Digitalisierung muss offensiv diskutiert werden
"Gehen Sie weg von der Marketingsprache und vom Digitalisierungsslang", forderte Welf Schröter vom Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) beim Caritaskongress in der Session "Digital, analog, durchgestartet, abgehängt – wie sieht die Zukunft unserer Arbeit aus?".
Ist die Entscheidungshoheit der Menschen bedroht?
Die Sprache verdecke den Blick auf die Realität in der Digitalisierung. Wir seien im ganzen Prozess noch bei der Zubereitung der Vorspeise. Die Hauptspeise komme erst noch. Seiner Ansicht nach ist die autonome Informationstechnik kein denkendes System, aber sie bedrohe dennoch die Entscheidungshoheit von Menschen. Er sieht die Gefahr, dass diese die Fähigkeit verlieren, im Prozess überhaupt noch mitzukommen.
Die Entscheidungen zur Digitalisierung geschähen derzeit bei den IT-Leuten im Backend, geprägt von einem ökonomischen Wettbewerb. Um die ethische Grundfrage drücke man sich derzeit noch herum. Schröters Forderung: Autonome Systeme dürften auf keinen Fall über die Köpfe der Menschen hinweg entscheiden. Es müsse öffentliche Räume geben, wo die Digital Workers und die Nutzer zusammenkommen und ethische Werte diskutieren.
Nachholbedarfe bei der Caritas
Auch Caritasdirektorin Sabine Depew (Essen) will vom Nutzer her denken. Sie sieht bei der Caritas noch einen großen Nachholbedarf in Punkto Finanzierung der Digitalisierung und beim Thema der Weiterbildung für die Mitarbeitenden. Denn in den Fachkompetenzen bestehe eine Lücke. Ein kultureller Wandel brauche auch eine neue Führungskultur. Schröter: "Wir müssen Anforderungen gestalten von einem Prozess, den wir noch gar nicht begriffen haben." Dass die autonomen Techniken nicht nur von der Technik her gesehen werden, hätten die Versicherungen inzwischen begriffen.
In der Diskussion bestand Einigkeit, dass man an einem Wendepunkt stehe, die Algorithmen dürften nicht sich selbst überlassen werden. Nötig seien moderierte Diskurse auf den unterschiedlichsten Ebenen: Technik, Ethik, Politik, Verbraucher.
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