Schwangerschaftsberatung an der Grenze der Belastung
Sabine Fähndrich vom Deutschen Caritasverband erklärt im Interview, wie die katholische Schwangerschaftsberatung auf die aktuellen Entwicklungen reagiert.
Wie verändert sich die Schwangerschaftsberatung, wenn mehr Migrantinnen kommen?
Für die Beraterinnen der Caritas und des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) ist das an sich nichts Neues. Es gab schon immer viele Migrantinnen, die unsere Schwangerschaftsberatungsstellen besucht haben. Die Jahresstatistik zeigt allerdings, dass in den letzten beiden Jahren viele Frauen aus dem nicht-europäischen Ausland dazu kamen. Viele sind Geflüchtete, die kein Deutsch können. Bei ihnen müssen sich die Beraterinnen auf die Basics begrenzen - und diese möglichst verständlich kommunizieren. Deshalb machen wir unsere Mitarbeiterinnen auch verstärkt mit Fortbildungen und Fachtagen fit für eine kultursensible Beratung.
Man könnte also sagen, dass die Schwangerschaftsberatung vielseitiger wird?
Ja. Es gehört zu den Stärken unserer Beraterinnen, dass sie sehr schnell und sensibel auf gesellschaftliche Entwicklungen reagieren - auch auf die am Rand der Gesellschaft. Deshalb passen wir auch ständig unser Angebot an. So bieten beispielsweise Beratungsstellen Kurse in Kooperation mit Hebammen an, um Migrantinnen das Gesundheitssystem zu erklären, haben Sprachkurse etabliert und sind in Erstaufnahmelager von Flüchtlingen gegangen, um dort zu beraten.
Können die Beratungsstellen alle Anforderungen weiterhin gut erfüllen?
Im Laufe von drei Jahren sind die Beratungszahlen um 19 Prozent gestiegen. Dadurch sind einzelne Beraterinnen an ihr Limit gekommen. Problematisch ist auch, dass die Zahlen regional extrem schwanken: In Ballungsgebieten wie Nordrhein-Westfalen, Stuttgart oder München ist die Nachfrage beispielweise besonders hoch.
Wie kann man diesen Entwicklungen entgegenwirken?
Wenn wir weiterhin so viele Anfragen haben, müssen wir letztlich mit den Ländern über die Finanzierung der Schwangerschaftsberatungsstellen sprechen. Die Beratungsstellen haben sich in den vergangenen Jahren weiter qualifiziert und gut aufgestellt, um neue gesetzliche Aufträge zu erfüllen. Parallel dazu führten die Geflüchteten zu steigenden Beratungszahlen. Was so seit 2014 übergangsweise gestemmt wurde, ist ohne zusätzliche Ressourcen auf Dauer nicht zu leisten. Neue Stellen gab es meist nur dort, wo Stiftungen oder kirchliche Geldgeber eingesprungen sind. Dabei ist gerade die aufsuchende Arbeit in Einrichtungen für Geflüchtete zeit- und personalintensiv.
Ausführliche Zahlen und Analysen liefert die Jahresauswertung der Katholischen Schwangerschaftsberatung, die Sie am Ende der Seite herunterladen können.