Wie unterstützt ein Betreuer im Alltag?
Was macht Ihr Betreuer für Sie?
Unser Betreuer kümmert sich vorrangig um regelmäßige behördliche Angelegenheiten, wie zum Beispiel die GEZ-Befreiung, den Kontakt mit dem Sozialamt (unter anderem wegen Rentenerhöhungen, Gasrück- oder -nachzahlungen), mit der Krankenkasse und dem Integrationsamt wegen Befreiungsausweisen und dem Schwerbehindertenausweis. Darüber hinaus bitten wir ihn manchmal um Hilfe bei Konflikten mit der Wohnungsvermietung, mit Behörden, die uns überfordern, wie die Schufa, oder bei Erbangelegenheiten.
Wie erleben Sie diese Unterstützung?
Wir finden es ideal, wie es aktuell ist. Es könnte nicht besser laufen: Unser Betreuer hilft dort, wo wir Hilfe benötigen. Was wir selber können, erledigen wir selbst. So leben wir selbstbestimmt und erhalten dennoch die Unterstützung, die wir brauchen, um trotz Behinderungen und Alltagseinschränkungen ein halbwegs normales Leben führen zu können – für das wir uns nicht schämen müssen.
Offene und respektvolle Kommunikation ist in der rechtlichen Betreuung sehr wichtig
Werden Ihre Wünsche und Vorstellungen in der Praxis erfüllt?
Ja. Unser Betreuer bemüht sich, unseren „Extrawünschen” so gut wie möglich nachzukommen. Um ein Beispiel zu nennen: Wir baten ihn, uns seinen Urlaub vor Antritt desselben via E-Mail
oder SMS anzukündigen. Und das tut er.
Das klingt klasse. Aber gibt es auch Bereiche, wo es noch Luft nach oben gibt?
Das einzige Problem ist manchmal die Erreichbarkeit. Ab und an haben wir eine sehr dringende Angelegenheit und möchten das am liebsten sofort klären. Allerdings meldet sich unser Betreuer stets zeitnah, meistens am nächsten Tag, spätestens innerhalb weniger Tage, und wir wissen, dass das nicht selbstverständlich ist.
Gibt es Dinge, die Sie mit Unterstützung gerne selbst machen würden, dies aber derzeit nicht so ist?
Nein, aktuell können wir alles, was wir selber möchten, alleine erledigen. Bis jetzt kam es glücklicherweise noch nicht zu solch einem Fall und selbst wenn dies so wäre, würden wir uns bei unserem Betreuer in guten Händen fühlen. Uns ist eine offene, respektvolle Kommunikation sehr wichtig, das gilt für uns ebenso wie für unseren Betreuer. Für kein Geld der Welt würden wir ihn gegen einen anderen eintauschen wollen.
Das Interview führte Christine Mittelbach, Chefin vom Dienst bei der Fachzeitschrift neue caritas.