Endlich wieder den Durchblick haben
Lutz Machalewski liest zögerlich und konzentriert: "Der Baum, unter dem wir essen." Christian Dullin schüttelt den Kopf und korrigiert: "Hier steht: Der Baum, unter dem wir saßen." Optiker Dullin verstellt das Messgerät. "Die leuchtenden Insekten, die in der Luft tanzten", liest Machalewski jetzt flüssig. Vor sieben Jahren hat er zum letzten Mal seine Sehstärke messen lassen. Damals, als er noch gut verdiente, hat er sich eine Brille gegen seine Kurzsichtigkeit und eine Lesebrille machen lassen.
Schon seit einiger Zeit kann er die Endhaltestelle an der Busanzeige nicht mehr richtig entziffern, und wenn er länger am Computer sitzt, tränen seine Augen und sein Kopf schmerzt. "Eine neue Brille kann ich mir von Hartz IV einfach nicht leisten. Damit komme ich, wenn ich sehr sparsam lebe, gerade so über die Runden", erzählt Machalewski.
Brillen sind für Hartz-IV-Empfänger oft ein Luxus
Machalewski arbeitet als Stromsparhelfer bei der Caritas - ein Zusatzjob, der mit 1,50 Euro pro Stunde vergütet wird. Er misst in Haushalten mit wenig Geld den Stromverbrauch und berät, wie Energie gespart werden kann. Alle Daten trägt er am PC in Formulare ein, und so sitzt er oft stundenlang mit angestrengten Augen vor dem Bildschirm. Als er von der Aktion "Gutes Sehen für alle" gehört hat, vereinbarte er direkt einen Termin in der Caritas-Sozialberatung in Berlin-Wilmersdorf. Dort hat die Sozialarbeiterin Vera Lanvers seinen Hartz IV Bescheid geprüft und ihm zwei Brillengutscheine ausgestellt. Aus einer Liste hat sich Machalewski Optiker Christian Dullin ausgesucht - einer von über hundert Berliner Optiker, die sich an der gemeinsamen Aktion der Caritas und des Zentralverbands der Augenoptiker beteiligen. Dullin misst, dass Lutz Machalewski auf dem linken Auge um ¾ Dioptrien schlechter sieht. "Ab einer halben Dioptrien empfehlen wir eine Sehhilfe", erläutert Dullin.
Lutz Machalewski kann aus sechs Brillenmodellen des Herstellers Silhouette auswählen. "Die mit den dunklen Rändern nehme ich, um in der Ferne besser zu sehen. Und die randlose Brille werde ich am PC benutzen", freut sich Machalewski. Eine Woche muss sich Lutz Machalewski noch gedulden, dann wird er durch die neuen Gläser die Endhaltestelle des Busses wieder aus der Ferne sehen können und entspannt vor dem Bildschirm arbeiten.