Ende des Jahres ist Schluss – das Bundesprogramm für Sprach-Kitas soll auslaufen
Frau Wohlgethan, Sie leiten eine Sprach-Kita. Seit wann nimmt Ihre Einrichtung an dem Bundesprojekt teil?
Unsere Kita ist von Anfang an dabei. Wir haben mit dem Projekt in 2016 von Null an gestartet und haben uns seither in der Sprachbildung für Kinder von null bis sechs Jahren, der Begleitung der Eltern und der Qualifizierung der pädagogischen Fachkräfte stark weiterentwickelt.
Sprachliche Vielfalt in Sprach-Kitas fördert grundsätzlich die gesamte Kita-Arbeit
Warum ist das Programm aus Ihrer Sicht so wichtig?
Das Programm ist so wichtig, weil es in alle Bereiche der pädagogischen Arbeit einfließt, weil die sprachliche Vielfalt grundsätzlich die gesamte Kita-Arbeit fördert. Das fängt bei der räumlichen Gestaltung der Gruppenräume an, wenn ich Literatur-Tipps aufstelle, wenn Sprach-Übersetzungsbücher überall ausliegen, wenn Jahreskalender zum Sprechen anregen. Und das geht bis hin zu verschiedenen spielerischen Anlässen. Über Bewegung - zum Beispiel in unserer Piratengruppe - wo die Kinder ihren Wortschatz in unterschiedlichsten Richtungen trainieren können. Viele unserer Kinder haben Zuhause eine andere Familiensprache als Deutsch. Und wenn die Kinder in der Kita einen großen Wortschatz erfahren können, sind sie später in der Lage, damit gut Aufsätze zu schreiben.
Welche Mittel erhalten Sie als Förderung?
Uns wurde eine Fachkraft mit 50 Prozent finanziert, wir erhalten aktuelle Fachliteratur und teilweise zusätzliche Finanzmittel. Über das Programm haben wir jetzt in der Corona-Zeit noch eine zusätzliche Digitalisierungspauschale erhalten. Davon konnten wir beispielsweise Tablets und Toni-Boxen kaufen und ein bisschen intensiver in die geschulte Mediennutzung einsteigen.
Konkrete Konsequenzen durch das Aus der Förderung von Sprach-Kitas
Was bedeutet das Aus der Förderung für die Kitas?
Die Kinder erfahren Sprache über Musik, Bewegung, angeleitet im Alltag. Unsere Fachkraft reflektiert den Sprachstand der Kinder, bei uns in diesem Fall zum Beispiel über Videoanalyse. Unsere Fachkraft ist auch die Ansprechpartnerin für Eltern und Kinder bei Sprachproblemen und Sorgen und es gibt einen guten Kontakt zum kommunalen Integrationszentrum. Unsere Fachkraft schult und qualifiziert auch neue Erzieherinnen in der Sprachbeobachtung. In den vergangenen Jahren hat sie dadurch den Stellenwert von Sprache in unserer Einrichtung weit nach vorne gebracht. All das fällt weg, wenn die Förderung der Projektstelle der Sprachexpertin entfällt. Es wäre ein Verlust auf ganzer Linie. Wir würden die Frauenpower der Kollegin verlieren, die inhaltliche Arbeit und auch das Vertrauensverhältnis zu Eltern und Kindern.