Erfolgsmodell Bundesfreiwilligendienst?
Der Start des BFD war holprig. Wie stand die Caritas zu dem neuen Angebot?
Die von uns favorisierte Lösung war, die freigewordenen Mittel aus dem Zivildienst zu nutzen, um die bereits etablierten Jugendfreiwilligendienste FSJ und FÖJ auszubauen. Der Bund hat aber plausibel dargelegt, dass das nicht möglich ist. Wir haben das bedauert und gleichzeitig bekräftigt, aktiv und konstruktiv an der Gestaltung des neuen Dienstes mitzuwirken.
Wie groß ist die Nachfrage bei der Caritas?
Sie ist erfreulich und unerwartet hoch, unabhängig von der Altersgruppe. Wie alle anderen sind wir bis zuletzt davon ausgegangen, dass sich beim BFD die Nachfrage in den ersten Jahren nur zögerlich entwickeln wird. Das Gegenteil ist der Fall. Jetzt befinden wir uns in der schwierigen Situation, dass es viele Bewerber, aber zum jetzigen Zeitpunkt keine freien Plätze mehr gibt.
Gibt es regionale Unterschiede?
Ganz klar erkennbar ist, dass es in den neuen Bundesländern viel schwieriger ist, junge Menschen für den Freiwilligendienst zu gewinnen. Das liegt vor allem am demografischen Wandel. Andersherum ist der Anteil der über 27-jährigen in den östlichen Bundesländern deutlich höher.
Wie stark wird das Angebot des BFD von älteren Freiwilligen über 27 genutzt?
Der Anteil der über 27-jährigen auf Bundesebene liegt derzeit bei etwa 30 Prozent. Das ist überraschend hoch. Bei der Caritas beträgt der Anteil etwa halb so viel.
Hat der BFD die Lücke, die der Zivildienst hinterlassen hat, geschlossen?
Der BFD soll den Zivildienst nicht ersetzen. Vielmehr soll er die Auswirkungen seiner Abschaffung auf die soziale Infrastruktur abfedern. Die Zahl der Freiwilligen im Bundesgebiet hat sich mehr als verdoppelt. Damit hat der BFD das Ziel, bürgerschaftliches Engagement zu fördern und zivilgesellschaftliche Strukturen zu stärken, auf jeden Fall erreicht.
In welchem Verhältnis stehen BFD und FSJ zueinander?
Es gibt zwischen den beiden Angeboten keine Konkurrenz. Die Praxis hat gezeigt, dass die Konditionen vergleichbar sind. Die Freiwilligen spüren in der Regel gar nicht, ob sie ein FSJ/FÖJ oder einen BFD leisten.
Der BFD wird von vielen jetzt schon als Erfolgsmodell bezeichnet. Inwiefern gilt das auch für die Caritas?
Nach nach einem Jahr ist es für ein abschließendes Fazit noch zu früh. Positiv ist ohne Zweifel die hohe Nachfrage. Wir als Caritas beschäftigen derzeit etwa 3.800 BFDler. Das Format Bundesfreiwilligendienst scheint die Leute zu interessieren und zu begeistern. Ob es ein dauerhafter Erfolg wird, hängt davon ab, wie hoch die Engagementbereitschaft in der Bevölkerung ist. Außerdem müssen wir noch einige administrative Probleme in den Griff bekommen.
Was verursacht die meisten Schwierigkeiten?
Problematisch ist zum Beispiel der Umgang mit dem sogenannten Bildungsgutschein für die pädagogische Begleitung. Durch die hohe Zahl der Freiwilligen sind die Bildungszentren zu den Stoßzeiten überlastet. Die Bildungsgutscheine können nicht alle eingesetzt werden und verfallen. Ab 2013 will der Bund außerdem den Wert des Bildungsgutscheins reduzieren. Dann können die Bildungszentren nur noch eine statt wie bisher drei Wochen genutzt werden. Im Gegenzug müssen die Träger doppelt so viele Bildungstage mit einem unveränderten Zuschuss organisieren und durchführen. Die ständige Veränderung der Rahmenbedingungen sorgt für erheblichen Unmut.