Dr. Roland Batz, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Regensburg
Die Corona-Pandemie macht auch vor den Religionsgemeinschaften nicht halt. Die katholische Kirche steht, wie viele andere, zweifelsohne vor einer epochalen Herausforderung. Kirche lebt von Gemeinschaft. Doch "social distancing" macht die gelebte und erlebte Glaubensgemeinschaft derzeit unmöglich; denn auch der Livestream eines Gottesdienstes ist kein vollwertiger Ersatz.
Ist das religiöse Sinnsystem deshalb aus der Öffentlichkeit verschwunden? Haben, wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung schreibt, viele Kirchenverantwortliche die staatlichen Eingriffe in das Grundrecht der Religionsfreiheit einfach "schmerzfrei" hingenommen?
Nein. Diesen Behauptungen steht die tatsächliche Lage und Einschätzung diametral entgegen. Nicht Schmerzfreiheit oder Gleichgültigkeit haben die Bischöfe geleitet, sondern Vernunft und Nächstenliebe. Nicht leichtfertiges Abtauchen, sondern ihr hohes Verantwortungsbewusstsein haben sie damit zum Ausdruck gebracht. Es ist ihrem schnellen und klugen Handeln zu verdanken, dass die gottesdienstlichen Versammlungen nicht zu Hotspots der Verbreitung des Virus geworden sind.
Darüberhinaus dürfen wir nicht übersehen, dass sich die Kirche ihrem christlichen Wesen gemäß nicht nur in der gottesdienstlichen Feier (Liturgie) zeigt – sondern vor allem auch im karitativen Tun. In den Beratungsdiensten, in Krankenhäusern und Altenheimen (als Träger und in der Seelsorge) steht sie in vorderster Reihe. Von Schmerzfreiheit oder einem Verschwinden aus der Öffentlichkeit kann keine Rede sein. Die Kirche ist und bleibt den Menschen nah.
– Dr. Roland Batz, Vorsitzender des Caritasverbandes für die Diözese Regensburg