenschutz, Datensicherheit und Datensouveränität verlässlich messen lassen.
Mit der Kampagne „Sozial braucht digital“ nimmt der Deutsche Caritasverband Chancen und Risiken der Digitalisierung für das Soziale in den Blick. Sie ist Teil der dreijährigen Caritas-Initiative zum gesellschaftlichen Zusammenhalt (2018-2020).