Digitale Diener auf dem Vormarsch
Wie war’s bei der Session "Robotik in der Altenpflege"
Das Thema:
Die Herausforderung ist klar erkennbar: Bis 2030 steigt die Zahl der pflegebedürftigen Menschen um die Hälfte auf 3,4 Millionen an, während die Zahl der Menschen abnehmen wird, die in der Pflege tätig sind. 500.000 Vollzeitkräfte werden dann fehlen, rechnete Barbara Rinser vom DiCV München-Freising vor. Demografischer Wandel und Fachkräftemangel sind eine ungute Kombination und reißen eine Versorgungslücke auf, die nach innovativen Lösungen ruft. Robotische Assistenzsysteme könnten neben vielen anderen welche sein.
Intelligente Maschinen unterstützen Menschen mit Einschränkungen, geben ihnen wieder mehr Autonomie zurück, erläuterte Jörn Vogel vom DLR-Institut für Robotik und Mechatronik. EDAN zum Beispiel. Er besteht aus einem Rollstuhl mit Leichtbau-Roboterarm und einer Fünf-Finger-Hand. Der sanfte Riese kann nicht nur mittels Joy-Stick gesteuert werden, sondern auch über Muskelsignale, die direkt auf der Hautoberfläche gemessen werden. Er erkennt kleinste Muskelsignale und ermöglicht Schlaganfall-Patienten oder Menschen mit Muskelschwäche, wieder allein Türen, Fenster und Schubladen zu öffnen, sich selbstständig etwas zu trinken einzuschenken.
Neben EDAN entwickeln DLR und Caritas im Projekt SMILE (Servicerobotik für Menschen in Lebenssituationen mit Einschränkungen) noch Rollin‘ Justin, einen Heimassistenzroboter. Der digitale Diener wischt schon mal Staub oder sucht die Brille. Beide Systeme lassen sich intuitiv steuern und werden teilautonom unterstützt. Künstliche Intelligenz macht’s möglich. Mit HUG, dem dritten im Bund, können Angehörige oder Pflegekräfte EDAN und Justin aus der Ferne steuern. Ursprünglich für die Raumfahrt konzipiert, wirken die blau-silbern glänzenden Roboter noch ein wenig groß. Dennoch sind sie sehr wendig und feinfühlig.
Mit Bring, Hol- und Hilfsdiensten sollen die Roboter die Pflegekräfte bei Routinetätigkeiten unterstützen und entlasten, damit für die Mensch-zu-Mensch-Pflege mehr Zeit bleibt. Die nämlich soll auf keinen Fall durch Robotik ersetzt werden, wie die Caritas betont.
Die Diskussion:
Sie polarisierte zwei Aspekte: "Prima Projekt" und "Wo bleibt der Mensch?" Die einen plädierten dafür, die rasante technologische Entwicklung in der KI (Künstliche Intelligenz) schnell zu nutzen und mitzugestalten statt nur staunend vielen Innovations- und Digitalisierungsprozessen zuzusehen. Andere wiederum mahnten, dass die ethische Reflexion nicht zu kurz kommen dürfe. Die Menschen - Mitarbeitende wie Klient(inn)en - müssten gefragt, ihre Bedürfnisse berücksichtigt werden.
Genau das sei ein wesentliches Ziel des Kooperationsprojekts mit der DLR, wie Barbara Rinser betonte. Die Menschen dort abzuholen, wo sie sich mit ihren Wünschen, Möglichkeiten und Kompetenzen befinden. Deshalb wirken an dem Projekt auch der Ethikrat und die Katholische Stiftungshochschule mit. Technikfreundlichkeit schließt Menschenfreundlichkeit nicht aus und umgekehrt. Robotische Systeme ersetzen keine Menschen und schon gar keine Zuwendung und Fürsorge. Assistenzsysteme sollen Nutzen bieten, den Mitarbeitenden mehr Zeit für die Beziehungsarbeit schaffen und den Pflegebedürftigen mehr Selbstständigkeit geben.
Das Fazit:
Wir sollten die Tür öffnen für Technologien, die helfen, entlasten und ethisch sind. So tragen technische Neuerungen auch zur hohen Qualität in der Pflege bei. Assistenzsysteme, die das Fachpersonal unterstützten, sind nur ein Beispiel, wie die Digitalisierung den Alltag in der sozialen Arbeit verändern wird.
Video-Interview mit Jörn Vogel vom Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR):
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