Vergib uns unsere Schulden
Nicolas Mantseris freut sich über jeden, der zu ihm in die Schuldnerberatung der Caritas Mecklenburg kommt. Den meisten kann er helfen. Doch der Berater weiß: Vielen fällt dieser Schritt schwer. Scham, Krankheit und Perspektivlosigkeit bremsen sie aus. Wer überschuldet ist, denkt oft: Das schaffe ich auch allein. Doch ohne professionelle Beratung gelingt es den wenigsten, sich auch nur einen Überblick über die eigene Lage zu verschaffen. Mantseris rät deshalb, sich auch schon bei kleinen Beträgen an die Caritas zu wenden: "Kommen sie lieber früh als spät!"
Schuldnerberatungen der Caritas | Online-Schuldner-Beratung der Caritas
Bis zur Beratung vergehen im Schnitt vier Jahre
Die Zahl der Menschen, die überschuldet sind, steigt bundesweit. Ebenso die Höhe der Schulden, mit denen sie in der Kreide stehen. Laut Statistischem Bundesamt lagen die Forderungen im Jahr 2015 durchschnittlich bei 34.000 Euro. Ratenzahlungen und Konsumverzicht – das sind nur zwei Wege, wie Betroffene versuchen, die Schuldenlast zu mindern. Häufig nehmen sie weitere Kredite auf, um das Schuldenloch zu stopfen. Damit geraten sie in einen Teufelskreis, aus dem die meisten erst nach vier Jahren wieder aussteigen, indem sie zu einer Schuldnerberatung gehen.
Betroffene leiden
Laut einer Studie der Universität Mainz sind überschuldete Menschen häufiger krank. Oft handelt es sich dabei um psychische Erkrankungen wie Angstzustände, Depressionen oder Psychosen und Gelenk- und Wirbelsäulenerkrankungen. Häufig kommen soziale Probleme hinzu: Der Kontakt zu Familie und Freunden leidet – was psychische Erkrankungen weiter begünstigt.
Hauptursache: Arbeitslosigkeit
Bei vielen ist die plötzliche oder langfristige Arbeitslosigkeit der Auslöser für eine Überschuldung. Wenn dann noch Scheidung und Unterhaltszahlungen hinzukommen, bricht das das aus Ratenkäufen und Dispokredit errichtete Kartenhaus vollends zusammen. "Dann wird selbst die Stromrechnung zum finanziellen Desaster", sagt Schuldnerberater Mantseris. Immer wieder erlebt er, dass die Gefühle der Betroffenen in solchen Situationen Achterbahn fahren. Keine gute Voraussetzung, um die eigene finanzielle Lage in den Griff zu bekommen.
Privatinsolvenz als letzte Rettung
Der Gang zur Schuldnerberatung ist für viele der rettende Schritt. Dort gibt es jemand, der die Dinge sortiert, Briefe versteht und erklärt. Oberstes Ziel: Keine neuen Schulden mehr machen. Dazu müssen die finanziellen Belastungen so gestaltet sein, dass sie aus den Einnahmen bezahlt werden können. Deshalb helfen die Berater auch bei den Verhandlungen mit den Gläubigern, die noch Geld zu bekommen haben. Oft wird dabei ein Vergleich ausgehandelt: Der Schuldner bekommt vom Gläubiger mehr Zeit, seine Schulden in kleineren Raten zu begleichen. Wenn auch das nicht mehr hilft, muss ein privates Insolvenzverfahren eingeleitet werden. Auch dabei helfen die Berater der Caritas.
Doch bei der Schuldnerberatung geht es nicht allein ums Geld: "Viele Schulden haben psychische Ursachen wie Sucht oder Depression. Wir arbeiten mit Partnern zusammen, die für solche Probleme geschult sind und gezielt helfen können", erklärt Berater Mantseris. Seine Erfahrung zeigt: Wenn Menschen bereit sind, auch diese Themen zu bearbeiten, haben sie die Kraft und Motivation ihren Schuldenberg abzutragen.