Kuno Joerger
Im Mai 1893 in Heidelberg geboren, wurde Kuno Joerger bereits mit 22 Jahren in Freiburg zum Priester geweiht. Nach kurzer Vikarszeit in Durmersheim und Karlsruhe wechselte er auf Wunsch Lorenz Werthmanns ins Generalsekretariat des Deutschen Caritasverbands. Hier vertrat er 1916 Generalsekretär Arthur Klieber, der damals für eine – wie sich erst noch herausstellen sollte – kurze Zeit zum Militärdienst eingezogen worden war. Fünf Jahre später wählte der Zentralrat Kuno Joerger auf dem Caritastag in Limburg zum Generalsekretär. (Zum selben Zeitpunkt trat der zweite Präsident in der Geschichte des Deutschen Caritasverbands, Benedikt Kreutz, sein Amt an.)
Für seine zentrale Aufgabe als Generalsekretär – einen großen Verband in stabiler Ausgeglichenheit zu halten – brachte Kuno Joerger die richtigen Talente mit: Er wurde als umsichtiger und zielstrebiger Organisator, zugleich aber auch als sehr empathisch und die eigene Person zurücknehmend beschrieben.
Zu anderen katholischen Organisationen sowie zu den weiteren Spitzenverbänden der freien Wohlfahrtspflege stellte er über Jahrzehnte hinweg die Grundlagen guter Zusammenarbeit sicher. Mitarbeitende der Freiburger Zentrale erlebten ihn als immer hilfsbereiten und geduldig zuhörenden Berater und Freund, ob es nun um dienstliche oder private Schwierigkeiten ging – die sich in der Nazizeit zwangsläufig häuften.
Für die „Caritas“, eine Vorläuferpublikation der heutigen Fachzeitschrift „neue caritas“, verfasste Kuno Joerger rund 100 Beiträge, und maßgeblich wirkte er an Aufbau und Weiterentwicklung internationaler Caritas-Strukturen mit.
Kuno Joerger war auch passionierter und erfahrener Briefmarkensammler. Nach dem Krieg setzte er sich hartnäckig dafür ein, die Idee der Wohlfahrtsmarke wiederzubeleben, die von den Nazis vereinnahmt und damit korrumpiert worden war. Eine Publikation der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) 1983 vermerkt zu seinen Bemühungen:
"Wie immer brauchte es einen ‚Dickkopf‘, der die Idee durchsetzte." Joerger "warb und drängte unaufhörlich … und eine zunächst langsame Entwicklung begann."