Menschen mit Migrationshintergrund stellen mit 20 Prozent einen bedeutsamen Teil der Bevölkerung in Deutschland dar (Statistisches Bundesamt 2013). Mit einem Anteil von 16,8 Prozent im ambulanten und 13 Prozent im stationären Bereich machen Menschen mit Migrationshintergrund auch einen nicht unbedeutenden Teil des Klientels von Suchthilfeeinrichtungen aus
Allerdings gibt es bisher nur wenig verlässliche Daten dazu, wie viele Menschen mit Migrationshintergrund von einer Suchterkrankung betroffen sind und wie gut sie von Suchthilfeeinrichtungen erreicht werden. Es bleibt daher unklar, inwieweit Menschen mit Migrationshintergrund ihrem Bevölkerungsanteil entsprechend Einrichtungen der Suchthilfe aufsuchen. Untersuchungen verweisen darauf, dass Menschen mit Migrationshintergrund in Suchthilfeeinrichtungen eher unterrepräsentiert sind. Auch die Unterstützung von Selbsthilfe ist bisher nur wenig auf Menschen mit Migrationshintergrund ausgerichtet.
Menschen mit Migrationshintergrund in der Suchthilfe besser erreichen
Um ein differenziertes Bild der Versorgungssituation in Bezug auf Suchtberatung, Suchtbehandlung und Sucht-Selbsthilfe für Menschen mit Migrationshintergrund zu erhalten und Ansatzpunkte zur Optimierung abzuleiten, hat der DCV 2012 eine Fragebogenerhebung in seinen Beratungs- und Behandlungsstellen durchgeführt. Die Ergebnisse deuten auf eine hohe Relevanz der Thematik in der Praxis hin, sowohl in der beruflichen Suchthilfe als auch in der Sucht-Selbsthilfe, wobei der Lösung von Sprachproblemen jeweils eine besonders wichtige Bedeutung zukommt.
Muttersprachliche Angebote als ein Lösungsansatz
Um die Lösung von Sprachproblemen zu unterstützen, hat der DCV muttersprachliche Informationen, Materialien und Internetseiten zum Thema Sucht in den Sprachen Englisch, Französisch, Russisch, Türkisch, Polnisch, Spanisch, Italienisch, Kroatisch und Arabisch recherchiert (zu finden auf den Seiten der Online-Beratung Sucht und den Sucht-Ratgeberseiten). Ergänzt werden die Informationen durch eine Zusammenstellung muttersprachlicher Beratungs-, Behandlungs- und Selbsthilfeangebote bzw. entsprechender Datenbanken zur Recherche solcher Angebote.
Für den Bereich Selbsthilfe hat die Erhebung des DCV gezeigt, dass einem hohen Bedarf ein sehr geringes Angebot gegenübersteht. Daraufhin wurden telefonische Interviews mit muttersprachlichen Gruppenleiter(inne)n geführt, deren Ergebnisse Hinweise zu einem erfolgreichen Aufbau von muttersprachlichen Selbsthilfe-Gruppen geben. Langfristig wäre es auch interessant, Finanzierungsmöglichkeiten zur Übersetzung der "Häufig gestellten Fragen" im Bereich der Online-Sucht-Beratung zu prüfen, aber auch Möglichkeiten zur Umsetzung muttersprachlicher Online-Beratung.
Wie agiert man kultursensibel in der Beratung?
Infografiken zum Download
Infografik: Kultursensibles (Erst-)Gespräch mit Geflüchteten und Menschen mit Migrationshintergrund
Infografik: Verschiedene Vorstellungen von Krankheit und Gesundheit
Dokumentation zum Fachtag „Migration und Sucht” (07/2021)
Praxiseinblick in die Arbeit einer Beratungsstelle
F. Abaas ist Mitarbeiter beim SKM Köln. Im Video berichtet er von seiner Arbeit in der Sucht-Beratungsstelle mit besonderem Blick auf Klient:innen mit Migrationshintergrund.
Wie funktioniert Drogenaufklärung von jungen Geflüchteten mit der App „BePrepared”?
Laura Fischer, Psychologin am Deutschen Institut für Sucht- und Präventionsforschung, stellt die App „BePrepared” vor. Die App informiert junge Geflüchtete zu den Themen Alkohol und Cannabis.